„Der erste Kuss war seltsam“
Zum Tod von Rosamunde Pilcher (†94) läuft Romanze mit schwulem Paar
Drei Tage nach ihrem plötzlichen Tod infolge eines Schwächeanfalls bricht Rosamunde Pilcher (†94) noch ein Tabu. Eine schwule Liebesbeziehung stand noch nie im Zentrum eines ihrer Romantik-Filme. Das ändert sich an diesem Sonntag (ZDF, 20.15 Uhr). In „Die Braut meines Bruders“spielen „SOKO München“-Kommissar Joscha Kiefer und „GZSZ“-Star Tommy Schlesser ein schwules Pärchen, das aus der Geheimhaltung ausbricht. Das erste schwule Pilcher-Paar zeigt sich im MOPO-am-Sonntag-Doppelinterview stolz darauf.
Die Story dieser anlässlich des Todes der Autorin vorgezogenen Folge der Reihe „Herzkino“ist ein doppelter Tabubruch – denn Kiefer (36) spielt auch noch einen schwulen Fußballer, sein heimlicher Freund ist sein Vereinsarzt. Und der Fußballer hat – so was soll’s ja auch im echten Leben geben – eine „Fake-Freundin“.
„Ich spiele z einen Mann, der jemanden liebt“, erklärt Schauspieler Kiefer. „Allerdings kann er aus verschiedenen Gründen nicht dazu stehen. Er hat Angst vor dem Stigma, das an ihm heften würde, wenn er sich outet. Das stellt er über die eigenen Gefühle, bis der Moment kommt, in dem er sich entscheiden muss. Ganz ehrlich – das spielen zu dürfen, ist ein Geschenk.“
Auch Schlesser (29) freute es „unheimlich“, wie er sagt. „Gerade auch weil es das erste Mal ist, dass dieses Thema in einem Pilcher thematisiert wird. Als heterosexueller Mann verbinde ich mit dieser Rolle eine große Verantwortung.“
Apropos: Spielen mussten sie ihre Zuneigung füreinander in diesem Fall komplett. Denn privat sind beide hetero. Jo- scha hat Kollegin („Sturm der Liebe“) 2013 das Jawort gegeben, Tommy ist mit Jugendliebe Eva seit 2017 verlobt. Sie spielten erstmals schwule Rollen.
Dafür gab’s aber Tipps von einem in Sachen Homosexualität erfahrenen Kollegen: Pro7-Moderator und Schauspieler
„Ich habe mit ihm über die Rolle gesprochen“, verrät Joscha Kiefer. „Er hat zusammen mit bei der ,Verbotenen Liebe‘ jahrelang ein schwules Paar gespielt. Er meinte, der erste Kuss ist seltsam, aber irgendwann gewöhnt man sich daran und am Ende ist es normal. Na ja, was soll ich sagen, er hatte recht.“
Der Film könnte nicht nur Tabus brechen, sondern auch eine Wirkung haben, hofft Kollege Schlesser. „Wenn der Film auch nur einige Menschen dazu bringt, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen und somit freier zu sein, dann glaube ich, habe ich den Job gut erledigt und mein Ziel erreicht.“
Thore Schölermann. Kristina Dörfer Jo Weil