„Sag denen, ich hätt’ mich mit dem Föhn erschossen“Der letzte Wunsch des Zeichners an seinen alten Kiez-Kumpel
Sie waren enge Freunde, seit sie sich vor vier Jahrzehnten bei Domenica in der Herbertstraße zum ersten Mal trafen: der geniale Zeichner Tomi Ungerer ( ✝ 87) und Kiez-Fotograf Günter Zint (77). Als Zint seinen alten Weggeffährten zum letzten Mal traf, gab der ihm einen Wunsch mit auf den Weg – sehr speziell und typisch Ungerer.
„Mach mal ein Foto“, sagte der Künstler, als Zint ihn vor einigen Jahren in Straßburg besuchte – hielt sich einen Föhn an den Kopf, grinste schelmisch und erklärte: „Wenn ich mal tot bin, gibst du das an die Presse, und die sollen schreiben: ,Tomi hat sich mit seinem Föhn erschossen.’“
Günter Zint muss lachen bei der Erinnerung: „Tomi war ein alt gewordener Lausbub, der hat sein Leben lang über alles Witze gemacht, auch über seinen Tod.“
Tomi Ungerer, Karikaturist, Illustrator, Kinderbuchautor („Kein Kuss für Mutter“), ironischer Freigeist, starb am 9. Februar 2019 in Irland, wo seine Tochter lebt.
Ungerer und Zint lernten sich kennen, als der Elsässer Ungerer Anfang der 80er nach Hamburg kam, um für sein Buch „Schutzengel der Hölle“zu recherchieren – und sich monatelang bei Deutschlands berühmtester Domina einquartierte: Domenica Niehoff ( ✝ 63). Ungerer und Domenica auf dem Bett – das Bild zählt zu Zints berühmtesten Fotos.
Tomi Ungerer wurde 1931 in Straßburg geboren, als Sohn eines Uhrmachers. Die elterliche Villa beherbergt das Tomi-Ungerer-Museum mit Exponaten von den ersten Kinderzeichnungen bis zu hintersinnigen erotischen Illustrationen („Das Kamasutra der Frösche“).
Zints liebstes Erinnerungsstück an seinen alten Freund: „Eine Tasse in Form eines Kameraobjektivs, die hat er mir auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt geschenkt.“Morgen ab 18 Uhr wird Zint im Sankt Pauli Museum (Davidstraße 17) von Tomi Ungerer und Domenica erzählen. Es ist Domenicas 10. Todestag.