Eine Therapie, keine Abrechnung
CDU bewältigt Trauma
Eins ist klar: Anderthalb Tage sind zu kurz für eine Traumabewältigung. Zu tief hat die Flüchtlingspolitik die CDU seit 2015 gespalten. Und doch war es vernünftig, dass die neue CDU-Chefin KrampKarrenbauer das Problemthema früh in ihrer Amtszeit zum Schwerpunkt machte. Denn das Werkstattgespräch diente der Selbstheilung der CDU, die damit zudem versucht, das Terrain zurückzuerobern, auf dem die AfD sich tummelt. In einem Jahr mit Europaund drei Landtagswahlen im Osten ist das keine schlechte Idee. Kramp-Karrenbauer, die ja noch die FriedrichMerz-Hälfte der Partei überzeugen muss, beweist sich als führungsstarke Chefin, die sich an ein Angstthema wagt. Wer sich aber eine Abrechnung mit Angela Merkel erhofft hatte, wird enttäuscht sein, weil es höchstens eine Abgrenzung gibt. Das liegt auch daran, dass ja nicht die ganze CDU auf Anti-Merkel-Kurs war. Das wichtigste Ergebnis des Werkstattgesprächs wäre es also, wenn das Verständnis der parteiinternen Lager füreinander wachsen würde und die Verbissenheit wieder einer Lust an Politik weichen würde.