Trotz Rheuma zum Vize-Weltmeister
KICKBOX-CHAMP Von Geburt an leidet er an Rheuma Doch Lasse Dittmer (21) kampfte sich ganz vorn in die Weltspitze
Krankenhausaufenthalte, chronische Schmerzen, Unbeweglichkeit: Das ist der Alltag für viele Menschen mit Rheuma. Umso unglaublicher klingt da der Werdegang des Lasse Dittmer (21) aus Vierhöfen (Landkreis Harburg). Als Kampfsportler hat der 21-Jährige schon so ziemlich alles gewonnen: Vize-Weltmeistertitel im Kickboxen, Vize-Europameistertitel im Kung Fu – nun hat er auch noch eine Kampfsportschule eröffnet.
„Kampfsport ist einfach mein Leben“, erklärt Lasse im MOPO-Gespräch. „Schon als Kind war ich sechs Tage die Woche trainieren. Zu Hause angekommen hab’ ich direkt weitergeübt“, erinnert er sich an seine Anfänge. Und das mit Rheuma. Seit seiner Geburt leidet Lasse an der Gelenkkrankheit, einschränken lassen will er sich davon aber nicht. Ganz im Gegenteil: Der Sport sei für ihn ein guter Ausgleich und mache seine Krankheit oftmals besser, findet er.
Angesichts der exakten Diagnose – Rheumatoide Arthritis – sorgt seine SportlerKarriere allerdings auch für Verwunderung. Nachfrage bei Rheuma-Ärztin Dr. Ina Kötter: „Da muss es sich um eine sehr milden Verlaufsform handeln“, glaubt die Chefärztin. Und weiter: „Selbstverständlich ist Sport unter Umständen gut, aber ein Fortschreiten der Erkrankung kann man damit nicht verhindern.“Und tatsächlich ist Lasse nicht beschwerdefrei. „Das zwickt schon mal in der Hüfte, aber dann lass’ ich die Übungen eben sein, so der 21-Jährige.
Als wären Arbeit (Lasse ist Orthopädie-Techniker), Extremsport und Krankheit nicht genug, hat das Energiebündel aus Vierhöfen (Landkreis Harburg) mit Trainingspartner Dimitrios Kaloudis auch noch eine eigene Kampfsportschule aufgemacht. Dort bieten die erfahrenen Athleten neben Kickboxen und Selbstverteidigung auch „Tricking“an. Tricking ist eine Mischform aus Kampfsport, Breakdance und Akrobatik, die Szene in Deutschland ist noch überschaubar.
„Deutschland ist eins der Länder, die noch keine richtige Nationalmannschaft haben“, sagt Lasse. Mit ihrer Schule wollen er und Partner Dimitrios der noch jungen Disziplin zu mehr Popularität verhelfen. Der Anstoß zum eigenen Projekt kam vom Welt-Präsidenten der WKU (Welt Kickbox und Karate Union). „Der kam nach einem Wettkampf zu mir und schlug mir vor, die Scheine für eine eigene Schule zu machen.“Eine eigene Kampfsportschule – davon träumte er schon lange. Diesen Traum hat sich Lasse jetzt erfüllt – trotz Rheuma und mit gerade mal 21 Jahren.
Das zwickt schon mal in der Hüfte, aber dann lass’ ich die Übungen eben sein. Lasse Dittmer (21)