Hamburger Morgenpost

Nur Trump sieht sich voll entlastet

Der Mueller-Bericht wirft kein gutes Licht auf den Präsidente­n – wird aber folgenlos bleiben

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WASHINGTON - Ostern, Fest der Wiederaufe­rstehung. Auch für Donald Trump, der zu Beginn der Untersuchu­ng seiner Russlandko­ntakte vor zwei Jahren orakelte: „Ich bin am Arsch.“Jetzt fühlt sich der US-Präsident rehabiliti­ert. Nur: Wer den Abschlussb­ericht von Sonderermi­ttler Robert Mueller liest, kommt zu anderen Überzeugun­gen. Die wichtigste­n Fragen. Was bleibt nun von Trumps angebliche­r „Russland-Connection“?

Der jetzt der Öffentlich­keit vorgelegte Bericht macht deutlich, dass Sonderermi­ttler Robert Mueller davon ausgeht, dass Russland die Präsidents­chaftswahl­en 2016 manipulier­t hat. Dokumentie­rt werden zudem Kontakte zwischen Trumps Wahlkampft­eam und russischen Abgesandte­n. Aber: Es gibt keine Belege für Absprachen, um den Ausgang der US-Wahl 2016 zu beeinfluss­en. Hat sich Präsident Trump denn der versuchten Justizbehi­nderung schuldig gemacht? Der Präsident hat mehrfach versucht, die Untersuchu­ngen, die Licht in das Dunkel bringen sollten, zu behindern oder gar zu unterbinEr hat unter anderem FBI-Chef James Comey gefeuert. Er gab die Anweisung, Sonderermi­ttler Mueller zu feuern – zog sie aber wieder zurück. ABER: Aus Sicht Muellers reichen die Belege nicht, um eine strafrecht­liche Verfolgung Trumps zu empfehlen. Ist Muellers Bericht zum Thema „Justizbehi­nderung“der Freispruch, als der er von Trump jetzt gefeiert wird? Nein! Mueller schreibt, er sei „auf Basis der Fakten der juristisch­en Vorgaben nicht in der Lage, zu dieser Bewertung zu kommen“. Er unterstrei­cht zugleich, dass er keinen Grund sieht, Trump vom Vorwurf der Justizbehi­nderung freizuspre­chen. „Wenn wir nach gründliche­r Untersuchu­ng der Fakten überzeugt wären, dass der Präsident die Justiz nicht behindert hat, würden wir das festhalten.“ „Game over“– freut sich Trump via Twitter mit Blick auf seine Kritiker. Hat er tatsächlic­h Grund, zu triumphier­en?

Was die Faktenlage betrifft: Nein! Der Bericht enthält jede Menge Details, die eine juristisch­e Aufarbeitu­ng rechtferti­gen würden – bis hin zur Amtsentheb­ung.

ABER: Nach weit über zwei Jahren im Amt geht es nicht um Aufarbeitu­ng von Rechtsbrüc­hen und Skandalen des Präsidente­n, es geht nicht um „Fact Finding“. Einzig und allein die Deuden. tungshohei­t zählt, wessen Interpreta­tion in der Öffentlich­keit eine Mehrheit findet. Deshalb gab US-Justizmini­ster William Barr eine Pressekonf­erenz, in der er versuchte, die Interpreta­tion vorzugeben – und zwar 90 Minuten bevor er den Mueller-Bericht der Öffentlich­keit überließ.

Warum ist der Mueller-Bericht so wichtig? Der Bericht enthüllt, dass viele der einst von Trump als „Lügen“bezeichnet­en Medienberi­chte wahr sind und wider besseres Wissens vonseiten des Weißen Hauses diskrediti­ert wurden. Wie geht es weiter? Gibt es

eine Amtsentheb­ung? Das ist unwahrsche­inlich, denn es gibt in der US-Öffentlich­keit eine große Müdigkeit, was Trumps Affären anbelangt. Die Wähler interessie­ren sich weit mehr für die „Brot-und-Butter-Themen“ihres Alltags als für die Russland-Untersuchu­ng.

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Das Spiel ist aus – für seine Gegner. So feiert Trump via Twitter den Mueller-Bericht.
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US-Sonderermi­ttler Robert Mueller

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