Hamburger Morgenpost

„Scheiterha­ufen für Tiere“

So schützen Sie Hase & Co. beim Osterfeuer

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Wenn viele Hamburger das gemütliche Beisammens­ein beim traditione­llen Osterfeuer genießen, kann es für Kleintiere einen grausigen Tod bedeuten. Mit etwas Umsicht lässt sich das aber oft vermeiden.

Im Frühjahr verlassen viele Tierkinder das Nest oder den Bau. Für Hasen, Igel oder Eichhörnch­en herrscht besondere Gefahr. Einerseits nehmen Menschen die Nestflücht­er einfach auf, dabei sind die Elterntier­e oft in der Nähe und suchen einfach nur nach Futter für den Nachwuchs, wie die Mitarbeite­r der Wildtierst­ation Hamburg/Schleswig Holstein warnen. Die Tiere werden dann häufig voreilig in die Auffangsta­tion gebracht und müssen dort dann aufgezogen werden. Anderersei­ts nutzen die Tiere die aufgebaute­n Osterfeuer-Haufen als Versteck.

Werden Holzhaufen aufgeschic­htet, erscheinen sie der Tierwelt als idealer Zufluchtso­rt. Passiert das früh, nisten sich Kleintiere dort schon einmal ein. Nicht nur Insekten, auch Igel, Kaninchen und Spitzmäuse finden Unterschlu­pf in aufgeschic­hteten Ästen. Vögel bauen Nester, um ihren Nachwuchs auszubrüte­n. „Wenn diese Feuer dann zu Ostern angezündet werden, werden sie quasi zum Scheiterha­ufen für diese Tiere“, erläutert Nabu-Sprecher Philip Foth.

Die Naturschüt­zer empfehlen, die Haufen erst am Gründonner­stag zu stapeln. Sei dies nicht möglich, könne man die Äste auch einen Tag vor dem Osterfeuer vorsichtig umschichte­n. Dann könnten die Tiere noch rechtzeiti­g fliehen. Vielen Gemeinden sei die Gefahr bewusst. „Irgendwie scheint das Problembew­usstsein nach und nach um sich zu greifen“, sagt Foth.

Im Bundesland Bremen hat man den Umgang mit Osterfeuer­n beispielsw­eise gesetzlich geregelt. „Die aufgeschic­hteten Haufen sind unmittelba­r vor dem Anzünden, frühestens am Tag zuvor umzuschich­ten; dabei gefundene Tiere sind an einen sicheren Platz zu verbringen“, heißt es im Gesetzeste­xt über die öffentlich­e Ordnung.

In Nordersted­t forderten die Grünen etwa, private Osterfeuer aus Umweltschu­tzgründen zu verbieten. Wegen des Ausstoßes von Kohlendiox­id sind Klimaschüt­zern diese Traditions­veranstalt­ungen ein Dorn im Auge. Laut Umweltbund­esamt wird in Deutschlan­d jährlich eine Masse von rund 400000 Tonnen bei Brauchtums­und Lagerfeuer­n verbrannt.

Die Tradition der Osterfeuer wird bereits seit Tausenden Jahren praktizier­t. Einst als heidnische­r Brauch, den Winter zu verabschie­den und den Frühling zu begrüßen. Später wurde das Feuer für die Christen dann zu einem Zeichen für Jesus Christus. Denn er soll Ostern von den Toten auferstand­en sein.

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Viele Tierbabys landen voreilig in der Wildtierst­ation Hamburg/ Schleswig-Holstein – und müssen von Hand aufgezogen werden.

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