Rezo führt die CDU richtig vor
Ein junger Mann ereifert sich im Internet über die Politik der CDU – und die macht in ihrer Reaktion darauf alles falsch
BERLIN - Kurz vor den Europawahlen am Sonntag kämpft die CDU mit einem Sturm der Entrüstung über ihre Reaktion auf scharfe Kritik eines Youtubers. Der hatte der Union vorgeworfen, „unser Leben und unsere Zukunft“zu zerstören. Nun versucht sie, wieder in die Offensive zu kommen. Ob das klappt? Nach abweisenden Reaktionen hat die CDU den Youtuber Rezo zum Meinungsaustausch eingeladen und Teile seiner Kritik als berechtigt bezeichnet. „Lass uns über Deine Kritik an der CDU sprechen, aber bitte höre auch uns zu“, schrieb Generalsekretär Paul Ziemiak am Donnerstag auf Twitter. Ob Rezo auf das Angebot eingeht, blieb zunächst offen.
Drei Tage vor der Europawahl und der für die CDU wichtigen Bürgerschafts„Frankfurter wahl in Bremen versucht die Parteispitze, dem Sturm der Entrüstung in Teilen der Öffentlichkeit und den sozialen Medien über den Umgang mit dem Youtuber die Spitze zu nehmen. Ziemiak hatte am Mittwoch mit Blick auf Rezos Video von Falschbehauptungen gesprochen.
In dem Video Rezos heißt es, die CDU zerstöre „unser Leben und unsere Zukunft“. Es wurde bis Donnerstagmittag fast fünf Millionen Mal geklickt. Rezo wirft der Partei unter anderem vor, beim Klimawandel untätig zu sein, Politik für Reiche zu machen und „krasse Inkompetenz“beim Thema Urheberrecht und Drogenpolitik. Ziemiak räumte ein: „Wir machen nicht alles richtig. Du hast Kritikpunkte benannt, die berechtigt sind. Wir können beim Klimaschutz noch mehr tun, mit besseren Technologien und guten Ideen.“Ein als Reaktion auf die kritischen Äußerungen des Youtubers geplantes Internetvideo des jungen Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor wollte die CDU nicht veröffentlichen. Darauf hat man sich in der Parteispitze geeinigt. Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) sollen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Annette Widmann-Mauz, Bundesvorsitzende der FrauenUnion, letztlich den Ausschlag gegeben haben. Ihre Kritik: Man könne keinen „einfachen Bundestagsabgeordneten“antworten lassen. So etwas müsse der Generalsekretär machen. Die CDUChefin Annegret KrampKarrenbauer, die Amthor zunächst um das Antwortvideo gebeten hatte, stimmte zu – und ist blamiert.
Rezo warf der CDU in der Allgemeinen Woche“(Freitag) ein Verhalten vor, das an US-Präsident Donald Trump erinnere. „Selbst wenn ein unter 30Jähriger sich auf Wissenschaftler und Experten beruft, antwortet die CDU mit Lügen und geht inhaltlich gar nicht auf Argumente ein“, sagte er. Dies sehe man auch bei Trump, der mit dieser Masche ins Amt gekommen sei. „Er hat so viel Scheiße gelabert. Vielleicht haben da auch andere Politiker gemerkt: Ey, wir können Bullshit reden, wir kommen damit durch.“
Ziemiak kündigte an, auch Amthor werde zu einem Treffen mit Rezo kommen. Er schloss seine Einladung mit den Worten: „Dein Paul.“Er ergänzte: „Wir zerstören einander nicht, sondern wir hören einander zu, wir reden miteinander, wir finden Lösungen.“