Neues Topmodel in der Golf-Klasse
Seit März ist der neue Mazda 3 auf den Straßen unterwegs. Eine Probefahrt
Nach wie vor ist der Golf in der Kompaktklasse das Maß aller Dinge, drückt ihr seinen Qualitätsstempel auf und stellt nach wie vor dort auch den größten Zulassungsanteil. Doch seine Vormachtstellung bröckelt, machen ihm doch inzwischen eine ganze Reihe durchaus ebenbürtiger Modelle Konkurrenz.
Wie der Mazda 3, von dem die Japaner seit seinem Start 2003 weltweit mehr als sechs Millionen Autos auf die Straße brachten. In Deutschland wurden allein von der jüngsten Generation (seit 2013) bis jetzt mehr als 66 000 gekauft. Seit März will nun die vierte Generation dem deutschen Platzhalter noch mehr die Stirn bieten – mit neuer Plattform, einer noch dynamischeren Form, edler Ausstattung und vielen technischen Highlights. Was sich am Nippon-Golf änderte, klärt unsere erste Ausfahrt.
Dass das Design bei Autos mehr und mehr zum Schlüsselreiz avanciert, ist nicht neu. Doch hierbei das richtige Maß zu finden zwischen mutig gestylt und einer Form, die auch noch nach ein paar Jahren ansprechend sein soll, ist ein schwieriger Spagat. Einer, den der neue Mazda3 möglicherweise geschafft haben könnte. Für seine sportliche Extravaganz und sein insgesamt fein herausgeputztes Design kriegt er jedenfalls von uns schon mal Beifall. Wurde doch das Blech des neuen Nippon-Golf mit viel Gefühl und vor Energie strotzenden Proportionen modelliert.
Charakteristisch für die bei dem Neuling auf die nächste Stufe gehobene Kodo-Formensprache „Soul of Motion“, was so viel bedeutet wie „Seele der Bewegung“, ist die von japanischer Ästhetik inspirierte schlichte Eleganz. Bei der Form hat Mazda rundum auf Kanten, Falze oder spezifische Charakterlinien verzichtet. Stattdessen setzen die Kreativen auf feine Wölbungen und bauchig geformte Karosserieteile, die je nach Blickwinkel und Lichteinfall ganz speziell die Umgebung widerspiegeln. Im Gesicht gibt es einen spacigen Grill samt langer Motorhaube und schmalen LEDScheinwerfern. Elegant und markant gleichermaßen wirkt auch das Ensemble des auf Fülle getrimmten Schräghecks samt doppelflutiger Abgasanlage und breiten CSäulen, die sich massig hinter den recht schmalen Fondfenstern aufbauen.
Pfiffig: Um die AluRäder besser zur Geltung zu bringen, wurden die Blechränder rund um die Radhäuser komplett nach innen geformt, was den Abstand zu den Reifen geschickt verkleinert.
Als Antriebe stehen für den Nippon-Golf zum Start ein Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer mit zwei Li
tern Hubraum und 122 PS, inklusive Zylinderabschaltung und 24-Volt-Mild-HybridSystem sowie ein 1.8er Diesel mit 116 PS (ab 25290 Euro) bereit. Wir fahren den Benziner, der auf Sauberkeit und Perfektion gedrillt wurde und mit guter Laufkultur daherkommt. Freilich bietet er nicht das große Temperament. Doch auch wenn seine 213 Nm erst bei 4000 Touren anliegen, gibt der Motor seine Leistung erfreulich gleichmäßig ab. Außerdem wird er dank verschiedenster Dämmungen nie zu laut und zeigt selbst bei höherem Tempo (197 km/h Spitze) kaum, dass er schuften muss.
Ein Mild-Hybrid verbessert gleich noch die Effizienz des Motors. Hierbei wandelt ein integrierter Starter-Generator die in Rollphasen rekuperierte Bewegungsenergie in Elektrizität um und speichert sie in der 24-VoltBatterie. So können an Bord elektrische Verbraucher bedient werden, gleichzeitig wird der Verbrennungsmotor entlastet. Wenngleich der Mazda 3 statt mit einer Mehrfachlenker-Hinterachse nun hinten mit einer Verbundlenkerachse bestückt wurde, bleibt er souverän in allen Lebenslagen.
Und innen? Akribisch wurde hier Wert auf die Verarbeitungsqualität gelegt. Die feine Gestaltung mit hochwertigen und großflächig unterschäumten Kunststoffen hebt das Interieur im Vergleich zum Vorgänger auf eine völlig neue Ebene. Als Neuheit kommt hier ein von Mazda entwickeltes körniges Material zum Einsatz, das in Tiefe und Form an echtes Leder erinnert. Unsere Streichelprobe auf der komplett neu gestalteten Armaturentafel bestätigt das: Ein Fest für die Sinne, alles fühlt sich angenehm und hochwertig an. Löblich, dass es nur noch wenige Schalter und Knöpfe gibt.
Einige wenige Minuspunkte gibt es aber doch: schlechte Rundumsicht, knapper Platz im Fond, nur durchschnittlich großer Kofferraum, hohe Ladekante. Wer vor allem Wert auf Design legt und in Sachen Alltagstauglichkeit hier Abstriche machen kann, dürfte mit dem Golf-Kontrahenten gut bedient sein.
Das Auto wurde uns zur Verfügung gestellt von Mazda. Mazda 3 Skyaktiv-G 105 2.0 M Hybrid Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer, mit 24 Volt M Hybrid System und Zylinderabschaltung, Sechsgangschaltung, 122 PS, 0-100 km/h: 10,4 Sek., Spitze: 197 km/h, WLTPVerbrauch: 6,2 Liter Super, C02-Wert 139 g/km, Tank 51 Liter, Kofferraum 358 – 1 026 Liter, Zuladung 594 Kilo, Wendekreis 11,4 Meter. Preis: ab 22 990 Euro.