Elton John: Dieser Film ist hart für mich
Der britische Ausnahmesänger über seine härteste Zeit
Beim Festival in Cannes wurde Elton Johns (72) Film, der kommende Woche anläuft, mit stehenden Ovationen bedacht. Und als wir uns drei Tage später im Londoner Luxushotel „Corinthia“treffen, ist er offensichtlich immer noch in Feierlaune. Denn der „Rocketman“erscheint zum Nachmittags-Interview im glitzernden Smoking mit Riesenfliege. Natürlich trägt er auch sein Markenzeichen, die rosarote Brille – und lässt sich zu einem Scherz über seine Kurzsichtigkeit hinreißen: „Mein Vater hat zu mir gesagt, dass ich vom Onanieren blind würde. Und dann brauchte ich mit 13 plötzlich eine Brille. Ich dachte: Oh mein Gott, er hatte recht.“
MOPO: Wie ist das, wenn man sich auf der Leinwand sieht und es eigentlich ein Schauspieler ist, der einen perfekt nachmacht? Elton John: Es ist schon komisch, einen Film über sein Leben zu sehen, wenn man noch am Leben ist. Und wenn man dann so unglaublich perfekt darstellt wird, dass man selbst glaubt, auf sein junges Ich zu schauen, dann ist das mehr als nur außergewöhnlich.
Der Film zeigt nicht nur die Highlights Ihrer Karriere. Im Gegenteil. Wie schwer war es, Sie zu überzeugen, auch die schlimmen Momente und Tiefpunkte so schonungslos offenzulegen?
Es war überhaupt nicht schwer. Ich wollte von vorneherein keinen Fantasy-Film haben, sondern einen ehrlichen Rückblick. Einer, der zeigt, dass ich mit meinem fantastischen Erfolg nicht umgehen konnte. Es war ehrlicherweise sehr hart für mich, meine alten Fehler vorgeführt zu bekommen. Ich habe Gott gedankt, dass ich damals die richtige Intuition hatte, Hilfe zu suchen.
Wer den Film sieht, wird sich fragen, wie Sie Ihren exzessiven Alkohol- und Drogen-Lifestyle überhaupt überleben konnten.
Die Musik hat mich gerettet. Egal wie viele Drogen ich eingeworfen hatte, ich habe immer weiter Alben aufgenommen und bin getourt. Wenn ich damals aufgehört hätte zu arbeiten, würde ich heute nicht hier sitzen.
Es geht das Gerücht um, dass der Buckingham-Palast bei Sir Elton angefragt habe, ob er Prinz George nicht Klavierunterricht geben will.
Das sind Fake News … leider (grinst).
Sind Ihre Söhne Zachary (8) und Elijah (6) musikalisch?
Ja. Sie bekommen beide Klavierunterricht und lieben es. Ich glaube nicht, dass sie in meine Fußstapfen treten werden, aber Hauptsache, sie haben Spaß.
Es hat lange Jahre gedauert, bis ein Filmstudio bereit war, Ihren Film zu produzieren.
Weil wir darauf bestanden haben, meine Beziehung als schwuler Mann ungeschminkt zu zeigen. Und dazu gehört auch der Sex. Ich bin nun mal ein normaler Mensch, der Sex hat. Mit Männern. Auch wenn ich erst mit 23 damit angefangen habe. Das ist nun mal ein wichtiger Teil von dem, der ich bin. Das wollte ich einfach nicht unter den Teppich kehren.