Homöopathie: Der Kampf um die Kügelchen
Dürfen die Krankenkassen künftig noch für Globuli und Co. aufkommen? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt Ja zu Placebos
BERLIN - Ein langer Streit geht in eine neue Runde: Weil Frankreich nach umfassenden Studien künftig den Krankenkassen verbietet, Kosten für homöopathische Mittel zu übernehmen, wird auch in Deutschland wieder darüber debattiert.
Wer solche Mittel haben wolle, solle sie erhalten, „aber bitte nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft“, forderte etwa der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen. Schließlich gebe es keine Belege für deren Wirksamkeit. Nun hat Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) die Debatte für beendet erklärt – oder es vielmehr versucht: Er wolle die Kostenübernahme für Homöopathie durch die Kassen nicht antasten, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Immerhin zahlten die gesetzliche Kassen von den 40 Milliarden Euro jährlicher Arzneiausgaben nur etwa 20 Millionen für Globuli und Co. Darüber könne man emotional diskutieren und viele vor den Kopf stoßen – oder es angesichts der geringen Größenordnung gut sein lassen. Er habe sich entschlossen, es sei „so okay“. Doch der Versuch, das Thema abzuräumen, scheiterte – denn die Kritiker schäumen: „So wenig Wirkstoffe die Kügelchen haben, so wenig Rückgrat hat Jens Spahn, der die Placebos weiterhin von den Kassen bezahlen lässt“, sagte Jan Korte von der Linken dem RND. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte: „So okay ist es nicht, wenn wir die Wissenschaft der Medizin aufgeben, nur weil es wenig kostet, medizinischen Unsinn zu bezahlen.“Der Staat müsse „zur Wissenschaft stehen. Auch im Konflikt“.