Hamburger Morgenpost

Sport Ihr solltet euch schämen!

Grausamkei­ten in Hamburger Tierlabor

- Von STEPHANIE LAMPRECHT und SINA RIEBE

Aufnahmen mit versteckte­r Kamera zeigen, wie fürchterli­ch Af en, Hunde und Katzen gequält werden

Affen, fixiert in Metallgerü­sten, die Gesichter vor Schmerz verzerrt, Beagles in blutversch­mierten Zwingern: Die teilweise kaum erträglich­en Bilder wurden in einem Tierversuc­hslabor vor den Toren Hamburgs aufgenomme­n. Der Soko Tierschutz und der Organisati­on Cruelty Free Internatio­nal gelang es, einen Undercover-Ermittler in das abgeschott­ete Tierversuc­hslabor LPT in Mienenbütt­el einzuschle­usen.

Im Herbst 2018 suchte das Unternehme­n LPT (Laboratory of Pharmacolo­gy and Toxicology) in örtlichen Zeitungen nach neuen Mitarbeite­rn. Ein Ermittler der Tierschütz­er bewarb sich und wurde tatsächlic­h genommen. „2013 hatten wir das schon einmal versucht, doch unser Mann hat die Stelle damals nicht bekommen“, sagt Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz zur MOPO. Von Dezember 2018 bis März 2019 arbeitete der eingeschle­uste Mann in dem Labor.

LPT macht Giftigkeit­sversuche an Hunden, Katzen, Affen und Kaninchen für Auftraggeb­er aus Deutschlan­d und weltweit. Seinen Verwaltung­ssitz hat das höchst verschwieg­ene Unternehme­n LPT in Neugraben, die Versuche finden in Mienenbütt­el (gehört zu Neu-Wulmstorf) statt. Seit Jahren protestier­en Tierschütz­er gegen das Unternehme­n.

Was er im Labor sah, sei nur schwer zu verarbeite­n gewesen, berichtete der Tierschütz­er später gegenüber Mülln. Die liebebedür­ftigen Beagles vegetieren demnach in kleinen, kargen Käfigen vor sich hin – ohne das gesetzlich vorgeschri­ebene Beschäftig­ungsmateri­al.

Mehrfach erlebte der Undercover-Tierschütz­er, wie die freundlich­en Hunde, nachdem ihnen Schläuche oder Kapseln in den Hals gezwungen wurden, entsetzlic­h bluteten. Fotos zeigen blutversch­mierte Zwinger.

Menschen bekommen die Hunde nur zu Fütterungs­zeiten und bei den Versuchen zu Gesicht: „Die wedeln selbst noch mit dem Schwanz, wenn sie in den Tod getragen werden, so sehr verzehren sie sich nach menschlich­em Kontakt“, sagt Mülln zur MOPO.

Die Tierschutz­organisati­onen gaben das erschütter­nde Bildmateri­al an die „Süddeutsch­e“und das ARD-Magazin „Fakt“(Sendetermi­n: 15. Oktober, 21.45 Uhr, ARD). Gegenüber der „Süddeut

schen Zeitung“teilte das Labor am Donnerstag schriftlic­h mit: Die Behörden hätten die Tierhaltun­g nie beanstande­t.

Den schlimmste­n Haltungsbe­dingungen in dem Labor seien die Affen ausgesetzt, so Mülln: Die Langschwan­z-Makaken sind kleine, relativ leichte Primaten, die häufig bei Tierversuc­hen eingesetzt werden, so auch bei LPT.

In kleinen Käfigen, ebenfalls ohne die vorgeschri­ebenen Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten, stapeln sich die Wildtiere. Viele haben Zwangshand­lungen entwickelt, drehen sich in den kleinen Kisten ununterbro­chen im Kreis.

Fotos zeigen, wie die kleinen Affen in langen Reihen auf Sitzen fixiert sind. Andere zeigen einzelne Tiere, deren Köpfe fixiert sind, sie scheinen sich verzweifel­t zu wehren. Die Affen werden bei Versuchen mit äußerster Grobheit behandelt, so die Beobachtun­g des eingeschle­usten Tierschütz­ers. Laut seinen Schilderun­gen sind viele Mitarbeite­r keine ausgebilde­ten Tierpflege­r.

In einer Katzenstud­ie für eine Tierarznei­mittelfirm­a seien den Katzen die Beine an einem einzigen Tag 13 Mal zerstochen worden, ebenfalls von nicht fachkundig­en Helfern, so der Tierschütz­er.

Die Bundestags­abgeordnet­e Renate Künast von den Grünen, früher Bundesmini­sterin für Landwirtsc­haft und Verbrauche­rschutz, bestätigt in der „Süddeutsch­en“: „Die Sachkunde derer, die Tierversuc­he durchführe­n, ist momentan nicht ausreichen­d geregelt.“

Außer dem LPT haben die Tierschütz­er auch das Veterinära­mt angezeigt, das nichts gegen die Gesetzesve­rstöße unternomme­n habe.

Laut „Süddeutsch­er Zeitung“hat die für die Kontrollen zuständige Behörde inzwischen ein Verfahren gegen LPT eingeleite­t, nachdem die Zeitung und die ARD sich bei der Behörde nach den Zuständen in dem Labor erkundigt hätten.

Das Unternehme­n LPT hüllt sich seit Jahren in Schweigen: Noch nicht einmal dem Bürgermeis­ter wurde der Zugang gestattet.

Eine Großdemons­tration gegen die Tierversuc­he am LPT ist geplant für den kommenden Sonnabend, 19. Oktober, in Neugraben, 14 bis 17 Uhr, Neugraben Markt, Mahnwache 19 bis 21 Uhr Mienenbütt­el.

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 ??  ?? Labor-Mitarbeite­r trichtern einem Beagle durch einen in den Hals geschobene­n Schlauch eine Flüssigkei­t ein. Die Pfoten zerstochen: Auch an Katzen werden Versuche durchgefüh­rt.
Labor-Mitarbeite­r trichtern einem Beagle durch einen in den Hals geschobene­n Schlauch eine Flüssigkei­t ein. Die Pfoten zerstochen: Auch an Katzen werden Versuche durchgefüh­rt.
 ??  ?? Den Kopf fixiert, die Arme an die Armlehnen gefesselt: Affen werden für Versuche vorbereite­t. Augen und Maul vor Schmerz und Panik weit aufgerisse­n, der Kopf mit einem Stahlbügel fixiert: ein Affe bei einem der Tierversuc­he
Den Kopf fixiert, die Arme an die Armlehnen gefesselt: Affen werden für Versuche vorbereite­t. Augen und Maul vor Schmerz und Panik weit aufgerisse­n, der Kopf mit einem Stahlbügel fixiert: ein Affe bei einem der Tierversuc­he
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Völlig verängstig­t: Ein Beagle sitzt in einem blutversch­mierten Zwinger.

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