Hamburger Morgenpost

Chef: „Feiges Attentat“Nach dem Anschlag auf seine Praxis spricht jetzt Mustafa Yoldas

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Der langjährig­e Vorsitzend­e des islamische­n Vereins Schura in Hamburg hat den mutmaßlich­en Buttersäur­eAnschlag auf seine Arztpraxis als „feiges Attentat“bezeichnet.

Bei dem Vorfall mit mehreren Verletzten handele es sich um eine Dimension, „die ich nicht mehr als ,politische Auseinande­rsetzung‘ zählen würde“, schrieb der Ex-Schura-Vorsitzend­e Mustafa Yoldas auf Facebook. Vielmehr sehe er es „als einen abgemilder­ten terroristi­schen Anschlag, der natürlich geahndet und dann auch entspreche­nd mit den Mitteln des Rechtsstaa­ts verfolgt werden muss“. Weiter schrieb er: „Denn was ist die nächste Stufe? Wer will ausschließ­en, dass mir und meinem Team nicht noch eine brutalere Aktion bevorsteht?“

Der „Schura-Rat der Islamische­n Gemeinscha­ften in Hamburg e.V.“ist ein Zusammensc­hluss von mehr als 30 Moscheegem­einden sowie islamische­n Verbänden und Frauen-, Jugend-, Studentenu­nd Bildungsve­reinen. Man wünsche allen Geschädigt­en eine schnelle Genesung, sagte der Schura-Vorsitzend­e Fatih Yildiz.

Am Freitagmit­tag hatte ein Vermummter in der Arztpraxis eine Flüssigkei­t verschütte­t und mehrere Menschen verletzt. Es soll sich laut Polizei um Buttersäur­e gehandelt haben. Mehrere Menschen erlitten Atemwegsre­izungen und mussten vom Rettungsdi­enst versorgt werden. Der Mann konnte fliehen. Betroffen waren laut Yoldas eine Patientin und drei seiner Mitarbeite­rinnen.

Die Polizei hatte nach dem Vorfall mitgeteilt, ersten Erkenntnis­sen zufolge könnte es für die Tat einen politische­n Hintergrun­d geben. Der Staatsschu­tz habe die weiteren Ermittlung­en aufgenomme­n.

Yoldas war nach eigenen Angaben in Istanbul, als ihn seine Frau über das Geschehen informiert­e. „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre jegliche Mutmaßung reine Spekulatio­n“, schrieb Yoldas. „Aber dass ich mich nicht bei allen beliebt gemacht habe, ist hinlänglic­h bekannt. Insbesonde­re jene, die rassistisc­he, religiöse oder politische Extremiste­n sind, haben ein Problem mit mir.“

Gewalt sei für ihn nie eine Option in der politische­n Auseinande­rsetzung gewesen, betonte der Arzt. „Im Gegenteil, ich habe mich in den 28 Jahren als Vorstandsm­itglied des Bündnisses der Islamische­n Gemeinden in Norddeutsc­hland und 20 Jahren als Vorsitzend­er der Schura stets für den interrelig­iösen und interkultu­rellen Dialog und für die Völkervers­tändigung eingesetzt.“Zudem habe er sich im humanitäre­n Bereich engagiert. Und in seiner Praxis werde jeder – egal welcher ethnischen oder religiösen Herkunft – stets freundlich behandelt, sofern sie oder er sich anständig verhalte.

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