Die große FamilienParty des kleinen Engels
Niederländer nimmt Abschied Bei der Gala im Volkspark wird Sohn Damian zum Liebling der Fans. Nur Pfiffe gegen Robben störten
So eine Sause wird er sich erträumt haben. Fast hatte man den Eindruck, Rafael van der Vaart wollte den Rasen des Volksparkstadions gar nicht mehr verlassen, so sehr genoss der 36-Jährige seine große Abschiedsgala im Volkspark. Er ging dann doch, mit stolzem Herzen, feuchten Augen – und dem Gefühl, seiner Karriere das angemessene Ende verpasst zu haben.
Nur Heurelho Gomes, dieser Strolch, wollte nicht so ganz mitspielen. Der Torhüter, mit seinen 38 Jahren noch immer in der Premier League beim FC Watford aktiv, hatte offensichtlich Mühe, dem kleinen Damian van der Vaart ein Tor zu gönnen. Zwei Mal scheiterte der 13Jährige an den ausgefahrenen Beinen des Brasilianers, da murrte das Volk schon leicht. Nun gut, dachte sich Gomes, ließ den kleinen Kronprinzen dann doch gewähren und unter dem Gejohle der Menge das letzte Tor des Tages erzielen. Der eine van der Vaart geht, der andere will in seine Fußstapfen zu treten, so die Botschaft.
Ein toller Abschied vor 33 500 Fans. Van der Vaart hatte geladen und zahlreiche Superstars waren gekommen, mit jedem von ihnen verbindet ihn eine Geschichte. Hier die großen Holländer, um Arjen Robben, Ruud van Nistelrooy, Robin van Persie oder Edwin van de Sar. Dazu „All Stars“wie Real Madrids Michel Salgado. Und natürlich viele HSV-Wegbegleiter, die die Fans begeisterten. Jubelstürme für Thimothee Atouba. Standing Ovations für David Jarolim. Offene Münder bei Piotr Trochowskis Freistoßkünsten. Nur ein Missklang, als Robben von einem Teil übereifriger Fans vor der Partie ausgepfiffen wurde.
„Rafa hat sich diesen Tag so verdient“, schwärmte Khalid Boulahrouz, der auch seine eigene Rückkehr in den Volkspark genoss. Ohnehin hatte man den Eindruck: Sie wollten unbedingt alle dabei sein, bei van der Vaarts großer FußballFamilienparty. Die Altstars Jari Litmanen und Dirk Kuyt kamen sogar erst während der Partie mit dem Taxi nach. PSGStar Maxim Choupo-Moting und Hannovers Dennis Aogo passten auf Wunsch ihrer Klubs, waren aber am Spielfeldrand dabei.
Ein Nachmittag zum Genießen auch für Thomas Doll, der zusammen mit Ralf Zumdick und Bruno Labbadia die HSVAllstars coachte. „Von so einem Abschied träumt man“, sagte er, während sein Pendant Louis van Gaal drei Meter neben ihm zur Lobpreisung auf van der Vaart ansetzte. „Er war nicht der professionellste Spieler“, so der Ex-Trainer der Bayern, des FC Barcelona und von Man United. „Aber er war unglaublich talentiert und kreativ. Er hat sehr viel Spaß gemacht.“
Auch zum Abschied. „Das ist mein Wohnzimmer“, rief van der Vaart den Fans noch zu, bevor er ging. Die warten nun darauf, dass Kronprinz Damian alt genug ist, um irgendwann in seine Fußstapfen zu treten.