Hamburger Morgenpost

Achtung, Autobumser!

Will Ihr Unfallgegn­er keine Polizei, dann rufen Sie sie unbedingt!

- Von OLAF WUNDER

Auf der Autobahn herrscht zähfließen­der Verkehr. Mit einem Mal bremst Ihr Vordermann völlig grundlos ruckartig ab, sodass Sie gar keine Chance mehr haben. Sie krachen hinten drauf. Der Unfallgegn­er tut so, als wolle er Ihnen Ärger ersparen: Nein, Polizei sei nicht nötig. Es reiche, wenn Sie ihm ein schriftlic­hes Schuldeing­eständnis aushändige­n. Doch Vorsicht! Lassen Sie sich besser nicht darauf ein.

Denn einiges spricht dafür, dass Ihnen ein sogenannte­r „Autobumser“eine Falle gestellt hat. Niemand weiß genau, wie viele Unfälle in Deutschlan­d mutwillig durch solche Betrüger herbeigefü­hrt werden. Insider schätzen aber, dass 15 Prozent aller Crashs in Deutschlan­d inszeniert sind. Laut der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft entstehen bei den Versichere­rn dadurch Schäden von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Tatsächlic­h ist Autobumsen eine lukrative Masche. Die Täter lassen sich nach dem Crash von einer teuren MarkenWerk­statt einen Kostenvora­nschlag geben, auf dessen Basis sie mit der Versicheru­ng des Unfallgegn­ers abrechnen. Anschließe­nd wird das Fahrzeug in einer Hinterhofw­erkstatt notdürftig repariert. Dann beginnt das Spiel von Neuem.

Am liebsten gehen die Autobumser nachts und auf leeren Straßen ans Werk – damit es keine Zeugen gibt. Gerne schlagen sie an Ampeln zu, die gerade auf Gelb gesprungen sind. Statt weiterzufa­hren, steigen sie in die Eisen und provoziere­n einen Auffahrunf­all.

Gerne spielen die Betrüger auch den „Kavalier der Straße“und überlassen anderen Verkehrste­ilnehmern mit einem Handzeiche­n die Vorfahrt. Wer die Einladung annimmt, ist der Dumme. Der Autobumser gibt Gas und fährt seinem Opfer in die Seite. Oft sind die Täter nicht alleine unterwegs. Plötzlich taucht ein „unbeteilig­ter“Fußgänger oder Radfahrer auf, der sich als „Zeuge“anbietet – das ist der Komplize.

Vor allem dann, wenn ein Unfallgegn­er die Polizei aus der Sache raushalten will, sollten Sie sie anrufen: Informiere­n Sie die Beamten über Ihren Verdacht! Auch ein Hinweis an den Versichere­r ist hilfreich.

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Gerade an Ampeln schlagen die Betrüger zu: Springt die Lichtzeich­enanlage auf Gelb, machen sie eine Vollbremsu­ng und provoziere­n den Unfall.

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