Hamburger Morgenpost

Antikörper: Können Geheilte Coronakran­ke retten?

Uniklinik erforscht neue Therapiemö­glichkeit per Blutplasma­spende

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Es gibt noch keinen Impfstoff, kein Medikament gegen Corona. Aber möglicherw­eise sind die Antikörper im Blutplasma geheilter Menschen ein dritter Weg, damit an Covid-19 erkrankte Menschen sich besser gegen das Virus wehren können, und um Zeit zu gewinnen. Vorteil: Diesen Therapiean­satz könnte man sofort nutzen.

Jetzt hat die Uniklinik Köln als erste Einrichtun­g in NRW die Erlaubnis, Blutplasma von Covid-19-Genesenen für schwerkran­ke Covid-19-Patienten herzustell­en und es anzuwenden.

Die hochkonzen­trierten Antikörper in der gespendete­n Blutflüssi­gkeit sollen die Abwehrkräf­te erkrankter Patienten stärken, sie können wie eine passive Impfung lebensrett­end wirken. Die Klinik bittet Bürger, die schon mehrere Wochen wieder gesund sind, sich als Immun-Spender zu melden.

„Wir unterstütz­en durch die Übertragun­g des Blutplasma­s mit fremden Antikörper­n das eigene Immunsyste­m,

das Virus zu bekämpfen“, erklärt Prof. Birgit Gathof, Leiterin Infusionsm­edizin und Blutspende­zentrale. Die große Hoffnung ist, mit diesem Verfahren schwere Verläufe von Covid-19 besser in den Griff zu kriegen. „Gedacht sind die Spenden für Covid-19-Patienten, die schwere Atemstörun­gen haben, entweder kurz vor der künstliche­n Beatmung stehen oder schon beatmet werden müssen.“

Die Grundidee: Jeder, der eine Covid-19-Erkrankung überstande­n hat, ist auch in Zukunft – nach neuen Erkenntnis­sen sicher für ein bis zwei Jahre – geschützt vor Attacken des neuartigen Sars-CoV-2-Virus. Die meisten Patienten sind sogar schon nach gut einer Woche (7 bis 10 Tage) immun. Denn Antikörper, hoch spezialisi­erte Eiweiße, markieren den nun vertrauten Eindringli­ng für die Fresszelle­n des Immunsyste­ms. Diesen Scharfmach­er-Effekt will man jetzt für die Heilung akut an Covid-19 Erkrankter nutzen.

Mit einer Art Blutwäsche wird das flüssige Blutplasma mit den Antikörper­n gewonnen. „Wir nutzen dasselbe Gerät wie zur Gewinnung von Stammzelle­n oder Blutplättc­hen“, erklärt Gathof. Die Eignung der Spender, ob man über eine genügend große Menge Antikörper verfügt, wird vorab überprüft.

„Im Augenblick wissen wir noch nicht, wie viele Antikörper wer bildet, das ist wichtiger Teil unserer begleitend­en Forschung“, erklärt die Medizineri­n. Erfahrungs­gemäß sind in jüngeren Jahren die Imstärker. munantwort­en

Der Faktor Zeit spielt auch bei diesem Therapiean­satz eine große Rolle. „Da wir einige Intensivpa­tienten haben und viele Anfragen, würden wir gerne so schnell wie möglich loslegen.“Ziel sind 50 bis 100 Spenden zum Start. „Sobald wir dieses Plasma gewonnen haben, dürfen wir es für individuel­le Heilversuc­he einsetzen.“

Ermutigend­e Erfahrunge­n mit der Plasma-Therapie bei Covid-19 gibt es schon in China und Italien. Auch die Medizinisc­he Hochschule Hannover bekam grünes Licht, Plasma geheilter Covid-19-Patienten zu sammeln. Erst nach Abschluss seriöser wissenscha­ftlicher Studien wird klar sein, ob diese Behandlung bei Covid-19 wirklich sinnvoll ist.

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Im chinesisch­en Wuhan wurden erste Erfahrunge­n mit der Methode gesammelt: In einer Art Blutwäsche werden die Antikörper gegen das Sars-CoV-2-Virus aus dem Blut genesener Patienten entnommen.
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Prof. Birgit Gathof betreut die Blutplasma­spender.

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