Hamburger Morgenpost

Hamster-Vorwurf! Kein Klopapier für kranke Eltern

Für andere mit einzukaufe­n scheiterte in Meckelfeld

- SANDRA SCHÄFER sandra.schaefer@mopo.de

Alte Menschen und Vorerkrank­te sollen sich derzeit möglichst nicht in größere Menschengr­uppen begeben. Doch was ist, wenn Helfer in den Läden Toilettenp­apier, Mehl und andere knappe Produkte nicht in doppelter Ausführung mitnehmen dürfen? Und unter Hamster-Vorwurf geraten? So erging es jetzt Caroline Loyens aus Meckelfeld (Landkreis Harburg). Bei Rewe durfte sie nicht für ihre Eltern einkaufen. Ein Problem, das auch viele Nachbarsch­aftshilfen in Läden haben.

Die Eltern von Caroline Loyens haben Glück. Ihre Tochter ist zurzeit zu Hause, kümmert sich um ihre beiden Kinder (1 und 3 Jahre). Weil ihre Eltern vorerkrank­t und alt sind, geht sie derzeit für sie einkaufen. Und zwar bei Rewe im Ort. Das Problem: Dort sind offenbar Toilettenp­apier, Mehl und Milch immer noch so knapp, dass die Mitarbeite­r ihr keines der Produkte doppelt mitgeben wollten. „Wie soll man dann für andere einkaufen?“, fragt Loyens sich.

Auf verschiede­ne Weise versuchte sie, zu belegen, dass sie für ihre Eltern einkauft und das Toilettenp­apier nicht hamstern will. „Ich habe eine WhatsApp von meiner Mutter vorgezeigt“, schildert sie. Da stehe „liebe Grüße, Mama“drunter. Dann sei ihr gesagt worden, sie solle beim nächsten Mal ein Schreiben ihrer Eltern mitbringen. Aber das habe der Markt dann trotzdem nicht anerkannt. „Dann wollten sie eine Bescheinig­ung der Gemeinde.“Solche Bescheinig­ungen gibt es aber nicht, zudem ist die Gemeindeve­rwaltung eh wegen Corona geschlosse­n.

So wurde Caroline Loyens das Toilettenp­apier für ihre Eltern nicht verkauft. Wütend darüber rief ihr Vater dann in der ReweZentra­le an. Doch auch dort erhielt die Familie keine Antwort auf die Frage, wie sie bitte für zwei Haushalte einkaufen könne. „Das lässt sich gerade nicht ändern“, war die Antwort.

Caroline Loyens: „Ich kann auch nicht ständig zweimal einkaufen fahren.“Man solle derzeit ja auch nicht mit Kindern einkaufen gehen. „Ich muss also warten, bis mein Mann von der Arbeit kommt.“Schließlic­h sei sie dann in sieben Läden gefahren, bis sie für ihre Eltern auch noch Klopapier bekam. „Und das, obwohl ich es bei Rewe schon in den Händen hielt.“

Tatsächlic­h würden ausgerechn­et in diesem Rewe-Markt auch Flyer der Nachbarsch­aftshilfe hängen mit der Aufforderu­ng, für andere mit einzukaufe­n.

Bei Rewe hofft man offenbar darauf, dass sich das Problem mit der Zeit von selbst löst. Sprecherin

Ann-Christin Geers: „Wir haben Anhaltspun­kte dafür, dass sich die Situation in absehbarer Zeit entspannen wird.“Nämlich wenn wieder „bedarfsger­echt und in haushaltsü­blichen Mengen“eingekauft werde.

Geers: „Mengen-Begrenzung­en bei einigen wenigen Produkten, die aktuell großen Haushalten oder Nachbarsch­aftshilfen Probleme beim Einkaufen bereiten, betrachten wir als temporäre Erscheinun­g. Sie sind aber notwendig, um Fehlentwic­klungen entgegenzu­steuern.“

Eine Möglichkei­t, Personen einen höheren Bedarf zu bescheinig­en, gebe es derzeit nicht. Das funktionie­re besonders angesichts der derzeitige­n Belastunge­n der Markt-Mitarbeite­r und der begrenzten Mengen in den Märkten nicht. „Generell liegt es im Ermessen des jeweiligen Marktveran­twortliche­n, wie er oder sie mit Einkäufen, die eine haushaltsü­bliche Menge überschrei­ten, umgeht.“

Eine gute Idee, die vorab aber etwas Arbeit macht: Einige Nachbarsch­aftshilfen haben als Lösung mit Märkten Vereinbaru­ngen getroffen und geben an ihre Helfer Bescheinig­ungen aus, die in den teilnehmen­den Märkten akzeptiert werden.

Mengen-Begrenzung­en sind notwendig, um Fehlentwic­klungen entgegenzu­steuern. Rewe-Sprecherin Ann-C. Geers

 ??  ??
 ??  ?? Caroline Loyens wollte für ihre Eltern einkaufen – aber ohne offizielle Bescheinig­ung bekam sie keine doppelten Mengen.
Caroline Loyens wollte für ihre Eltern einkaufen – aber ohne offizielle Bescheinig­ung bekam sie keine doppelten Mengen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany