STEPHANIE LAMPRECHT
s.lamprecht@mopo.de
Fast 63 Jahre lang haben die Bewohner von Alstertal und Walddörfern jeden Mittwoch ihr „HeimatEcho“im Briefkasten gefunden. In dieser Woche soll die letzte Ausgabe erscheinen. Hamburger Politiker, darunter SPD-Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), haben einen Aufruf gestartet: „Rettet das Heimat-Echo!“
Auch wenn der Name ein bisschen betulich klingt, das „Heimat-Echo“aus dem wohlhabenden Hamburger Nordosten hat sich in bald 63 Jahren nie davor gescheut, sich einzumischen: „Das ,Heimat-Echo‘ hat den Bürgerinnen und Bürgern eine vernehmliche Stimme gegeben, die bis ins Hamburger Rathaus gehört wurde“, heißt es in dem offenen Brief, den Politiker von SPD, CDU und Grünen auf ihren Social-Media-Kanälen verbreiten. Zu den Unterzeichnern zählen auch Dennis Thering, Alstertaler und Fraktionschef der CDU in der Bürgerschaft, und die frühere Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Blömeke.
Das „Heimat-Echo“gehört den Branchenriesen Funke Medien und Madsack. Tobias Korenke, FunkeSprecher, zur MOPO: „Wie alle am Mittwoch erscheinenden Anzeigenblätter hatte es das ,Heimat-Echo‘ in den vergangenen Jahren schwer. Der drastische Rückgang des Anzeigenaufkommens im Zuge der Corona-Krise hat die Lage verschärft. Leider.“
Finanzsenator Andreas Dressel, als Volksdorfer mit dem „Heimat-Echo“aufgewachsen, appelliert an die Verleger, Corona „nicht als Vorwand zu nutzen“: „Die Zeitung ist so etwas wie das Sprachrohr der gallischen Walddörfer. Auch ich habe durchaus schon mein Fett weg bekommen.“Tatsächlich berichtet die Wochenzeitung
(Auflage: gut 52 000) über Ereignisse wie das Abschneiden der „HandballJungs Klasse 7-9“im Landesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“, das anderen Zeitungen keine Zeile wert ist. Die Lokaljournalisten brechen die CoronaKrise herunter auf das Schicksal des örtlichen Kinos und fragen nach den ökologischen Folgen von Bauvorhaben, über die nirgendwo sonst berichtet würde. Fünf Mitarbeiter umfasst die Redaktion mit Sitz in Volksdorf.
„Für die lokale Demokratie ist eine Lokalzeitung wie das ,Heimat-Echo‘ unverzichtbar“, heißt es in dem offenen Brief der Politiker.
Bis zu seinem Tod 2016 war Manfred Schult, Sohn des Gründers Hans-Erich Schult, Chefredakteur. Der Vater setzte Anfang der 70er
Jahre mit dem „HeimatEcho“den Bau des Volksdorfer Hallenbades durch, der Sohn gehörte in den 90er Jahren zu den Initiatoren diverser Bürgerbegehren. Zum 50. Geburtstag 2007 lobte der damalige Bürgermeister und Walddörfler Ole von Beust die Zeitung als „wichtige Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger“. Welche Rolle die Lokalzeitung im Leben ihrer Leser spielt, erklärt ein Volksdorfer so: „Als die Leute von dem Aus erfuhren, war die erste Reaktion Fassungslosigkeit, dann Empörung und ganz schnell kam die Frage: ,Wie können wir helfen?‘“Die Politiker fordern ein Moratorium, um nach Lösungen zu suchen. „Ich würde mir wünschen, dass die Eigentümer diesen besonderen Schatz erkennen“, so Dressel zur MOPO.