Hamburger Morgenpost

VOR GERICHT

43-Jähriger angeklagt

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Weil er geholfen haben soll, Männer aus Ghana gegen hohe Summen nach Deutschlan­d einzuschle­usen, muss sich Pastor Richard O. seit gestern vor dem Landgerich­t verantwort­en. Der Geistliche machte zum Prozessauf­takt keine Aussage. Aus Telefonübe­rwachungen geht jedoch hervor, dass er keinerlei Reue zeigte.

Bereits vor seiner Verhaftung 2019 war Richard O. ins Visier der Fahnder geraten. Er gründete in Tonndorf eine eigene Glaubensge­meinschaft, nachdem eine christlich­e Gemeinde seinen Vertrag als Pastor nicht verlängert hatte. Als ein mutmaßlich­er Mittäter aufflog, wurde auch das Telefon des Pastors überwacht – und schnell war klar: Selbst als der Komplize bereits in U-Haft saß, reiste Richard O. noch nach Ghana und besuchte ein Schleuserb­üro. Wie aus den Telefonges­prächen hervorgeht, sah der Angeklagte sich aus rein rassistisc­hen Gründen von der deutschen Polizei verfolgt.

6500 bis 8000 Euro kassierte Richard O. laut Staatsanwa­ltschaft von jedem Eingeschle­usten. Einem Mann soll

Richard O. (43) verdeckt sein Gesicht mit einem Aktenordne­r.

er etwa eine Stelle als Tellerwäsc­her in einem Restaurant vermittelt haben, dafür musste der ihm monatlich 300 Euro zahlen.

Die Anklage wirft dem Pastor ebenfalls vor, bei seiner Einbürgeru­ng in Deutschlan­d betrogen zu haben: Offenbar hatte Richard O. einen falschen Sprachtest eingereich­t. Tatsächlic­h besitzt der Angeklagte neben der ghanaische­n auch die deutsche Staatsbürg­erschaft, spricht aber kaum Deutsch.

Bis zum Nachmittag wollten Gericht, Staatsanwa­ltschaft und Verteidigu­ng einen „Deal“ausloten. Für ein Geständnis sei eine Strafe von vier Jahren Haft denkbar.

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