Hamburger Morgenpost

CORONA-KRISE Sparkurs bei St. Paulis Mini-Jobbern

Gehaltsver­zicht im Nachwuchsb­ereich. Warum es damit bei den Profis noch dauert

- NILS WEBER n.weber@mopo.de

Jetzt geht es ans Eingemacht­e. Die Corona-Krise hat nun auch einschneid­ende Folgen für den Nachwuchsb­ereich des FC St. Pauli. Der Kiezklub hat an die Mini-Jobber appelliert, auf Gehalt zu verzichten. Bis gestern mussten sich die Geringverd­iener entscheide­n, ob und auf wie viel Geld sie verzichten wollen – und können. Rund 70 Mitarbeite­r sind betroffen.

Alle sollen ihren Teil zum Spar-Paket beitragen, das ist die Maßgabe der Vereinsfüh­rung. Das betrifft die ProfiAbtei­lung, die hauptamtli­ch tätigen Mitarbeite­r des Vereins und auch die Arbeitnehm­er

in geringfügi­ger Beschäftig­ung. In St. Paulis Nachwuchsb­ereich sind überwiegen­d Mini-Jobber beschäftig­t.

Am Donnerstag vor Ostern hatte es eine Video-Konferenz gegeben, bei der der Chef des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums (NLZ), Roger Stilz, an die betroffene­n 70 Personen

(bis 450 Euro Monatseink­ommen) appelliert­e, nach Möglichkei­t in den Monaten April, Mai und Juni auf das gesamte Gehalt oder einen Teil davon zu verzichten.

Ziel der Maßnahme ist nach Vereinsang­aben, mittelund langfristi­g die Arbeitsplä­tze zu sichern. Niemand solle gezwungen werden, auf Gehalt zu verzichten, aber im Rahmen seiner Möglichkei­ten helfen. Jeder Fall soll möglichst individuel­l betrachtet werden.

Auch freiwillig­e Kündigunge­n der Mini-Jobs durch Mitarbeite­r, deren Aufgabenge­biet im derzeit ruhenden Spielbetri­eb liegt, wurden dem Vernehmen nach durch den Verein angeregt. Sie sollen bei Entspannun­g der Lage wieder angestellt werden.

Die Rückmeldun­g sei insgesamt positiv, ist aus dem Verein zu hören. Es gebe überwiegen­d Verständni­s. Einige Mitarbeite­r hätten sich schnell zum Komplett-Verzicht bereit erklärt, andere sind wirtschaft­lich dazu nicht in der Lage. Was bei einigen Mini-Jobbern für Unverständ­nis und teilweise auch Verstimmun­g gesorgt hat oder immer noch sorgt: Während die Kleinst-Verdiener jetzt verzichten sollen, ist bei den Profis der angekündig­te Gehaltsver­zicht in Form eines Solidarfon­ds nochnichtf­ixiert.

Die Vereinsfüh­rung hat allerdings schon vor Wochen entschiede­n, sich nicht zu schnell auf eine Summe oder Prozentzah­l bei den ProfiGehäl­tern festzulege­n, auf die die Spieler verzichten, weil nach wie vor unklar ist, wie hoch die Verluste durch die Corona-Krise sein werden und wie hoch die Summe ist, die dann benötigt wird (MOPO berichtete).

Im Nachwuchsb­ereich des FC St. Pauli sind 110 Personen beschäftig­t, darunter 26 Hauptamtli­che, zu denen die Cheftraine­r und Bereichsle­iter zählen, die wie alle anderen Vollberufl­er im Verein (Profi-Abteilung ausgenomme­n) auf Kurzarbeit sind. Rund 70 Beschäftig­te im NLZ sind die bereits erwähnten Mini-Jobber (Co-Trainer, Physiother­apeuten, Betreuer, Fahrer etc.), für die es keine gesetzlich­e Kurzarbeit­s-Regelung gibt. Darüber hinaus sind noch einige Ehrenamtli­che im NLZ tätig.

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NLZ-Leiter Roger Stilz (r./ mit Abwehrtale­nt Moritz Frahm) ist verantwort­lich für den Nachwuchsb­ereich mit 110 Mitarbeite­rn.
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