CORONA-KRISE Sparkurs bei St. Paulis Mini-Jobbern
Gehaltsverzicht im Nachwuchsbereich. Warum es damit bei den Profis noch dauert
Jetzt geht es ans Eingemachte. Die Corona-Krise hat nun auch einschneidende Folgen für den Nachwuchsbereich des FC St. Pauli. Der Kiezklub hat an die Mini-Jobber appelliert, auf Gehalt zu verzichten. Bis gestern mussten sich die Geringverdiener entscheiden, ob und auf wie viel Geld sie verzichten wollen – und können. Rund 70 Mitarbeiter sind betroffen.
Alle sollen ihren Teil zum Spar-Paket beitragen, das ist die Maßgabe der Vereinsführung. Das betrifft die ProfiAbteilung, die hauptamtlich tätigen Mitarbeiter des Vereins und auch die Arbeitnehmer
in geringfügiger Beschäftigung. In St. Paulis Nachwuchsbereich sind überwiegend Mini-Jobber beschäftigt.
Am Donnerstag vor Ostern hatte es eine Video-Konferenz gegeben, bei der der Chef des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), Roger Stilz, an die betroffenen 70 Personen
(bis 450 Euro Monatseinkommen) appellierte, nach Möglichkeit in den Monaten April, Mai und Juni auf das gesamte Gehalt oder einen Teil davon zu verzichten.
Ziel der Maßnahme ist nach Vereinsangaben, mittelund langfristig die Arbeitsplätze zu sichern. Niemand solle gezwungen werden, auf Gehalt zu verzichten, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen. Jeder Fall soll möglichst individuell betrachtet werden.
Auch freiwillige Kündigungen der Mini-Jobs durch Mitarbeiter, deren Aufgabengebiet im derzeit ruhenden Spielbetrieb liegt, wurden dem Vernehmen nach durch den Verein angeregt. Sie sollen bei Entspannung der Lage wieder angestellt werden.
Die Rückmeldung sei insgesamt positiv, ist aus dem Verein zu hören. Es gebe überwiegend Verständnis. Einige Mitarbeiter hätten sich schnell zum Komplett-Verzicht bereit erklärt, andere sind wirtschaftlich dazu nicht in der Lage. Was bei einigen Mini-Jobbern für Unverständnis und teilweise auch Verstimmung gesorgt hat oder immer noch sorgt: Während die Kleinst-Verdiener jetzt verzichten sollen, ist bei den Profis der angekündigte Gehaltsverzicht in Form eines Solidarfonds nochnichtfixiert.
Die Vereinsführung hat allerdings schon vor Wochen entschieden, sich nicht zu schnell auf eine Summe oder Prozentzahl bei den ProfiGehältern festzulegen, auf die die Spieler verzichten, weil nach wie vor unklar ist, wie hoch die Verluste durch die Corona-Krise sein werden und wie hoch die Summe ist, die dann benötigt wird (MOPO berichtete).
Im Nachwuchsbereich des FC St. Pauli sind 110 Personen beschäftigt, darunter 26 Hauptamtliche, zu denen die Cheftrainer und Bereichsleiter zählen, die wie alle anderen Vollberufler im Verein (Profi-Abteilung ausgenommen) auf Kurzarbeit sind. Rund 70 Beschäftigte im NLZ sind die bereits erwähnten Mini-Jobber (Co-Trainer, Physiotherapeuten, Betreuer, Fahrer etc.), für die es keine gesetzliche Kurzarbeits-Regelung gibt. Darüber hinaus sind noch einige Ehrenamtliche im NLZ tätig.