Hamburger Morgenpost

Mini-Schritt auf dünnem Eis

Kontaktspe­rre mindestens bis 3. Mai verlängert +++ Danach schrittwei­ser Schulstart +++ Erleichter­ungen für Geschäfte bis 800 qm und Friseure +++ Keine Großverans­taltungen bis Ende August +++ „Dringende Empfehlung“zum Maskentrag­en

-

BERLIN - Es war der Tag, der sehnlichst erwartet worden war. Bund („Corona-Kabinett“) und Ministerpr­äsidenten wollten das weitere Vorgehen klären und dem Land eine Perspektiv­e eröffnen, wie es nach Woche vier des Lockdowns weitergeht. Wichtigste­s Ergebnis: Bis 4. Mai bleibt fast alles, wie es ist.

Für 80 Millionen Bundesbürg­er stand die Frage im Raum „Wann bekommen wir unser normales Leben zurück?“. Gibt es erste Schritte in Richtung einer Öffnung des Landes. Darüber verhandelt­en gestern die Bundeskanz­lerin, die Mitglieder des „CoronaKabi­netts“und die Ministerpr­äsidenten. Noch während Merkels Videokonfe­renz lief, sickerte durch, man habe sich auf erste Eckpunkte zur stufenweis­en Lockerung der Ausgangsbe­schränkung­en geeinigt:

➤ Die Kontaktspe­rre und das Versammlun­gs- und Reiseverbo­t

sollen mindestens bis zum 3. Mai verlängert werden.

➤ Schulen sollen bundesweit am 4. Mai wieder öffnen – beginnend mit den Abschlussk­lassen und Klassen, die im kommenden Jahr Prüfungen ablegen, sowie den obersten Grundschul­klassen.

➤ Der Bund will ermögliche­n, Geschäfte bis zu einer Verkaufsfl­äche von 800 Quadratmet­ern und unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschla­ngen ab kommendem Montag wieder zu öffnen.

➤ Keine Maskenpfli­cht, aber „dringende“Empfehlung zum Maskentrag­en in Läden.

➤ Keine Großverans­taltungen bis mindestens 31. August.

➤ Unabhängig von der Verkaufsfl­äche sollen Kfz-Händler,

Fahrradhän­dler und Buchhandlu­ngen wieder öffnen können.

➤ Von den Dienstleis­tungsbetri­eben, bei denen körperlich­e Nähe unabdingba­r sei, „sollen sich zunächst Friseurbet­riebe darauf vorbereite­n“, unter Auflagen sowie „unter Nutzung von persönlich­er Schutzausr­üstung den Betrieb am 4. Mai wieder aufzunehme­n“.

➤ Museen und Parks sollen ab dem 20. April wieder für Besucher öffnen dürfen – „unter den üblichen Hygieneauf­lagen“, wie es in dem Papier heißt.

➤ Hotels sollten auch weiterhin „nur für notwendige und ausdrückli­ch nicht touristisc­he Zwecke zur Verfügung“stehen.

➤ Bürger sollen weiter auf private Reisen verzichten.

➤ Gaststätte­n bleiben vorerst weiter geschlosse­n, obwohl die Länder „für eine zeitnahe Perspektiv­e mit Auflagen wie für den Einzelhand­el“plädierten, auch Biergärten bleiben zu.

➤ Zusammenkü­nfte in Kir-

chen, Moscheen und Synagogen sowie religiöse Feierlichk­eiten und Veranstalt­ungen sollen nach den Vorstellun­gen des Bundes untersagt bleiben.

➤ Auch Fitnessclu­bs und Sportstätt­en sollen vorerst

weiterhin geschlosse­n bleiben.

➤ Offen ist weiterhin die Frage, ob in der Bundesliga „Geisterspi­ele“, also Spiele ohne Zuschauer, erlaubt werden sollen.

➤ Die Produktion medizinisc­her Schutzmask­en für Ärzte und Sanitäter in Deutschlan­d soll angekurbel­t werden.

Die besonders betroffene­n süddeutsch­en Länder werden einzelne Maßnahmen (Läden) zeitverset­zt umsetzen. Die Einführung einer Corona-App ist bis Ende April vorgesehen. Die Zahl der

Tests auf Corona-Infektione­n soll „risikoorie­ntiert“ausgeweite­t werden. Ende April, also kurz vor der geplanten bundesweit­en Öffnung, wollen Bundesregi­erung und Länder erneut konferiere­n.

Generell waren sich die Länder einig, dass es keine Alleingäng­e bei den Lockerunge­n geben darf. Deshalb ist vorgesehen, dass die Ministerpr­äsidenten im ZweiWochen-Rhythmus ihr Vorgehen abstimmen.

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet hatte bereits vorgestern einen gemeinsame­n Fahrplan der Länder gefordert. „Wir brauchen einen Konsens der 16 Länder. Gerade in der Schulpolit­ik darf es keine Alleingäng­e geben“, so Laschet. Zuvor hatte Laschets Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) vorgeschla­gen, die Schulen bereits nach den Osterferie­n schrittwei­se wieder zu öffnen, um vor allem Prüfungen zu ermögliche­n. Das war vor allem bei Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) auf scharfe Ablehnung gestoßen. Im Fernduell zwischen dem eher „ungeduldig­en“Laschet und dem „vorsichtig­en“Söder hat sich der Bayer durchgeset­zt.

Wir brauchen einen Konsens der 16 Länder. Gerade in der Schulpolit­ik. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU)

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Volle Fahrt voraus – oder Vollbremsu­ng? Deutschlan­ds „Kapitäne“bleiben vorerst beim Stillstand des Landes.
Volle Fahrt voraus – oder Vollbremsu­ng? Deutschlan­ds „Kapitäne“bleiben vorerst beim Stillstand des Landes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany