Kinder und Frauen werden alleingelassen!
Warum Parteichefin Gallina stinksauer auf die Beschlüsse zu den Lockerungen der Beschränkungen reagiert
Nun können wir also sehen: Wir leben wieder in einer frauenund kinderfeindlichen Gesellschaft. Anna Gallina
Anna Gallina, Landeschefin der Grünen, und Parteikollegin Katja Husen sind sauer. Während die Schulen ab dem 4. Mai den Betrieb für ausgewählte Altersstufen wieder aufnehmen sollen, bleibt weitgehend offen, wie es für die Kitas weitergehen wird. Die MOPO sprach mit Anna Gallina über mögliche Perspektiven.
„Friseurbesuch vor Kita?! Es gibt keinen Beleg für die Superspreader-These! Aber wir schicken die Kleinsten in die häusliche Isolation und Frauen reihenweise in die Arbeitslosigkeit. Wir gefährden damit das Kindeswohl und schreiben Gleichberechtigung ab. Geht’s noch?“, schreibt Anna Gallina am Mittwochabend auf Twitter.
Die sogenannte „Superspreader“-Theorie besagt, dass es Gruppen von Menschen gibt, die Infektionen verstärkt an andere weitergeben. Ob Kinder hierzu zählen, ist bislang unter Experten umstritten. Später legt Gallina noch mit mehreren Tweets nach und behauptet unter anderem: „Wir leben in einer frauenund kinderfeindlichen Gesellschaft.“
Wie es für die Kitas tatsächlich weitergeht, dazu hatte sich die Bundesregierung am Mittwoch noch gar nicht geäußert. Fest stand nur, den Betrieb der Schulen ab 4. Mai schrittweise wieder aufzunehmen. Falls zu den Kitas keine neue Entscheidung fällt, bleiben sie also wahrscheinlich weiterhin geschlossen. Wie bisher würde es dann natürlich auch eine Notbetreuung für systemrelevante Berufe geben.
Die MOPO sprach mit Grünen-Landeschefin Anna Gallina darüber, wie sie sich die nächsten Schritte für die Kitas vorstellt: „Es geht mir um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das Thema ist jetzt wieder auf die lange Bank geschoben. Wenn im Einzelhandel der Betrieb wieder losgeht, was sollen dann die dort arbeitenden Eltern mit ihren Kindern machen?“, so Gallina. Natürlich könne in den Kitas nicht von heute auf morgen der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden, aber es sollte Perspektiven geben, wie es weitergehen kann.
Auch Parteikollegin Katja Husen zeigte sich auf Twitter erbost: „Nichts dazu, wie Familien die nächsten Wochen und Monate überstehen sollen. Ist halt nicht die Wirtschaft, mit der sich renommierte Ökonomen beschäftigen. Wir sind in den 50ern gelandet. Bloß ohne die Möglichkeit, unsere Kinder vor die Tür zu schicken. Ich bin so sauer.“
Zur Verkündung von Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), die Notbetreuung in Kitas auszuweiten, sagt Gallina: „Die heute präsentierten Kita-Pläne sind ein wichtiger und gut abgewogener Schritt. Darüber hinaus müssen wir bundesweit in die Debatte kommen, wie wir Kinder wieder frühkindliche Bildung und Betreuung zugänglich machen.“Und weiter: „Wir (die Grünen) fordern ein Corona-Elterngeld und Elternzeit inklusive eines Kündigungsschutzes.“
Zusätzlich sollten Kinder wieder die Möglichkeit haben, sich mit anderen Kinder zu treffen, zum Beispiel zunächst mit ein bis zwei ihrer besten Freunde.