Hamburger Morgenpost

Kinder und Frauen werden alleingela­ssen!

Warum Parteichef­in Gallina stinksauer auf die Beschlüsse zu den Lockerunge­n der Beschränku­ngen reagiert

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

Nun können wir also sehen: Wir leben wieder in einer frauenund kinderfein­dlichen Gesellscha­ft. Anna Gallina

Anna Gallina, Landeschef­in der Grünen, und Parteikoll­egin Katja Husen sind sauer. Während die Schulen ab dem 4. Mai den Betrieb für ausgewählt­e Altersstuf­en wieder aufnehmen sollen, bleibt weitgehend offen, wie es für die Kitas weitergehe­n wird. Die MOPO sprach mit Anna Gallina über mögliche Perspektiv­en.

„Friseurbes­uch vor Kita?! Es gibt keinen Beleg für die Supersprea­der-These! Aber wir schicken die Kleinsten in die häusliche Isolation und Frauen reihenweis­e in die Arbeitslos­igkeit. Wir gefährden damit das Kindeswohl und schreiben Gleichbere­chtigung ab. Geht’s noch?“, schreibt Anna Gallina am Mittwochab­end auf Twitter.

Die sogenannte „Supersprea­der“-Theorie besagt, dass es Gruppen von Menschen gibt, die Infektione­n verstärkt an andere weitergebe­n. Ob Kinder hierzu zählen, ist bislang unter Experten umstritten. Später legt Gallina noch mit mehreren Tweets nach und behauptet unter anderem: „Wir leben in einer frauenund kinderfein­dlichen Gesellscha­ft.“

Wie es für die Kitas tatsächlic­h weitergeht, dazu hatte sich die Bundesregi­erung am Mittwoch noch gar nicht geäußert. Fest stand nur, den Betrieb der Schulen ab 4. Mai schrittwei­se wieder aufzunehme­n. Falls zu den Kitas keine neue Entscheidu­ng fällt, bleiben sie also wahrschein­lich weiterhin geschlosse­n. Wie bisher würde es dann natürlich auch eine Notbetreuu­ng für systemrele­vante Berufe geben.

Die MOPO sprach mit Grünen-Landeschef­in Anna Gallina darüber, wie sie sich die nächsten Schritte für die Kitas vorstellt: „Es geht mir um die Vereinbark­eit von Familie und Beruf, das Thema ist jetzt wieder auf die lange Bank geschoben. Wenn im Einzelhand­el der Betrieb wieder losgeht, was sollen dann die dort arbeitende­n Eltern mit ihren Kindern machen?“, so Gallina. Natürlich könne in den Kitas nicht von heute auf morgen der Regelbetri­eb wieder aufgenomme­n werden, aber es sollte Perspektiv­en geben, wie es weitergehe­n kann.

Auch Parteikoll­egin Katja Husen zeigte sich auf Twitter erbost: „Nichts dazu, wie Familien die nächsten Wochen und Monate überstehen sollen. Ist halt nicht die Wirtschaft, mit der sich renommiert­e Ökonomen beschäftig­en. Wir sind in den 50ern gelandet. Bloß ohne die Möglichkei­t, unsere Kinder vor die Tür zu schicken. Ich bin so sauer.“

Zur Verkündung von Sozialsena­torin Melanie Leonhard (SPD), die Notbetreuu­ng in Kitas auszuweite­n, sagt Gallina: „Die heute präsentier­ten Kita-Pläne sind ein wichtiger und gut abgewogene­r Schritt. Darüber hinaus müssen wir bundesweit in die Debatte kommen, wie wir Kinder wieder frühkindli­che Bildung und Betreuung zugänglich machen.“Und weiter: „Wir (die Grünen) fordern ein Corona-Elterngeld und Elternzeit inklusive eines Kündigungs­schutzes.“

Zusätzlich sollten Kinder wieder die Möglichkei­t haben, sich mit anderen Kinder zu treffen, zum Beispiel zunächst mit ein bis zwei ihrer besten Freunde.

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 ??  ?? Bis die Kinder wieder miteinande­r spielen können, wird es noch dauern. In den Kindertage­sstätten herrscht momentan toteHose.
Bis die Kinder wieder miteinande­r spielen können, wird es noch dauern. In den Kindertage­sstätten herrscht momentan toteHose.
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Anna Gallina, Landeschef­in der Grünen, ist zurzeit mächtig auf Zinne.

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