Mehr Öffnung erwünscht
Deutschlands Weg der „kleinen Schritte“raus aus der Abschottung wird kritisiert
BERLIN - Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen durch Bund und Länder stoßen im politischen Lager weitgehend auf Zustimmung. FDP-Chef Christian Lindner erklärte mit Blick auf die beschlossenen Lockerungen: „Die Orientierung an der Vorsicht ist richtig.“Er hätte sich aber auch weiter gehende Schritte vorstellen können. „In Handel, Gastronomie und Bildung wäre etwas mehr Öffnung denkbar gewesen, wenn Schutzkonzepte vorliegen.“Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) übte nur Kritik an einzelnen Regelungen: „Mir erschließt sich die 800-Quadratmeter-Grenze im Einzelhandel zum Beispiel nicht“, so BDIPräsident Dieter Kempf. Zur Begrenzung des individuellen Ansteckungsrisikos sei diese Größe kaum geeignet, sagte Kempf. Stattdessen hätten andere
Kriterien – wie etwa die Ausarbeitung von Hygiene-Konzepten – eher ausschlaggebend sein sollen. Auch eine „verbindliche Ansage“zum Tragen von Mundschutz etwa in Geschäften des Einzelhandels hätte er sich gewünscht, so Kempf.
Für Skepsis sorgt auch der Plan, ab dem 4. Mai die Schulen wieder schrittweise zu öffnen – auch wenn jedes Bundesland seinen eigenen Zeitplan verfolgt. „Es ist ausgeschlossen, dass die Schulen ihre oft maroden sanitären Einrichtungen bis zum 4. Mai so in Ordnung bringen, wie es in dieser Pandemie-Situation nötig wäre”, so Stephan Wassmuth vom Bundeselternrat zum RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Marlis Tepe von der Lehrergewerkschaft GEW hätte sich gewünscht, zuerst jüngere Schüler wieder in die Schulen zu schicken.