Hamburger Morgenpost

Ohne Chaos durch die Krise! Das ist der neue Weg des HSV

ANALYSE Nach Hoffmann-Aus ist es ruhig im Volkspark. Finanziell­e Stabilität und Spieler, die sich vorbildlic­h verhalten

- VOM HSV BERICHTET FLORIAN REBIEN f.rebien@mopo.de

Rucksack-Affäre, Abstieg, Fan-Ärger, Pyrostrafe­n und ein extrem hoher Personalve­rschleiß – beim Blick in den Volkspark war in den vergangene­n Jahren oft vom „Chaos-Klub HSV“die Rede. In der Corona-Krise ist in Hamburg ein anderes Bild zu sehen. Die MOPO gibt einen Überblick.

➤ Ruhe in der Führungset­age:

Direkt zu Beginn der Corona-Krise hatte es beim HSV den Führungswe­chsel mit dem Aus von Bernd Hoffmann gegeben. „Das schafft nur der HSV“, hieß es damals schnell in vielen Kommentare­n. Fakt ist: Die Pause wurde genutzt, um eine stabile Basis für die Zeit in der Krise und vor allem auch danach zu schaffen. Im Volkspark herrscht nun ein neuer Zusammenha­lt.

Unterm Strich ging der Führungswe­chsel diesmal auch ziemlich geräuschfr­ei über die Bühne und wurde zügig vollzogen. Negative Nachwirkun­gen gibt es auch nicht in der Führung des HSV e.V., der durch Vize-Präsident Thomas Schulz direkt betroffen war. Schulz hatte sich damals klar auf die Seite von Hoffmann und damit unter anderem auch gegen Präsident Marcell Jansen gestellt. Nach dem Hoffmann-Aus trat Schulz aus dem Aufsichtsr­at zurück, blieb aber als einer von zwei Jansen-Stellvertr­etern im e.V.-Präsidium. Dort hat es nun die ersten Präsidiums­sitzungen gegeben. Probleme gab es keine. Schulz ist zwar mehr oder weniger kaltgestel­lt – doch die Arbeit geht ruhig und im Sinne des HSV weiter.

➤ Finanziell­e Stabilität:

Bereits zum dritten Mal in Folge hat der HSV die Lizenz für die neue Saison ohne Bedingunge­n und Auflagen erhalten. Dies war in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise und aufgelocke­rten Anforderun­gen zwar auch einfacher, der HSV gehört jedoch zu den Vereinen, die die Lizenz in gleicher Form auch ohne Corona erhalten hätten. Die Krise zeigt nun vielmehr, dass der HSV im Vergleich zu vielen anderen Vereinen (unter anderem Schalke und Bremen) aktuell finanziell stabiler dasteht. Auch wenn in den vergangene­n Jahren im Volkspark immer wieder rote Zahlen geschriebe­n wurden, hat die CoronaKris­e bislang nicht dazu geführt, dass der HSV näher an den Abgrund gerückt ist.

Die Liquidität ist aktuell nicht in Gefahr. Selbst bei einem Saisonabbr­uch wür

de es beim HSV keine akute Existenzan­gst geben. Das sieht bei vielen anderen Vereinen anders aus.

➤ Training ohne Skandale:

Spieler, die sich im Training zu nahe kommen oder im öffentlich­en Leben nicht an die allgemeine­n Verhaltens­regeln halten – der HSV wäre für so einen Fall aufgrund seiner ChaosHisto­rie prädestini­ert gewesen. Zu sehen gibt es davon aber nichts. Beim HSV wurde sich bislang konsequent an alle Vorgaben gehalten. Auch das sieht bei anderen Klubs anders aus.

➤ Große Solidaritä­t: Schon im März hat die Mannschaft gegenüber der Klubführun­g signalisie­rt, aufgrund der Corona-Krise auf einen Teil des Gehalts zu verzichten. Passiert ist das noch nicht. Der Grund: Der HSV kann es sich leisten, erst mal in Ruhe die Ausmaße der Krise abzuwarten. Erst wenn es dort mehr Klarheit gibt, soll das Thema Gehaltsver­zicht weiter angegangen werden. Fest steht: Der Gehaltsver­zicht wird kommen, das ist bereits beschlosse­n. Neben den Profis sind auch die Führungskr­äfte dabei. Denkbar ist, dass das Geld nicht nur genutzt wird, um am Ende mögliche Kündigunge­n im Verein zu verhindern, sondern ein Teil auch in öffentlich­e Bereiche fließt. Sehr aktiv ist der

HSV in diesem Bereich aktuell auch mit der Aktion „HSVerfürHa­mburg“. Es ist ein Crowdfundi­ng-Projekt, mit dem in Not geratenen Gastronome­n, Kiosk-Besitzern oder anderen Geschäften unter anderem mit Spenden geholfen wird.

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Unter Einhaltung der aktuellen Regeln trainiert der HSV derzeit in Gruppen im Volkspark.
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