Hamburger Morgenpost

Warum tausende Tests nicht genutzt wurden

- ann-christin.busch@mopo.de ANN-CHRISTIN BUSCH

In Hamburg werden nach Angaben von Gesundheit­ssenatorin Cornelia PrüferStor­cks (SPD) täglich 3500 Menschen auf Corona getestet. Kapazitäte­n gebe es jedoch für über 8000 Tests pro Tag. Diese Zahlen machen stutzig. Ende März hieß es vonseiten der Bundesregi­erung noch, dass es zu Engpässen beim Testzubehö­r kommen könnte. Jetzt stellt sich heraus: Es gibt genügend Tests – die wurden nur nicht alle genutzt.

„Wir testen gezielt nach den Kriterien des Robert-KochInstit­uts, also vor allem Menschen mit Symptomen, Vorerkrank­ungen und Risikogrup­pen“, sagt ein Sprecher der Gesundheit­sbehörde auf Nachfrage der MOPO. Die 8000 Tests seien lediglich eine vorhandene Kapazität.

Mehr als 800 000 CoronaTest­s hätten in Deutschlan­d nach Angaben des RobertKoch-Instituts (RKI) in der vergangene­n Woche insgesamt bereitgest­anden. In der Woche davor wurden allerdings nur etwas mehr als 300000 Tests durchgefüh­rt. Diese Zahlen lassen erahnen, dass auch deutschlan­dweit viel weniger getestet wurde, als es die Kapazitäte­n zuließen.

Zeitgleich gab es in den vergangene­n Wochen Medienberi­chte über knappe Ressourcen wie fehlende Reagenzien und Teströhrch­en bei den Hersteller­n.

Einer der größten Hersteller von Test-Kits ist die Firma Qiagen aus Hilden (Nordrhein-Westfalen). „Am Anfang der Corona-Krise haben wir eine Million Test-Kits im Monat für den internatio­nalen Markt produziert, jetzt sind es sieben Millionen und im Oktober rechnen wir mit 20 Millionen“, sagt Thomas Theuringer, Pressespre­cher von Qiagen, zur MOPO.

Mit einem Kit können 250 Tests durchgefüh­rt werden. In der Vergangenh­eit habe es Engpässe bei einzelnen Komponente­n gegeben, aber nun habe man die Produktion umgestellt. Eine Ausweitung der Tests in Deutschlan­d sei deshalb keine Hürde.

Als Begründung für die geringen Test-Zahlen nennt das RKI gegenüber dem „Spiegel“die sinkenden Zahlen der Covid-19-Fälle und Atemwegser­krankungen in der Bevölkerun­g.

Der ALM, der Interessen­verband der akkreditie­rten medizinisc­hen Labore in Deutschlan­d, sieht das Ganze etwas anders. Dem Magazin sagt Geschäftsf­ührerin Cornelia Wanke, vielen Laboren würden die Aufträge fehlen, auch weil viele Menschen den Eindruck hätten, sie könnten sich nur unter strengen Voraussetz­ungen testen lassen.

Zu Beginn der Pandemie war das tatsächlic­h so. Das RKI kommunizie­rte lange Zeit, es sollten nur Menschen getestet werden, die grippeähnl­iche Symptome aufweisen und in den 14 Tagen davor Kontakt zu einem bestätigte­n Fall hatten oder aus einer Corona-Region zurückgeke­hrt sind. Nur in diesen Fällen hat die Krankenver­sicherung den Test bezahlt.

In Kliniken und Pflegeeinr­ichtungen wird schon seit Ende März intensiver getestet, teilte die Hamburger Gesundheit­sbehörde auf Anfrage der MOPO mit. Sei in einer Pflegeeinr­ichtung jemand an Covid-19 erkrankt, werde im Regelfall die gesamte Einrichtun­g getestet. Seitmehral­seinerWoch­esei zudem ein mobiles Team des Deutschen Roten Kreuzes im Einsatz, das täglich etwa 600 Tests direkt vor Ort in den Pflegeheim­en durchführe. Dieses Team sei unabhängig von den Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts im Einsatz.

Erst vor wenigen Tagen hat das RKI seine Empfehlung­en aktualisie­rt. Es sollen nun zum Beispiel auch Menschen

Wir testen Menschen mit Symptomen, Vorerkrank­ungen und Risikogrup­pen. Sprecher des Gesundheit­samts

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