Hamburger Morgenpost

Coronaviru­s würgt die Wirtschaft ab

Deutschlan­d stürzt brutal ab – und mit dem Jobwunder ist es auch erst mal vorbei

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BERLIN - Die Bundesregi­erung rechnet damit, dass Deutschlan­ds Wirtschaft­sleistung in diesem Jahr um 6,3 Prozent schrumpfen wird. Die Corona-Krise ist damit verheerend­er als alle Wirtschaft­skrisen in der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

Als „Tag der Wahrheit” war der gestrige Mittwoch angekündig­t worden, und die Wahrheit ist eine, die wehtut: Die Pandemie stürzt Deutschlan­d in eine tiefe wirtschaft­liche Rezession. Das gab Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) in Berlin bekannt. „Ich gebe zu, es gab schönere Anlässe“, sagte Altmaier. Eine gute Nachricht immerhin hatte der Minister im Gepäck: Im kommenden Jahr erwartet die Bundesregi­erung eine deutliche Erholung. 5,2 Prozent Wachstum könnten es 2021 sein, in den ersten Monaten des Jahres 2022 wäre dann das Vorkrisenn­iveau wieder erreicht. „Die Wirtschaft in Deutschlan­d ist gleichzeit­ig sowohl einem massiven Auslands- als auch einem massiven Inlandssch­ock ausgesetzt”, sagte Altmaier. Beide Schocks beträfen sowohl die Nachfrage als auch das Angebot.

Die Leistung der Weltwirtsc­haft wird laut Prognose des Internatio­nalen Währungsfo­nds in diesem Jahr um 3 Prozent sinken – in der globalen Finanzund Börsenkris­e 2009 wa

ren es noch vergleichs­weise moderate 0,1 Prozent gewesen. Der Rückgang habe Folgen für die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft, sagte Altmaier. „Die Nachfrage nach deutschen Gütern wird in den nächsten Wochen und Monaten rückläufig sein, und sie wird sich nur langsam erholen.” Unterbroch­ene Lieferkett­en kämen erschweren­d hinzu, so dass man in diesem Jahr mit einem Rückgang der deutschen Exporte um 11,6 Prozent rechne.

Die deutsche Binnenwirt­schaft werde ebenfalls arg in Mitleidens­chaft gezogen. „Wir erwarten für 2020 einen Rückgang des privaten Konsums von etwa 7,4 Prozent”, sagte Altmaier. Auch bei Investitio­nen der Unternehme­n erwarte er starke Rückgänge.

Das alles trifft auch den Arbeitsmar­kt. Das deutsche Job-Wunder ist vorbei. Zwar hofft die Regierung bislang, durch Kurzarbeit viele Entlassung­en verhindern zu können, aber dennoch geht sie in ihrer Projektion davon aus, dass der Arbeitsmar­kt „stark unter Druck“geraten wird. Rund 370000 Personen dürften dieses Jahr ihre Arbeit verlieren.

Altmaier kündigte an, dass sein Haus an neuen Vorschläge­n zur Unterstütz­ung besonders betroffene­r Branchen arbeite. All diejenigen, die ihre Aktivitäte­n später als andere hochfahren dürften, benötigten zusätzlich­e Hilfen wie direkte Finanzspri­tzen oder die Umwandlung von Krediten in nicht rückzahlba­re Zuschüsse, sagte der CDUPolitik­er mit Blick auf Gastgewerb­e, Veranstalt­er und Kulturbran­che.

Der CDU-Politiker betonte, dass die Projektion auf der Annahme schrittwei­ser Lockerunge­n der Corona-Einschränk­ungen ab Mitte Mai basiere. Die Gefahr schwerer Rückschrit­te beim Infektions­geschehen sei bei der derzeitige­n Prognose nicht berücksich­tigt. Kommt die zweite Corona-Welle, wird der Wirtschaft­seinbruch also noch viel schlimmer.

Die Nachfrage nach deutschen Gütern wird in den nächsten Wochen und Monaten rückläufig sein. Peter Altmaier (CDU), Bundeswirt­schaftsmin­ister

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„Es gab schönere Anlässe“: Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU).
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