Agenten-Thriller: Spion will Killer in Hamburg anheuern
Attentäter sollte für 200 000 Euro Putin-Gegner ermorden
Flugbuchungen, Bilder auf Überwachungskameras, heimlich aufgezeichnete Gespräche: Die Schlinge um Igor Jegorows Hals zog sich unbemerkt immer enger zu. Anfang März, da war sich der deutsche Verfassungsschutz sicher, würde der mutmaßliche russische Top-Spion in Hamburg in eine Falle tappen. Doch dann kam alles anders.
Als der Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB das letzte Mal in Hamburg war, lief der Besuch ab wie ein waschechter Agententhriller, wie der „Spiegel“berichtet. Im Februar traf sich Jegorow mit einem mutmaßlichen Auftragskiller, um ein Attentat zu besprechen: 200 000 Euro, einen russischen Pass sowie eine Pension sollte es für die Ermordung des Tschetschenen Adam Osmajew geben.
Osmajew hatte sich beim Kreml nicht gerade beliebt gemacht. Er hatte bereits im zweiten Tschetschenienkrieg gegen die Russen gekämpft und Jahre später im Ukraine-Konflikt ein Freiwilligenbataillon aus seinen Landsleuten gegen pro-russische Separatisten befehligt. Außerdem hatte er vor Jahren einen Anschlag auf Wladimir Putin geplant.
Gründe genug also für russische Geheimdienstler, den Milizionär loswerden zu wollen. Bereits 2017 hatte es in der Ukraine zwei Anschläge auf den heute 38-Jährigen gegeben. Beim zweiten starb seine Frau, er überlebte verletzt. In beiden Fällen wird der russische Geheimdienst FSB als Drahtzieher vermutet. Nun sollte es unter Jegorows Leitung endlich klappen.
Doch als sich der Russe Ende Februar in Hamburg mit dem Auftragsmörder traf, war ihm schon der Verfassungsschutz auf den Fersen.
Der vermeintliche Killer arbeitete tatsächlich mit dem ukrainischen Geheimdienst SBU zusammen, der wiederum gute Kontakte zu deutschen Schlapphüten unterhält. Er hatte seine vorherigen Gespräche mit Jegorow aufgezeichnet und den Sicherheitsbehörden der Ukraine zugespielt.
Und er hatte den Mann auffliegen lassen, der ihn für Jegorow rekrutiert hatte: Den ukrainischen SBU-Generalmajor Walerij Schaitanow, der als Maulwurf in Kiew für den russischen FSB arbeitete.
Doch noch bevor sein Auftraggeber Jegorow die nächste, bereits gebuchte Hamburg-Reise antreten und dem Verfassungsschutz in die Falle gehen konnte, wurde Schaitanow vom SBU festgenommen.
Der „Sicherheitsdienst der Ukraine“feierte seinen Erfolg gleich mit der gesamten Weltöffentlichkeit, wie der „Spiegel“berichtet: Er stellte heimlich aufgenommene Gespräche Schaitanows mit dem vorgeblichen Killer sowie mit dem Agenten Jegorow ins Netz, dazu die Videobilder aus Hamburg.
Damit war der FSBMann enttarnt. Sein Flug nach Deutschland am 4. März wurde kurzfristig storniert. Und die deutschen Ermittler standen mit leeren Händen da.
Die Chance, einen mutmaßlichen Top-Agenten Moskaus zu fassen, der vermutlich für mehrere weitere Anschläge auf tschetschenische Kämpfer verantwortlich war, war vertan.