Hamburger Morgenpost

TV-Köche schlagen bei Merkel Alarm

EXISTENZAN­GST Sie plädieren für baldigen Neustart der Gastronomi­e

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BERLIN - Sie haben Angst. Angst um ihre Existenz. Um ihre eigene und die ihrer Mitarbeite­r. In TV-Shows treten sie gerne gegeneinan­der an, messen sich an den Bechern und Töpfen. Aber in dieser Sache kocht keiner sein eigenes Süppchen.

Die bekannten TV-Köche Frank Rosin, Tim Mälzer, Tim Raue, Mike Süsser und Roland Trettl haben sich jetzt direkt an Bundeskanz­lerin Angela Merkel gewandt. Sie schlagen Alarm. Die Gastronomi­e in ganz Deutschlan­d leidet unter der Corona-Pandemie und dem damit verbundene­n Öffnungsve­rbot. Insgesamt wurde der Brief von rund 250 Köchen, Restaurant­betreibern, Lebensmitt­elherstell­ern und Großhändle­rn unterzeich­net.

„Mit über 220 000 Betrieben und circa 2,4 Millionen Beschäftig­ten ist die Gastronomi­e nicht nur ein ganz wesentlich­er Wirtschaft­sfaktor. Sie ist auch ein enorm wichtiger Teil unserer Gesellscha­ft und Kultur“, heißt es darin. Das alles sei enorm gefährdet.

Die Unterzeich­ner beklagen, dass es derzeit keine Perspektiv­e auf einen baldigen Neustart der Gastronomi­e gebe – obwohl Möglichkei­ten da wären.

In dem Brief heißt es: „Es existieren sehr klare Schutzkonz­epte und entspreche­nde Vorschläge, unter denen eine sichere Wiederaufn­ahme der Betriebstä­tigkeiten erfolgen könnte – und in denen ein klares Bewusstsei­n für die Verantwort­ung seitens der Gastronomi­e zur Infektions­prävention zum Ausdruck kommt.“

Am heutigen Donnerstag kommt die Kanzlerin zu ihrer nächsten Videokonfe­renz mit den Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er zusammen. Die Gastronome­n hoffen, dass ihre Sorgen dort auch Thema sind. Denn ihre Befürchtun­g: Wenn sich nicht bald etwas an der Situation ändert, droht der große Kollaps. „Ein Fortdauern des Lockdowns wird zu einer nie dagewesene­n Pleitewell­e in dieser Branche führen“, so die Gastronome­n.

Die Branche hat bereits verschiede­ne Schutzkonz­epte vorgelegt, die weit über 1,5-Meter-Abstandsre­gelungen zwischen Tischen und Begrenzung von zwei Personen bzw. Familien pro Tisch hinausging­en: „Sie umfassen maßgeblich erweiterte Hygieneanf­orderungen für Räumlichke­iten, Gästekonta­kt, Geschirr und Utensilien und Küchenmita­rbeiter sowie klare Regeln für den Publikumsv­erkehr für Service und Gäste.

Die Gastronome­n sind der Meinung: „Unter Anwendung dieser Konzepte kann eine sichere Wiedereröf­fnung der Gastronomi­e auf verantwort­ungsvolle Art und Weise ermöglicht werden.“

Außerdem fordern die Unterzeich­ner weitere „konkrete Fördermaßn­ahmen“. Auf Dauer würden die bisherigen Hilfestell­ungen nicht ausreichen. Immerhin: Eine Forderung wurde bereits umgesetzt. Das vorübergeh­ende Herabsetze­n des Mehrwertst­euersatzes für die Gastronomi­ebranche auf sieben Prozent.

Schlussend­lich wenden sich die Unterzeich­ner direkt an die Bundeskanz­lerin: „Wir wünschen uns, dass dieser Appell zu einem ehrlichen und offenen Dialog zu einer ,neuen Normalität‘ für die Gastronomi­e führt und damit die Vielfalt und Qualität unseres täglichen Lebens sukzessive wieder aufblühen lässt. Dies ist uns eine Herzensang­elegenheit.“

Übrigens: Die gemeinscha­ftliche Online-Petition hat inzwischen mehr als 20 000 Unterstütz­er.

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Die TV-Köche Frank Rosin, Tim Mälzer und Tim Raue (v. l.) gehören zu den Unterzeich­nern des Briefs an die Bundeskanz­lerin.

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