Corona-Rebellion mit Trumps Segen
Michigan: Aufruf des Präsidenten zur „Befreiung“von Restriktionen gegen die Pandemie zeigt beim rechten Mob Wirkung
LANSING - Einige Demonstranten waren wie Milizionäre gekleidet. Andere trugen kugelsichere Westen. Mehrere posierten mit halb automatischen Gewehren. Einen Mundschutz trug fast niemand. Und die gesetzlichen Abstandsregeln hielten die Wutbürger auch nicht ein. Dafür hatten sie einen Galgen mitgebracht. Der war für die „Tyrannin“gedacht – die demokratische Gouverneurin Gretchen Whitmer. Michigans Hauptstadt Lansing ist seit Längerem Schauplatz des Protestes von Tea-PartyRechten, Staatsverächtern und Verschwörungstheoretikern gegen die CoronaRestriktionen. Jetzt kamen zwar nur mehrere Hundert Protestler. Sie drangen in die Lobby des Parlaments ein. Das sind auch für viele gewaltgewohnte Amerikaner beunruhigende Szenen. „Direkt über mir brüllen mich Männer mit Gewehren an. Einige meiner Kollegen tragen kugelsichere Westen“, berichtete die demokratische Senatorin Dayna Polehanki auf Twitter: „Ich habe die Arbeit der Polizei nie mehr zu schätzen gewusst.“Alexandria Ocasio-Cortez, die prominente linke Abgeordnete in Washington, erinnerte daran, wie bei ähnlichen Protesten Vertreter der schwarzen Bürgerrechtsorganisation Black
Lives Matter „herabgesetzt und als Randalierer und Gefahr für die Gesellschaft“diffamiert worden seien.
„Das kommt davon, wenn Trump twittert: ,Befreit Michigan!‘“, kritisierte Rechtsprofessorin Barb McQuade. Besonders scharf hatte er immer wieder Gouverneurin Whitmer angegriffen, die er nur verächtlich „diese Frau“nennt und der er eine Überreglementierung vorwirft. Anders als Trump hatte sie sehr früh und sehr konsequent auf die Pandemie reagiert. In Michigan unterstützen demnach 63 Prozent den Kurs der Gouverneurin.