Torwart-Poker i SIMON BRAASCH
PLANUNG Die Chancen von Heuer Fernandes, Pollersbeck und Gikiewicz
VOM HSV BERICHTET s.braasch@mopo.de
Der Kampf um den Kasten im Volkspark bleibt eine heiße Kiste. Julian Pollersbeck will Stammtorhüter Daniel Heuer Fernandes attackieren. Hinzu kommen Gerüchte über ein HSV-Interesse an Rafal Gikiewicz, der Union Berlin im Sommer ablösefrei verlassen wird. Kommt es im Sommer zum erneuten Torwartwechsel?
Bis Mittwoch müssen sie sich noch gedulden, dann dürfte klar sein, wie es weitergeht. Die Entscheidung der Politik über den Termin der Saison-Fortsetzung steht bevor. Anschließend will Pollersbeck um seine neue Chance beim HSV kämpfen. „Auch bei ihm wird nach der Pause eine Bewertung erfolgen, die Chance ist da“, erklärte Trainer Dieter Hecking in der MOPO, öffnete dem Keeper damit die Tür, stellte aber auch klar: „Er muss sich strecken, um an den anderen beiden vorbeizukommen, die haben es echt gut gemacht.“
Tatsächlich ist trotz der acht Wochen langen Corona-Pause nicht davon auszugehen, dass Hecking die Rangfolge im Tor ändert. Heuer Fernandes überzeugte zwar nicht immer, hat aber noch Kredit. Möglich, dass Pollersbeck – der vor der Saison zur Nummer drei degradiert wurde und in den vergangenen Monaten seinen Lebenswandel radikal umstellte – bei starken Trainingsleistungen Tom Mickels Platz als Stellvertreter erhält.
Wie aber geht es weiter? Mit großer Spannung werden die Entscheidungsträger des HSV verfolgen, wie sehr sich Pollersbeck aufdrängt. Macht er richtig Druck, ist er zurück im Spiel. Auch im Kampf um den Posten der Nummer eins für die kommende Saison. Sieht der 25-Jährige diese klare Perspektive, würde er in seinem dann letzten Hamburger Vertragsjahr auch von einem Wechselwunsch Abstand nehmen. HSV-intern heißt es, es liege nun an Pollersbeck, die Chance zu nutzen.
Was aber ist mit dem Gikiewicz-Gerücht? Am Donnerstag gaben der 32-Jährige und Union Berlin die Trennung für den Sommer bekannt, weil sie finanziell zu weit auseinanderliegen. Der Pole, der keinen Berater mehr beauftragt, will seine starken Leistungen der vergangenen eineinhalb Jahre vergolden. Bislang verdient er bei Union etwa 700 000 Euro – und damit ähnlich viel wie Pollersbeck beim HSV. Nun will Gikiewicz die Millionengrenze knacken.
Auch dem HSV wurde der Keeper angeboten. Nach MOPO-Informationen hält sich das Interesse aber in Grenzen. Zwar haben die Hamburger Gikiewicz auf dem Schirm, doch sportlich und finanziell überwiegt die Skepsis. Dass der Berliner mit seinen 32 Jahren deutlich älter ist als Heuer Fernandes (27) oder Pollersbeck (25), spricht gegen eine Verpflichtung.
Sollte der HSV aufsteigen und zu dem Schluss kommen, einen neuen Keeper präsentieren zu wollen, wird er sich wohl anderweitig orientieren. Die preisgünstigste Variante aber wäre die mit einem wiedererstarkten Pollersbeck. Nun liegt es an ihm, zu zeigen, ob er dieser Rolle gerecht werden kann.