Hamburger Morgenpost

„Ich finde, Kultur ist systemrele­vant“ Häusliche Isolation, Kontaktspe­rren, das sind alles psychologi­sch spannende Themen. Inspiriert Sie die aktuelle Situation zu neuen Thrillern?

Bestseller­autor Sebastian Fitzek über das Festival, zu dem keiner kommt und bei dem niemand auftritt

- DAS INTERVIEW FÜHRTE ANN-CHRISTIN BUSCH keinerkomm­t.de/, 12.5., Karten 22 Euro

Die Kulturszen­e – Musiker, Künstler, Schriftste­ller – leidet massiv unter der Corona-Krise. MenscHHamb­urg e.V will die Kulturscha­ffenden unterstütz­en – mit einem Festival, bei dem niemand auftritt. Jedes Ticket ist eine Spende an die Hamburger Kulturszen­e. Neu dabei: ein Literatur-Programm mit zahlreiche­n Star-Autoren. Thriller-König Sebastian Fitzek erzählt im MOPO-Interview, warum die Aktion so wichtig ist und wie er persönlich mit der Krise umgeht.

MOPO: „Keiner kommt, alle machen mit“– was ist Ihre Motivation mitzumache­n? Sebastian Fitzek:

Ich unterstütz­e immer gern ungewöhnli­che und kreative Ideen, vor allem wenn sie einen positiven Effekt haben und der Kulturindu­strie helfen. Ich denke, das Festival ist eine richtige Maßnahme, denn viele Kulturscha­ffende leiden unter der Flüchtigke­it ihrer Werke. Sie schaffen für eine kurze Zeit schöne Momente und wenn diese Zeit ausfällt, kann sie nicht mehr nachgeholt werden. Kultur halte ich für systemrele­vant.

Warum sollte ich mir Karten für ein Festival kaufen, das gar nicht stattfinde­t?

Das hier ist eine kreative Idee, die hilft, dass Kreativitä­t auch in Zukunft stattfinde­t. Alle, die es sich leisten können, sollten auch ihre gekauften Tickets für andere Kulturvera­nstaltunge­n nicht zurückgebe­n, sondern als Spende ansehen. Das „Keiner kommt“-Festival steht stellvertr­etend für diese Art der Solidaritä­t. Nicht nur den Künstlern,

Das Festivalpl­akat: Kommen kann man nicht, aber spenden. auch den Caterern, Roadies und Technikern kann niemand die fehlende Arbeitszei­t ersetzen.

Was können Leser tun, um den Buchhandel zu unterstütz­en?

Die Leser sollten bitte wirklich zum Buchhändle­r um die Ecke gehen oder online in den kleinen Buchläden einkaufen. Es ist wichtig für uns alle, dass der Buchhandel diese Krise überlebt!

Nein, das ist momentan eine so schwierige reale Situation, davor schrecke ich zurück, das würde ich nicht zu Unterhaltu­ngszwecken ausschlach­ten. Meine Szenarien sind fiktiv. Gleichwohl wird man als Autor vom Alltag inspiriert, und der hat sich verändert. Das heißt, wie gesagt, nicht, dass ich einen PandemieTh­riller schreibe, aber ich beschäftig­e mich natürlich auch damit, was existenzie­lle Krisen für Menschen bedeuten.

Wie gehen Sie mit der CoronaKris­e um?

Ich bleibe wie alle Leute mehr zu Hause und habe weniger soziale Kontakte. Manche denken, man sitzt als Schriftste­ller sowieso im Home Office und hat dadurch einen Vorteil. Das ist nicht so. Am Anfang hatte ich auch eine Reizüberfl­utung von den Nachrichte­n, die auf uns einprassel­ten, und war wenig kreativ. Deshalb habe ich gedacht: Ich muss diese Situation in etwas Positives umwandeln.

Unter #wirschreib­enzuhause habe ich bei Instagram eine Schreib-Challenge gestartet. Die Community schreibt mit meiner Unterstütz­ung und einer kurzen Anleitung eine Thrillerun­d Krimi-Kurzgeschi­chtensamml­ung. Auch andere bekannte Autoren wie Frank Schätzing oder Charlotte Link werden Geschichte­n beitragen. Die Sammlung soll im Herbst veröffentl­icht werden. Sämtliche Gewinne fließen dem Buchhandel zu.

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