„Ich finde, Kultur ist systemrelevant“ Häusliche Isolation, Kontaktsperren, das sind alles psychologisch spannende Themen. Inspiriert Sie die aktuelle Situation zu neuen Thrillern?
Bestsellerautor Sebastian Fitzek über das Festival, zu dem keiner kommt und bei dem niemand auftritt
Die Kulturszene – Musiker, Künstler, Schriftsteller – leidet massiv unter der Corona-Krise. MenscHHamburg e.V will die Kulturschaffenden unterstützen – mit einem Festival, bei dem niemand auftritt. Jedes Ticket ist eine Spende an die Hamburger Kulturszene. Neu dabei: ein Literatur-Programm mit zahlreichen Star-Autoren. Thriller-König Sebastian Fitzek erzählt im MOPO-Interview, warum die Aktion so wichtig ist und wie er persönlich mit der Krise umgeht.
MOPO: „Keiner kommt, alle machen mit“– was ist Ihre Motivation mitzumachen? Sebastian Fitzek:
Ich unterstütze immer gern ungewöhnliche und kreative Ideen, vor allem wenn sie einen positiven Effekt haben und der Kulturindustrie helfen. Ich denke, das Festival ist eine richtige Maßnahme, denn viele Kulturschaffende leiden unter der Flüchtigkeit ihrer Werke. Sie schaffen für eine kurze Zeit schöne Momente und wenn diese Zeit ausfällt, kann sie nicht mehr nachgeholt werden. Kultur halte ich für systemrelevant.
Warum sollte ich mir Karten für ein Festival kaufen, das gar nicht stattfindet?
Das hier ist eine kreative Idee, die hilft, dass Kreativität auch in Zukunft stattfindet. Alle, die es sich leisten können, sollten auch ihre gekauften Tickets für andere Kulturveranstaltungen nicht zurückgeben, sondern als Spende ansehen. Das „Keiner kommt“-Festival steht stellvertretend für diese Art der Solidarität. Nicht nur den Künstlern,
Das Festivalplakat: Kommen kann man nicht, aber spenden. auch den Caterern, Roadies und Technikern kann niemand die fehlende Arbeitszeit ersetzen.
Was können Leser tun, um den Buchhandel zu unterstützen?
Die Leser sollten bitte wirklich zum Buchhändler um die Ecke gehen oder online in den kleinen Buchläden einkaufen. Es ist wichtig für uns alle, dass der Buchhandel diese Krise überlebt!
Nein, das ist momentan eine so schwierige reale Situation, davor schrecke ich zurück, das würde ich nicht zu Unterhaltungszwecken ausschlachten. Meine Szenarien sind fiktiv. Gleichwohl wird man als Autor vom Alltag inspiriert, und der hat sich verändert. Das heißt, wie gesagt, nicht, dass ich einen PandemieThriller schreibe, aber ich beschäftige mich natürlich auch damit, was existenzielle Krisen für Menschen bedeuten.
Wie gehen Sie mit der CoronaKrise um?
Ich bleibe wie alle Leute mehr zu Hause und habe weniger soziale Kontakte. Manche denken, man sitzt als Schriftsteller sowieso im Home Office und hat dadurch einen Vorteil. Das ist nicht so. Am Anfang hatte ich auch eine Reizüberflutung von den Nachrichten, die auf uns einprasselten, und war wenig kreativ. Deshalb habe ich gedacht: Ich muss diese Situation in etwas Positives umwandeln.
Unter #wirschreibenzuhause habe ich bei Instagram eine Schreib-Challenge gestartet. Die Community schreibt mit meiner Unterstützung und einer kurzen Anleitung eine Thrillerund Krimi-Kurzgeschichtensammlung. Auch andere bekannte Autoren wie Frank Schätzing oder Charlotte Link werden Geschichten beitragen. Die Sammlung soll im Herbst veröffentlicht werden. Sämtliche Gewinne fließen dem Buchhandel zu.