Hamburger Morgenpost

Nahe null

Was das bedeutet, wer nun was fordert – und warum der Erfolg flüchtig sein kann

- Von MIKE SCHLINK

Corona-frei ist Hamburg noch nicht – aber unsere Stadt ist auf dem besten Weg dorthin! Wie der Senat am Sonntag bekannt gab, hat es im Vergleich zum Vortag offiziell lediglich drei Neuinfekti­onen gegeben.

Einen derart geringen Wert hat unsere Stadt seit Wochen nicht verzeichne­t. Statt zu jubeln, tritt der Senat jedoch auf die Euphorie-Bremse. „Die niedrige Zunahme der Fallzahl kann auch darauf zurückzufü­hren sein, dass aufgrund des Feiertags und des Wochenende­s weniger Testungen stattgefun­den haben“, heißt es in einer Mitteilung.

Allerdings: Auch über die Osterfeier­tage hatte der Senat auf mögliche Meldeverzö­gerungen hingewiese­n – am Ende gab es jedoch keinen Verzug. Und so bleibt der Eindruck, dass sich Hamburg auf einen Null-Wert zubewegt. Trotz jüngster Lockerunge­n, wohlgemerk­t.

Vor zwei Wochen haben beispielsw­eise die Geschäfte in Hamburg wieder geöffnet, die Auswirkung­en – etwa erhöhte Ansteckung­szahlen – müssten also langsam spürbar werden, weil diese Zeitspanne der Inkubation­szeit des Virus entspricht. Davon ist aktuell bislang aber noch nichts zu merken.

Bereits am Sonnabend waren nur elf Neuinfekti­onen gemeldet worden, am Freitag waren es 19. Bei 3500 CoronaTest­s, die täglich in Hamburg durchgefüh­rt werden, liegt der Anteil an positiv getesteten Personen in unserer Stadt lediglich bei 0,005 Prozent. Damit wäre derzeit nur jeder 200. Test positiv.

Aktuell sind in Hamburg 4834 Corona-Fälle gemeldet worden, etwa 3700 Personen gelten inzwischen als genesen. Weil die Dunkelziff­er unbekannt ist, werden Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) und Gesundheit­ssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) nicht müde, immer wieder zu betonen, dass man in erster Linie auf die Entwicklun­g in den Krankenhäu­sern schaut.

Doch auch hier ist die Entwicklun­g positiv. Seit der letzten Mitteilung vom Sonnabend sind laut Senat sieben Hamburger aus der stationäre­n Behandlung entlassen worden. Insgesamt befinden sich demnach noch 145 Hamburger mit akuter Covid-19Infektio­n in stationäre­r Behandlung, 56 von ihnen werden intensivme­dizinisch betreut.

Auch die täglichen Todeszahle­n sinken wieder. Am Sonntag gab es „nur“zwei Fälle. Insgesamt sind nun 165 Hamburger am Virus gestorben.

Die positive Entwicklun­g dürfte jetzt vor allem Gastronome­n Hoffnung machen. Die befinden sich seit Monaten in der Schwebe, wissen nicht, wann sie ihre Lokale wieder öffnen dürfen. Wirtschaft­ssenator Michael Westhagema­nn (parteilos) hatte jüngst den 18. Mai ins Spiel gebracht. Voraussetz­ung: Die Zahlen entwickeln sich positiv.

Das ist der Fall – und das zeigt sich auch in den Bezirken. Aus den hierfür aktuellste­n Zahlen vom 2. Mai (4831 Infektione­n, Stand 9 Uhr) geht hervor, dass lediglich in Wandsbek (7 Neuinfekti­onen, 1203 Fälle insgesamt), Altona (2 Neuinfekti­onen, 791 insgesamt) und Eimsbüttel (2 Neuinfekti­onen, 695 gesamt) neue Fälle registrier­t wurden – in Nord (797 Fälle insgesamt), Bergedorf (206), Harburg (340) und Hamburg-Mitte (799) gab es keinen einzigen neuen Fall.

Das verschafft vor allem jenen Rückenwind, die jetzt in Hamburg eine Öffnung der rund 500 Hotels und 5000 Lokale mit ihren Zehntausen­den Arbeitsplä­tzen fordern.

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Nur noch wenige Neuinfekti­onen in Hamburg. Auch die Zahl der Patienten sinkt.
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Gesundheit­ssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks und Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (beide SPD)
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