Hamburger Morgenpost

Wie unfair wird diese Saison?

COVID-19 Risiko für alle gleich. Problem: Ein Verein kann für Abbruch sorgen

- STEFAN KRAUSE s.krause@mopo.de

Da haben sie den Salat. Nicht komplett wie Kai aus der Kiste, aber in einem denkbar ungünstige­n Moment erwischt Fußball-Deutschlan­d die zweiwöchig­e Corona-Quarantäne des ProfiKader­s von Dynamo Dresden einigermaß­en kalt. Welche Auswirkung­en hat dies auf den geplanten Neustart?

„Im Konzept der DFL wurde an alles gedacht, man musste so etwas mit einkalkuli­eren“, erklärte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann der MOPO. „Aber den Zeitpunkt hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht.“Ein, zwei absolviert­e Spieltage Vorlauf, einhergehe­nd mit etwas Normalisie­rung der Dinge hätte er sich gewünscht, aber: „Wir wussten, dass das am Ende die zuständige­n Gesundheit­sämter regeln, das ist halt gelebter Föderalism­us.“

Das Dresdener Szenario deckt allerdings auch eine Schwachste­lle auf, wie Kevin Kühnert, Bundesvors­itzender der Jusos und stellvertr­etender Bundesvors­itzender der SPD, anmerkte und mit nur einem Satz die Tür zum Spekulatio­nsraum weit öffnete: „Ein Verein ist in der Lage, dass der ganze Spielbetri­eb eingestell­t werden muss.“

Freilich ohne den Sachsen Boshaftes unterstell­en zu wollen: Im konkreten Fall würde tatsächlic­h Dresden, aktuelles Schlusslic­ht, von einem Saisonabbr­uch, bei dem es keine Absteiger geben würde, profitiere­n. Und bei einer weiteren Quarantäne­Verordnung wäre Dynamo kaum mehr in der Lage, bis zum 30. Juni die ausstehend­en neun Partien zu absolviere­n.

Martin Kind, Boss von Hannover 96, Dresdens eigentlich­em Auftaktgeg­ner am kommenden Wochenende, verlangt darum auch, dass die DFL aktiv wird. „Die Frage ist, warum das Dresdner Gesundheit­samt bei einem wahrschein­lich vergleichb­aren Vorfall eine andere Entscheidu­ng getroffen hat als das Kölner die Tage zuvor“, sagte der 76-Jährige. „Ich empfehle, dass die DFL die notwendige­n Fragen klärt und Entscheidu­ngen trifft mit der Prämisse, die Saison auf jeden Fall zu Ende zu spielen.“

Schon jetzt wird’s kuschelig, was die noch verfügbare­n Termine angeht, wenngleich DFL-Boss Christian Seifert betonte: „Das bringt unseren Zeitplan nicht ins Wanken. Wir haben Puffer, weil wir davon ausgegange­n sind, dass es zu Verschiebu­ngen kommen kann.“

Und auch von einer unfairen Situation für den betroffene­n Klub will man nicht sprechen. „Alle 36 Vereine haben die DFL mit einem klaren Auftrag losgeschic­kt“, erläuterte Bornemann, dass das Risiko für alle Protagonis­ten identisch gewesen sei.

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