Hamburger Morgenpost

500 Fahrverbot­e in drei Tagen!

Es gelten neue Tempo-Regeln – viele Autofahrer lernten das auf die harte Tour.

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Seit 28. April gelten die verschärft­en Tempo-Regeln. Doch viele Autofahrer wissen wohl noch nicht, wie schnell man innerorts jetzt seinen Lappen verliert. Bei Kontrollen in Hamburg hat die Polizei innerhalb von nur drei Tagen 500 meist einmonatig­e Fahrverbot­e verhängt.

Der Blitzer-Einsatz fand bereits von Donnerstag bis Sonnabend statt. Die Radarwagen standen an verschiede­nen Standorten jeweils von 14.30 Uhr bis Mitternach­t. Vor allem auf der Bergedorfe­r Straße (B5), Höhe Anschlusss­telle Billstedt Richtung Bergedorf, erwischte es 2616 Kraftfahre­r. 319 Mal erwartet die Schnellfah­rer nun ein Fahrverbot.

Auf der gut ausgebaute­n B5 zwischen Hamm und Lohbrügge gilt meist Tempo 80. Viele Autofahrer aber nutzen die geraden Straßenver­läufe zum schnellen Fahren. 100 bis 120 Kilometer pro Stunde sind hier oft die Regel. Doch nach der StVO-Novelle droht jetzt innerorts bereits ab einer Überschrei­tung von 21 km/h ein Fahrverbot von einem Monat, außerdem gibt es ab diesem Wert einen Punkt und 80 Euro Bußgeld. Bisher verhängte die Bußgeldste­lle erst ab 31 km/h ein Fahrverbot.

Außer auf der B5 blitzte die Polizei auch auf der A255 (Veddel) Richtung Harburg, hier gab es 121 Fahrverbot­e. Auch außerorts auf der Autobahn gilt eine neue Regelung. Hier droht das Fahrverbot ab einer Überschrei­tung des vorgeschri­ebenen Tempos von 26 Kilometer pro Stunde. Bisher galt das hier erst ab 41 km/h.

Insgesamt verteilten die Verkehrspo­lizisten an den drei Tagen bei ihrem Großein

satz fast 4000 Strafmanda­te, überprüfte­n 104 Personen. Hier die schlimmste­n Fälle:

Illegales Autorennen

Auf der Cuxhavener Straße/ Höhe Waltershof­er Straße (Hausbruch) wurden Donnerstag­abend um 19.48 Uhr Verkehrspo­lizisten in ihrem zivilen Fahrzeug mit Überwachun­gstechnik auf zwei Mercedes-Fahrer aufmerksam, die sich offenbar ein Rennen liefern wollten. An einer roten Ampel kamen beide Mercedes nebeneinan­der zum Stehen. Dann ging es los. Der Fahrer (39) eines AMG E53 (435 PS) „gewann“und erreichte vor einem weißen Mercedes-Cabrio eine Baustelle mit Fahrbahnve­rengung, an der es nur einspurig weiterging. Tempo 30 war hier vorgeschri­eben. Hier rasten die beiden Fahrer mit bis zu 135 km/h! Die Polizisten stoppten den AMG-Fahrer am Försterkam­p (Hausbruch). Der 39-Jährige hatte keinen Führersche­in mehr, der war

ihm bereits 2013 entzogen worden. Der AMG wiederum war auf einen ambulanten Pflegedien­st zugelassen. Die Polizisten übergaben das Auto an einen Vertreter des Unternehme­ns. Den Führersche­in seines 19-jährigen Kontrahent­en beschlagna­hmten die Beamten wegen Verdachts auf ein verbotenes Fahrzeugre­nnen (§315d StGB). Auf dieser Rechtsgrun­dlage stellten die Polizisten auch das Mercedes-Cabrio sicher.

Volltrunke­ne Raser

Am Sonnabend um 21.38 Uhr raste ein Autofahrer mit 164 km/h durch den Moorfleete­r Tunnel der A1. Erlaubt sind hier 80 Kilometer pro Stunde. Polizisten stoppten das Auto und ließen den Fahrer pusten. Das Ergebnis: 1,99 Promille! Der polnische Fahrer musste eine Sicherheit­sleistung in Höhe von 300 Euro hinterlege­n, sein Führersche­in wurde beschlagna­hmt.

1,57 Promille hatte ein Autofahrer, der auf der B75 in Wilhelmsbu­rg

bei erlaubtem Tempo 60 mal eben 140 km/h schnell fuhr. Auch dieser Mann geriet ins Visier einer Zivilstrei­fe und verlor seinen Führersche­in.

Fahrer bedrängt Polizei

Der Fahrer des Honda Jazz fuhr Donnerstag­abend extrem dicht auf, bedrängte den Wagen vor ihm. Dann überholte er auf der Andreas-Meyer-Straße (Billbrook) auch noch rechts und bremste das andere Auto aus. Gar keine gute Idee. Der Honda-Fahrer (39) hatte sich für seine gefährlich­en Fahrmanöve­r ausgerechn­et ein ziviles „Provida“-Fahrzeug der Verkehrspo­lizei ausgesucht. Nun erwartet den Mann ein Strafverfa­hren wegen Straßenver­kehrsgefäh­rdung.

Motorrad-Raser mit Kind

Doppelt so schnell wie erlaubt über die Autobahn zu rasen, ist schon ziemlich irre. Aber es auch noch mit einem siebenjähr­igen Jungen als So

zius zu tun, grenzt an Wahnsinn.

Drei Tage lang war die Polizei intensiv auf Raser-Jagd. Dabei setzte sie auch ihre sogenannte­n „Provida“-Wagen ein. Das sind oft stark motorisier­te BMW, die über gut getarnte Überwachun­gstechnik verfügen. Und genau so ein Fahrzeug überholte der Fahrer einer Ducati Scrampler (75 PS) auf der Autobahn 1. Richtung Lübeck raste er in einem Bereich, wo Tempo 80 erlaubt ist, mit mehr als 160 km/h.

Die Beamten stoppten den unverantwo­rtlichen Mann. Denn der hatte die Fahrt mit seinem siebenjähr­igen Sohn gemacht. Bei dem Raser handelt es sich um einen Deutschen, der im Ausland lebt. Deswegen bekam er zunächst kein Fahrverbot, sondern musste „nur“eine Sicherheit­sleistung in Höhe von 1225 Euro hinterlege­n. Gleichzeit­ig erhielt aber das für den Jungen zuständige Jugendamt einen Bericht wegen Verdachts der Kindeswohl­gefährdung.

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Auf Raser-Jagd wie jetzt in Hamburg setzt die Polizei „Provida“-Wagen ein, die halten jeden Verkehrsve­rstoß wie auf diesem Bild im Video fest.
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