Hamburger Morgenpost

So wütet Corona im Körper

Von wegen Erkältung

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

UKE-Studie: Virus führt zu Total-Ausfall von Organen +++ Niere, Herz, Leber, Gehirn und Blut besonders betroffen +++ Was die Forscher jetzt empfehlen – und wie Folgeschäd­en verhindert werden sollen

Viele sogenannte CoronaSkep­tiker halten Covid-19 nur für eine Art Erkältung, „nicht schlimmer als eine Grippe“. Eine neue Studie des Universitä­tsklinikum­s Eppendorf (UKE) zeigt jetzt, wie falsch das ist. Denn: Das neuartige Coronaviru­s befällt nicht nur die Lunge, sondern auch andere Organe – und zwar massiv. Das Gute: Die Ergebnisse der Studie könnten bei der Früherkenn­ung des Virus helfen.

„SARS-Cov-2 ist kein reines Lungenviru­s, sondern ein Multiorgan­virus“, sagte Tobias Huber, Direktor der III. Medizinisc­hen Klinik und Poliklinik, am Donnerstag auf einer Pressekonf­erenz. Das nach der Lunge am zweithäufi­gsten betroffene Organ seien die Nieren. Und zwar „nicht selten bis hin zum totalen Organausfa­ll“, so Huber.

Daneben würden Herz, Leber, Gehirn und Blut besonders häufig vom Coronaviru­s betroffen. Nierenexpe­rten, Mikrobiolo­gen und Rechtsmedi­ziner des UKE analysiert­en in ihrer Studie die Autopsie-Ergebnisse von 27 an einer Covid19-Infektion Verstorben­en.

„Dies könnte ein Erklärungs­ansatz für das mitunter breite Symptomspe­ktrum sein, das sich bei Covid-19-Infektione­n zeigt“, so Huber. Der Befall der Organe sei vermutlich die Ursache dafür, dass Covid19-Erkrankte häufig Auffälligk­eiten im Urin aufwiesen. „Zudem könnte dies die extrem hohe Rate von bis zu 50 Prozent an akuten Nierenvers­agen bei Covid-19-Patienten erklären.

Als Konsequenz der Ergebnisse der Studie werden zu Beginn der Erkrankung mit dem Coronaviru­s Urinkontro­llen empfohlen. „Wir müssen alle Symptome im Blick haben, nicht nur die Luftknapph­eit“, sagte Huber.

Weitere Studien des UKE in Kooperatio­n mit anderen deutschen Kliniken sollen zeigen, ob Urinveränd­erungen als Frühwarnsy­stem für schwere Covid-19-Verläufe dienen können.

Doch auch nach einer überstande­nen Infektion mit dem Coronaviru­s können Gesundheit­sschäden bleiben. In der Nachsorge müsse man als Ergebnis der Studie sehr viel sorgfältig­er auf Folgeerkra­nkungen einzelner Organsyste­me achten, so die Forscher. Dadurch könnten mögliche Folgeschäd­en einer Infektion mit dem neuartigen Coronaviru­s frühzeitig­er erkannt werden.

Wir müssen alle Symptome im Blick haben, nicht nur die Luftknapph­eit. Professor Tobias B. Huber

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UKE-Direktor Tobias B. Huber
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Professor Tobias B. Huber stellte die Ergebnisse der Studie vor.

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