Jetzt kommt die Rabatt-Schlacht
Wo Sie sparen können:
Mittlerweile haben alle Läden in Hamburg wieder geöffnet. Doch der große Ansturm bleibt bisher aus. Obwohl es einen „ShoppingNachholbedarf“geben sollte, ist die Kauflust der Kunden gering. Das setzt den Handel unter enormen Druck. Denn hinzu kommt, dass sich in den Geschäften die Ware türmt, die durch die coronabedingten Ladenschließungen
nicht verkauft werden konnte.
„Die Verunsicherung der Kunden ist natürlich weiterhin vorhanden“, sagt Brigitte Nolte, Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord. „Es gibt immer noch Kontaktbeschränkungen sowie die Maskenpflicht, und die Politik rät weiterhin, zu Hause zu bleiben. Hinzu kommen die existenziellen Fragen: Ist mein Job sicher? Wie verhält es sich mit Kurzarbeitergeld? Der Konsum wird da von den Menschen im Moment hintangestellt“, so Nolte.
Möbelläden wie Ikea oder Elektro-Geschäfte wie der Apple-Store hätten weniger Probleme, denn die Anschaffung ihrer Produkte sei länger geplant, hier gebe es einen Nachholbedarf. Die Modebranche aber sei stark betroffen und müsse sich auf weitere Verluste einstellen.
„Im Sommer könnte der Modehandel auf einem Berg von einer halben Milliarde unverkaufter Textilien sitzen“, sagte Axel Augustin, Sprecher des Handelsverbandes Textil (BTE) bereits am Dienstag. „Bei Mode und Bekleidung fehlt es auch ganz einfach an Kaufanlässen“, so der Branchenvertreter.
Die Kleiderschränke der Deutschen seien voll, gekauft werde nur, wenn es ei
nen besonderen Grund dafür gebe. Anlässe wie Partys, Urlaube oder Hochzeiten würden im Moment aber nicht stattfinden. Für Geschäfte in den Innenstädten käme erschwerend hinzu, dass zurzeit auch die Spontan-Käufe der Touristen ausbleiben würden, erklärt Handelsverband-Nord-Geschäftsführerin Nolte.
Wie geht der Modehandel in Hamburg jetzt aber mit der neuen Situation um? „Die Gefahr einer RabattSchlacht unter den Läden ist natürlich groß“, sagt Brigitte
Nolte. Die Ware sei ja bereits in den Läden und die Nachfrage gering. „Noch können wir für Hamburg nicht von einer solchen Situation sprechen und wir als Handelsverband hoffen auch, dass es nicht dazu kommt.“Der Schaden, der dabei für die gesamte Branche auch im Hinblick auf die Preisentwicklung der nächsten Jahre entstehen könnte, sei zu hoch.
Doch wenn man durch Hamburg bummelt oder online nach Ware sucht, ist der Eindruck ein anderer.
Viele Geschäfte haben sich bereits positioniert und große Sale-Aktionen gestartet. Das Alsterhaus beispielsweise bietet bis zum 30. Mai einen Vorteil von 20 Prozent auf ausgewählte Marken, und Levi’s reagiert mit einem Wiedereröffnungs-Angebot von 30 Prozent auf das zweite Teil. Snipes verspricht sogar Sale-Aktionen bis zu 70 Prozent, ebenso C&A – das Geschäft empfängt seine Kunden unter dem Motto „Welcome back!“und lockt mit bis zu 70 Prozent Rabatt bis Ende Juni in allen Filialen.
Dass mit dem Vorweihnachtsgeschäft wieder Normalität einkehren könnte, hält Brigitte Nolte ebenfalls für unwahrscheinlich: „Wenn man sich die Bilder der vergangenen Jahre anschaut, mit dem Gedränge und den Menschenmassen vor Weihnachten, dann wird es das dieses Jahr nicht geben.“Die Geschäfte müssen sich also auf weitere schwere Monate vorbereiten. Eine Rabatt-Schlacht helfe laut Handelsverband Nord allerdings nicht aus der Krise.
Die Verunsicherung der Kunden ist natürlich weiterhin vorhanden. Brigitte Nolte