„Ich bin über 70 und würde gern meine Enkel besuchen“
MOPO-TELEFONAKTION Von Masken bis zu Haustieren: Experten beantworteten Fragen zu Corona
Corona hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Regeln für unser Zusammenleben ändern sich täglich. Da gibt es viele Fragen. Experten vom Beratungsteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gaben den MOPO-Lesern Antwort am Telefon. Hier eine Auswahl:
➤ Wie lange dauert es von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit? Nach einer Ansteckung kann es bis zu 14 Tage dauern, bis Krankheitszeichen auftreten. Im Durchschnitt beträgt die sogenannte Inkubationszeit fünf bis sechs Tage. ➤ Kann man für andere ansteckend sein, ohne selbst krank zu
werden? Es ist möglich, dass man sich angesteckt hat, es aber nicht bemerkt, weil die Symptome sehr schwach oder nicht vorhanden sind. In Studien lag der Anteil von Krankheitsbildern ohne Symptome bei 43 Prozent, bei Kindern bei 50 Prozent und bei Schwangeren bei 88 Prozent. Infizierte Personen ohne Krankheitssymptome sind jedoch ebenso ansteckend wie Menschen, die Krankheitszeichen haben. ➤ Bei welchen Beschwerden könnte man annehmen, dass Covid-19 dahintersteckt? Mögliche Anzeichen sind unter anderem Husten, erhöhte Temperatur oder Fieber, Kurzatmigkeit, Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopfund Gliederschmerzen sowie allgemeine Schwäche. ➤ Mein Corona-Test war positiv. Mit wie vielen Krankheitstagen muss ich rechnen? Bei Menschen mit leichtem Verlauf, die sich zu Hause auskurieren können, geht man derzeit davon aus, dass sie spätestens nach 14 Tagen wieder genesen sind. Die Entscheidung, ob eine Person als genesen und nicht mehr ansteckend gilt, trifft der behandelnde Arzt oder das zuständige Gesundheitsamt.
Bei schwerem Krankheitsverlauf dauert die Genesung in der Regel länger. ➤ Jetzt sieht man ja wieder mehr Menschen auf den Straßen. Welche Schutzmaßnahmen bringen gegenwärtig noch etwas? Eine gute Gedankenstütze ist die sogenannte AHA-Formel – Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Im Klartext heißt das: Halten Sie einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu Ihren Mitmenschen. Befolgen Sie die Hygieneregeln in Bezug auf Niesen, Husten und Händewaschen. Das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen
ist in bestimmten Situationen verpflichtend, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Einkaufen, beim Friseur. Achten Sie aber trotz Mund-NasenBedeckung immer auf den Mindestabstand.
➤ Warum soll man anderthalb
Meter Abstand halten? Das Virus wird vor allem bei engem Kontakt zwischen Menschen durch das Ausstoßen von sehr kleinen Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen. Diese Tröpfchen sinken spätestens nach anderthalb Metern zu Boden und können daher
die Schleimhäute anderer Menschen in Nase, Mund und Augen nicht mehr erreichen. Deshalb ist dieser Abstand der beste Weg, eine Ansteckung zu vermeiden. ➤ Ist es besser, in die Armbeuge oder ins Taschentuch zu husten oder zu niesen? Am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach sofort entsorgen. Anschließend sollten Sie gründlich die Hände waschen. Ist so schnell kein Taschentuch greifbar, dann sollten Sie die Armbeuge nutzen. ➤ Ich bin völlig gesund. Warum soll ich beim Einkauf eine Maske
tragen? Infizierte Menschen können das Virus schon zwei Tage vor den ersten Krankheitszeichen ausscheiden. Eine Mund-Nasen-Bedeckung ist in der Lage, infektiöse Tröpfchen, die man zum Beispiel beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt, abzufangen. So wird das Risiko, eine andere Person anzustecken, verringert. Eine solche Schutzwirkung ist bisher nicht wissenschaftlich belegt, sie erscheint aber plausibel. Es gibt jedoch keine Belege dafür, dass man sich durch den Mund-Nasen-Schutz selbst vor einer Ansteckung schützen kann. ➤ Letztes Wochenende habe ich mich mit einem Freund getroffen, der jetzt positiv
auf Corona getestet wurde.
Muss ich zum Arzt? Gehen Sie keinesfalls direkt ins Wartezimmer einer Praxis. Falls Sie infiziert sind, wäre die Ansteckungsgefahr für andere zu groß. Kontaktieren Sie telefonisch Ihr Gesundheitsamt, Ihren Hausarzt oder den Patientenservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung unter 116 117, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Bis Sie Klarheit haben, sollten Sie sich selbst isolieren, das heißt zu Hause bleiben, alle engen Kontakte meiden und eine gute Hände-, Husten- und Nieshygiene einhalten. ➤ Gibt es im Internet eine Liste mit den Kontaktdaten der örtlichen Gesundheitsämter? Sie finden die Ämter unter tools.rki.de/PLZTool/ – eine Seite des Robert-Koch-Instituts. ➤ Infizieren sich Männer häufiger als Frauen?
Das Risiko sich zu infizieren, ist – soweit bisher bekannt – für Männer und Frauen etwa gleich groß. ➤ Kann man während der Pandemie die üblichen Schutzimpfungen vornehmen lassen?
Ja, das wird sogar empfohlen. Ein umfassender Impfschutz ist sinnvoll, um Infektionen vorzubeugen, die in der Pandemiezeit zusätzlich gefährlich sein können. Impftermine sollten Sie vorab telefonisch mit der Arztpraxis vereinbaren. Bei Anzeichen einer Atemwegsin
fektion sollten Impftermine um zwei Wochen verschoben werden. ➤ Wer ist gefährdet, besonders schwer an Covid-19 zu erkranken? Das sind vor allem Ältere ab etwa 50 Jahren, Raucher, stark Übergewichtige, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit chronischen Lungen- und Lebererkrankungen, mit geschwächtem Immunsystem, mit Diabetes und Krebs. Aber auch bei Jüngeren und Menschen ohne Vorerkrankungen kann Covid-19 einen schweren Verlauf nehmen. ➤ Ich würde gern wieder die Enkel
besuchen, bin aber über 70 …
Wer nicht mit seinen Enkelkindern zusammenwohnt, sollte sie gegenwärtig nicht besuchen. Es ist nicht auszuschließen, dass Kinder das neuartige Coronavirus unbemerkt übertragen könnten. Eine Studie an der Charité stellte fest, dass Kinder genauso viele Viren im Rachen entwickeln wie Erwachsene und somit genauso ansteckend sein können. ➤ Mich bedrückt die gegenwärtige Situation sehr. Ich kann kaum noch schlafen. Am Tag spüre ich eine Unruhe, die sich
nicht bezähmen lässt. Was kann
ich tun? Vielleicht können Sie es schaffen, auf die kleinen positiven Dinge in Ihrem Alltag zu schauen: eine schöne Blume, einen guten Film. Halten Sie per Telefon den Kontakt zu Verwandten und Freunden. Gut ist, feste Telefonzeiten zu vereinbaren, um dann in Ruhe zu telefonieren. Auch Entspannungs
übungen können Ihnen vielleicht helfen. Unter www.gesundheit.gv.at/ finden Sie Anleitungsvideos. ➤ Mir fällt die Decke auf den Kopf. Vor Corona war ich im Kon
zert, im Kino, im Theater … Auf Kultur müssen Sie nicht verzichten. Viele Konzerthäuser bieten täglich Konzertmitschnitte an. Auch Theatervorführungen können Sie
im Internet sehen, zum Beispiel unter www.nachtkritik.de. Filme in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. ➤ Können wir weiter mit unserem Hund schmusen? Oder be
steht Infektionsgefahr? Empfehlungen zum Umgang mit Haustieren findet man auf der Seite des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) unter www.fli.de. Das FLI ist das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit und befasst sich unter anderem mit dem Schutz vor Infektionen, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden.