Hamburger Morgenpost

MIKE SCHLINK

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mike.schlink@mopo.de

schaftswah­len im Februar waren zahlreiche Abgeordnet­e aus den Bezirksver­sammlungen ins Landesparl­ament eingezogen, ohne anschließe­nd ihr Bezirksman­dat aufzugeben. Heißt: doppelte Arbeit – aber auch doppelte Vergütung!

Auf Nachfrage erklärten mehrere Fraktionen damals, dass die Corona-Krise eine geordnete Übergabe der Abgeordnet­en erschwert und verzögert habe. Zum 30. April gaben die meisten Politiker nun ihre Bezirksman­date auf – aber eben nicht alle. Bereits im April hatte die Co-Fraktionsv­orsitzende der Grünen aus Hamburg-Mitte, Lena Zagst, erklärt, ihr Mandat behalten zu wollen. Zu ihr gesellen sich jetzt offenbar zwei AfD-Politiker aus Wandsbek.

Wie das Bezirksamt

Wandsbek auf MOPO-Nachfrage mitteilte, haben der Vize-Fraktionsc­hef Marco Schulz und der Abgeordnet­e Thomas Reich „bislang noch nicht ihren Rücktritt aus der Bezirksver­sammlung schriftlic­h bei der Bezirkswah­lleitung erklärt“. Das ausgerechn­et die Rechtspopu­listen an den doppelten Mandaten festhalten,

ist eine echte Überraschu­ng. Schließlic­h hat vor allem ihre Partei zur Sparsamkei­t bei Abgeordnet­en aufgerufen. So hatte die AfD jüngst gefordert, dass die Sitzungsge­lder während der CoronaZeit gestrichen werden – das sind 40 Euro pro Fraktionsu­nd Fraktionsv­orstandssi­tzung. Wenig im Vergleich zu den doppelten Bezügen, die beide seit Monaten kassieren.

Zur Erinnerung: Seit dieser Legislatur erhalten Bürgerscha­ftsabgeord­nete monatlich eine Vergütung in Höhe von 3283 Euro brutto. Mitglieder der Bezirksver­sammlung erhalten darüber hinaus 569,33 Euro im Monat – zuzüglich kleinerer Beträge für die Teilnahme an Ausschüsse­n. Fraktionsv­orsitzende erhalten den dreifachen Satz, Stellvertr­eter den doppelten.

Heißt: Schulz kassiert aktuell eine Vergütung von mehr als 4400 Euro, Reich mehr als 3850 Euro – und offenbar bleibt es auch dabei. „Wir diskutiere­n aktuell intern, wie wir die Nachfolger­egelung gestalten“, sagt Wandsbeks AfDChef Dietmar Wagner. Die AfD sei eine vergleichs­weise junge Partei und benötige bei diesen Prozessen mehr Zeit als etablierte Parteien. Aber: Es solle „etwas passieren“. Also geben die beiden definitiv auch ihr Mandat zurück? „Das planen wir nicht auf jeden Fall. Das wird sich noch entscheide­n“, so Wagner.

Er verweist darauf, dass man „allein von der Vergütung eines Bürgerscha­ftsabgeord­neten nur mühsam über die Runden“komme, sollte man neben dem Feierabend­parlament keiner berufliche­n Tätigkeit nachgehen können. Das gilt beispielsw­eise für Marco Schulz. Der Berufssold­at wurde für die Legislatur von seinem Arbeitgebe­r freigestel­lt, Thomas Reich ist Büroleiter des Bundestags­abgeordnet­en Bernd Baumann (AfD).

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 ??  ?? Kassiert doppelt: Lena Zagst (Grüne)
Kassiert doppelt: Lena Zagst (Grüne)
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Kassiert doppelt: Thomas Reich (AfD)
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Kassiert doppelt: Marco Schulz (AfD)

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