Reiseleiter Maas rettet den Sommerurlaub
Außenminister setzt sich dafür ein, dass Europas Ferien-Ziele Gäste kriegen
BERLIN - Es ist noch gar nicht lange her, da trat Heiko Maas beinahe täglich als Überbringer schlechter Nachrichten auf. Der Außenminister vermieste den Deutschen die in der Corona-Krise ohnehin gedämpfte Laune. Maas stellte einen Sommer ohne Reise in Aussicht.
Ende April, als das Auswärtige Amt in einer beispiellosen Rückholaktion eine Viertelmillion Bundesbürger aus Urlaubsregionen sicher zurück nach Deutschland geholt hatte, verkündete Maas: „So eine Aktion werden wir diesen Sommer nicht noch einmal durchführen können.“Eine Aussage, die der Minister so oft wiederholte, dass man meinte, Maas persönlich würde ins Cockpit stürmen, sollte sich in den Sommermonaten ein Ferienflieger auf ein Rollfeld wagen.
Angesichts des global zum Erliegen gekommenen Reiseverkehrs sprach das Auswärtige
Amt eine weltweite aus. Deutschlands Außenminister, der in coronafreien Zeiten im Durchschnitt mehr als 5000 Flugkilometer pro Woche zurücklegt, riet den Bürgern, daheimzubleiben. Maas, der Urlaubsstornierer. Doch seit ein paar Tagen tritt Maas in anderer Rolle auf. Sein Ministerium arbeitet derzeit mit aller Kraft daran, den Umgang mit EUGrenzkontrollen zu harmonisieren und Quarantänebestimmungen anzugleichen. Die zum 14. Juni auslaufende weltweite Reisewarnung soll nicht verlängert werden. Zumindest für die EU-Staaten stellt das Auswärtige Amt spezifizierte Reisehinweise in Aussicht. Die Europäer sollen wieder zueinander und wieder zurückreisen können – unter Wahrung des Gesundheitsschutzes. Um die Bedingungen für sicheres Reisen innerhalb der EU zu erörtern, lud Maas zu Wochenbeginn seine Amtskollegen aus den zehn liebsten EU-Reiseländern der Deutschen in eine Videoschalte. Am Mittwochnachmittag folgte eine weitere Videokonferenz. Diesmal mit den Außenministern der neun Nachbarstaaten Deutschlands. Zu fünf von ihnen – Frankreich, Österreich, Dänemark, Tschechien, Polen – bestehen noch Grenzkontrollen.
„Wir wollen auch in diesem Jahr der Corona-Krise einen europäischen Sommerurlaub möglich machen – aber unter verantwortbaReisewarnung
ren Umständen. Dafür muss ein Urlaub berechenbar und vor allem sicher sein“, sagte der Bundesaußenminister im Anschluss. Plötzlich geht es nicht mehr um die Beschränkung des Reisens, sondern um dessen Ermöglichung. Maas, der Urlaubsplaner?
Die Kehrtwende in der deutschen Tourismuspolitik ist nur zum Teil im Infektionsgeschehen begründet. Zwar ist die Corona-Pandemie vielerorts in der EU unter Kontrolle. Doch solange es weder ein Medikament noch eine Impfung gegen das Virus gibt, ist ein Hochschnellen der Infektionszahlen nicht ausgeschlossen – schon gar nicht in Touristenhochburgen, deren Gäste bei Abreise das Virus mitnehmen und daheim streuen könnten. Dass Urlaubsreisen dennoch möglich sein sollen, erklärt sich vor allem mit der finanziellen Abhängigkeit zahlreicher EU-Staaten vom Sommertourismus. Doch ohne die Deutschen lässt sich die Tourismuswirtschaft Südeuropas kaum wiederbeleben. „Als ,Reiseweltmeister‘ sehen wir uns besonders in der Verantwortung, darauf hinzuarbeiten“, sagt Maas.