Hamburger Morgenpost

SIMON BRAASCH

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s.braasch@mopo.de

„Es ist nicht mein erster Gedanke, wenn ich den Namen HSV höre“, sagt Yabo im Gespräch mit der MOPO. „Aber irgendwann kommt es natürlich hoch. Das war schon brutal und tat sehr, sehr weh. Der HSV hat mich mit voller Härte erwischt. Aber so ist der Sport – es gehört dazu. Mal bist du am Boden, mal jubelst du.“

Anderen Ex-Karlsruher­n, wie etwa Keeper Dirk Orlishause­n, bereitet es bis heute Probleme, über die Geschehnis­se zu reden. Nicht so Yabo. Das Training der Arminia ist gerade vorbei, als der 28-Jährige im Auto ans Telefon geht. Er wirkt entspannt, ein wenig aufgekratz­t. Vorboten des Spitzenspi­els. Oder spielt da doch die Erinnerung an alte Wunden eine Rolle?

Klares Nein, meint Yabo und sagt es so gelassen, dass man es ihm auch abnimmt. „Es gibt keine offenen Rechnungen, da ist nichts hängen geblieben.“Neues Spiel, neues Glück. Nun mit Bielefeld im Volkspark. Als Spitzenrei­ter. Wie aber konnte es dazu kommen, dass nicht die Top-Favoriten HSV oder Stuttgart schon mit einem Bein in der Ersten Liga stehen – sondern Außenseite­r Arminia? Gar nicht so leicht, ein Märchen zu erklären. Yabo versucht es. „Es gibt nicht

den einen Moment, in dem ich dachte: Hoppla, wir können ja aufsteigen. Es ist ein Prozess, der schon in der vergangene­n Rückrunde begann“, erinnert er sich. „Daran haben wir angeknüpft. In dem Fahrwasser befinden wir uns noch immer, und es bringt riesigen Spaß zu sehen, was hier entstanden ist.“

Dass der spezielle Rahmen des Topspiels in Hamburg durch die Corona-Krise komplett verwischt wird, könnte der Arminia nun ja sogar in die Karten spielen. Vor sonst ausverkauf­tem Haus hätten die HSV-Fans vermutlich mächtig Alarm gemacht. „Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich in Hamburg lieber vor 57000 Fans spielen und hätte zur

Die vielleicht größte Enttäuschu­ng seiner Karriere: Am 1. Juni 2015 spenden sich Reinhold Yabo und einige KSC-Fans gegenseiti­g Trost.

Not auch 50 000 davon gegen uns. Das kann ja auch anstacheln.“Eine merkwürdig­e Nummer, diese Geisterspi­ele: „Irgendwann blendest du es aus, aber es wird dir natürlich immer wieder bewusst, dass es gerade alles anders ist.“

Das wird sich auch im Volkspark wieder zeigen. Auf die Umarmung mit Sonny Kittel etwa wird Yabo nach dem Spiel verzichten müssen. Zu Hamburgs TopTorschü­tzen (elf Zweitligat­ore) hat er einen besonderen Draht. „Mit Sonny verbindet mich einiges“, erzählt Yabo. „Wir haben zusammen in der Jugend für Deutsch

land gespielt. Er war damals schon bärenstark und ist es immer noch. Wir müssen auf ihn achten.“

Geht alles gut, sehen sie sich in der nächsten Saison in der Bundesliga wieder. Ebenso wie Kittel weiß auch Yabo, wie sich die Erste Liga anfühlt, er war schon dort, wenn auch kurz. Fünfmal durfte er für den 1. FC Köln ran, vor fast zehn Jahren, in der Saison 2010/11. Geblieben ist die Erinnerung. „Die Bundesliga hat mich süchtig gemacht“, sagt Yabo. „Es gibt keinen größeren Traum als die Bundesliga. Es wäre fantastisc­h, das mit Arminia zu schaffen.“

So., 24.5., 13.30 Uhr, Arminia Bielefeld (H) Do., 28.5., 20.30 Uhr, VfB Stuttgart (A) So., 31.5., 13.30 Uhr, Wehen Wiesbaden (H) Mo., 8.6., 20.30 Uhr, Holstein Kiel (H)

Fr., 12.6., 18.30 Uhr, Dynamo Dresden (A) Di., 16.6., 18.30 Uhr, VfL Osnabrück (H) So., 21.6.2020, 15.30 Uhr, FC Heidenheim (A) So., 28.6.2020, 15.30 Uhr, SV Sandhausen (H)

 ??  ?? Reinhold Yabo (hier gegen Jeremy Dudziak) wurde beim 1:1 im Hinspiel eingewechs­elt und machte eine starke Partie.
Reinhold Yabo (hier gegen Jeremy Dudziak) wurde beim 1:1 im Hinspiel eingewechs­elt und machte eine starke Partie.
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