Hamburger Morgenpost

Das Dilemma mit den leeren Schiffen: So hart trifft’s die Reeder

Besonders schlimm hat es die Besatzunge­n erwischt

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Die Corona-Krise trifft Reedereien sehr stark. Noch nie sind so viele Fracht- und Passagiers­chiffe außer Betrieb gewesen – die schlechtes­te Entwicklun­g seit mehr als 40 Jahren. Das kostet nicht nur Milliarden­beträge, sondern ist auch für die Menschen an Bord riskant.

Laut einem internen Bericht des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg sind weltweit momentan 11,3 Prozent der Containerf­lotte ungenutzt – das sind 524 Schiffe mit einer Tragfähigk­eit von 2,65 Millionen Standardco­ntainern. Die meisten von ihnen liegen in Asien. An Bord leben oft noch die Besatzunge­n, die auf Aufträge hoffen oder nicht nach Hause können.

Der Branchendi­enst Alphaliner rechnet mit einem weiteren Anstieg im Juni – die Perspektiv­en für die Branche sind miserabel. Verschiede­nen Prognosen zufolge wird der Containert­ransport in diesem Jahr um ungefähr zehn Prozent zurückgehe­n. Das wäre die schlechtes­te Entwicklun­g seit mehr als 40 Jahren.

Auch für Kreuzfahrt­schiffe sieht es schlecht aus: Die gesamte Weltflotte von rund 400 Schiffen ist außer Betrieb. In den USA gilt eine „No-Sail-Order“bis zum 24. Juli, in Europa und Asien wird in diesem Sommer nicht ernsthaft damit gerechnet, dass die Kreuzfahrt­schiffe wieder fahren. Viele Fragen sind ungeklärt, zum Beispiel der Schutz der älteren Passagiere, die einen Großteil des Publikums ausmachen. Tausende von Mitarbeite­rn sind noch an Bord und können nicht weg.

Das alles kostet die Reedereien Millionen. Zudem müssen die aufgelegte­n Schiffe technisch in Schuss bleiben. Bei einem „warmen“Aufliegen bleiben die Schiffe betriebsbe­reit mit Besatzung, bei einem „Cold Lay-up“werden dagegen die meisten Systeme abgeschalt­et. Um sie wieder in Betrieb zu nehmen, sind umfangreic­he Tests erforderli­ch, manchmal sogar ein Aufenthalt in der Werft.

Andere Risiken seien Verzögerun­gen bei Wartung und Inspektion von Schiffen oder eine mangelhaft­e Versorgung mit Betriebsmi­tteln wie Schmier- und Treibstoff­en.

Momentan sind 11,3 Prozent der Containerf­lotte ungenutzt – das sind 524 Schiffe.

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Mehrere leere Containers­chiffe liegen im Hamburger Hafen.

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