Frederik Ahrens
Motto: Der HSV wird wie in der vergangenen Saison am Ende den Aufstieg trotz zwischenzeitlich sehr guter Ausgangslage wieder verspielen.
Viel hat nicht gefehlt, um im Spiel gegen Wiesbaden den Abwärtstrend fortzusetzen. Angeschlagen war der HSV in die Partie gegangen. Auf dem Platz gab es direkt die nächsten Rückschläge. Wieder ein Rückstand, wieder zwei Gegentore. Der HSV lud den Gegner zum Toreschießen ein. Kein gutes Spiel, doch am Ende wurde die Partie trotz aller Probleme und Widerstände gewonnen.
War das die Wende? Vom Sieg des Willens war nach dem Wiesbaden-Spiel beim HSV die Rede. Es soll Mut für den Endspurt machen. Passend dazu gibt es nun im Volkspark den Vollgas-Schwur. Trainer Dieter Hecking: „Gegen Wiesbaden mussten wir im Spiel zweimal wieder aufstehen. Das haben wir geschafft. Meine Mannschaft hat dem Druck standgehalten. Wie sie zurückgeschlagen hat, das zeigt, welche tolle Mannschaft der HSV hat, mit welchem Charakter diese Spieler ausgestattet sind. Diese Mannschaft wird es jetzt voll durchziehen. Wir werden alles versuchen und wir werden immer wieder aufstehen. Diese Mannschaft hat den absoluten Willen, aufzusteigen.“
Dieter Hecking war genervt. Und jeder, der ihm eine Frage zum Torwartwechsel stellen wollte, bekam das zu spüren. Die Botschaft des HSVTrainers: Eine solche Rotation sei doch das Normalste der Welt. Und wer das hinterfragt, versteht offenbar nichts vom Fußball. Natürlich weiß Hecking selbst, dass dem nicht so ist. Neben dem HSV wechselte selbst in der englischen Woche nur Krisen-Klub Schalke freiwillig den Torhüter (Aue und
Nürnberg waren aufgrund von Sperren dazu gezwungen). Und dass der Coach offenließ, wer am kommenden Montag im Heimspiel gegen Holstein Kiel im Kasten stehe, sorgt natürlich dafür, dass das Torwart-Thema vorerst bleibt, was es ist: nämlich ein Thema. Mit seiner betont abwehrenden Art will Hecking vermutlich vor allem erreichen, dass keiner seiner Keeper beschädigt aus der Nummer hervorgeht. Im Kampf um den Aufstieg wird er die mentale Stärke jedes Einzelnen brauchen.
Das Spiel gegen Wiesbaden, aus dem ausgerechnet David Kinsombi bei seinem ersten Startelfeinsatz seit fast sieben Monaten als Matchwinner hervorging, lieferte dafür den besten Beweis. Dass der HSV trotz des über weite Strecken erschreckend fahrigen Auftritts drei Punkte holte, kann einerseits als Zeichen gewertet werden, dass man eben doch dazu in der Lage ist, auch sogenannte dreckige Spiele für sich zu entscheiden, andererseits hat sich aber auch gezeigt, dass vor dem Spiel gegen Kiel eine Menge psychologische Arbeit auf Hecking wartet. Die spürbare Verunsicherung muss raus aus den Köpfen und Beinen der Spieler, denen die Niederlage von Stuttgart offenkundig sehr stark zugesetzt hat. Timo Letschert, der sonst so sichere Abwehrchef, unterstrich dies mit seinen Fehlern am allerdeutlichsten. Sollte die Verkrampfung, die Angst vor dem Versagen im Endspurt der Saison bleiben, wird der HSV nicht dauerhaft so glimpflich davonkommen wie gegen Wiesbaden. f.ahrens@ mopo.de
Auf vier Positionen hatte Dieter Hecking sein Team beim Spiel gegen Wiesbaden im Vergleich zum letzten Auftritt in Stuttgart verändert. Als nächster Gegner wartet am kommenden Montag nun Kiel. Gut möglich, dass auch da wieder kräftig rotiert wird. Mit Gideon Jung und Jan Gyamerah (beide muskuläre Probleme) sind dann auch zwei zuletzt verletzte Spieler wieder dabei. Die Vorfreude bei Hecking auf das Duo ist groß.
Gideon Jung (l.) und Jan Gyamerah sollen ab morgen wieder mit dem Team trainieren.
„Wir haben im Spiel gegen Wiesbaden noch bewusst auf beide verzichtet. In den individuellen Trainingseinheiten ist alles wieder gut. Sie werden diese Woche jetzt wieder voll mit der Mannschaft trainieren. Das sind zwei Granaten, die wir in der Hinterhand haben. Wir brauchen jeden Einzelnen“, sagt der HSV-Coach. Hecking baut auf die „Granaten“Jung und Gyamerah. Beide dürften für das Spiel gegen Kiel zumindest eine ernsthafte Option sein.