Hamburger Morgenpost

Schmutzige Geschäfte mit Welpen

Dringender Appell: Kaufen Sie keine Hunde im Internet.

- Von ANNALENA BARNICKEL Hinweise auf Tierschutz­verstöße nimmt der Hamburger Tierschutz­verein (HTV) unter Tel. 21110625 oder per Mail entgegen: tierschutz­beratung@hamburger-tierschutz­verein.de

Das skrupellos­e Geschäft mit illegalem Welpenhand­el boomt gerade in Corona-Zeiten, in denen viele Menschen sich einen Hund zu Hause wünschen und die Tierheime überlastet sind. Immer wieder kommt es auch zu Todesfälle­n unter den massenhaft gezüchtete­n und schlecht versorgten Welpen. Dem Hamburger Tierschutz­verein ist es gelungen, elf Tiere zu retten.

Der Hamburger Tierschutz­verein (HTV) hat laut eigenen Angaben gemeinsam mit dem behördlich­en Kontrolldi­enst des Bezirksamt­es Mitte am 27. Juni elf Mischlings­welpen im Alter von gerade einmal sechs Wochen aus den Händen eines Verkäufers befreit.

„Ihre Rettung kam gerade noch rechtzeiti­g“, so der HTV in einer Pressemitt­eilung. „Denn alle Welpen mussten sofort tierärztli­ch behandelt werden.“Drei Hundekinde­rn sei es auffallend schlecht gegangen, eines von ihnen befinde sich immer noch in einer externen Klinik.

Während der CoronaZeit gibt es besonders viele und dramatisch­e Fälle von Welpenhand­el in Hamburg. In Billstedt soll ein 32 Jahre alter Mann aus seiner Wohnung heraus Welpen verkauft haben, die krank sind – offenbar, weil sie zu früh von der Mutter getrennt wurden.

Auch den frisch geretteten Welpen drohte laut HTV der Tod, weil sie zu früh von der Mutter getrennt wurden und in katastroph­alen hygienisch­en Zuständen aufgewachs­en seien. „Aufgrund fehlender Impfungen und unterlasse

ner tierärztli­cher Kontrollen hatten sie starke Durchfälle, ihre jungen Körper waren geschwächt und ausgezehrt durch den hohen Flüssigkei­tsverlust“, so der Tierschutz­verein. Drei der Welpen litten an Parvoviros­e. Diese Viruserkra­nkung ist bei gezüchtete­n Welpen sehr verbreitet. Sie schwächt das Immunsyste­m und führt unbehandel­t zum Tod.

Der Welpenhänd­ler sei den zuständige­n Behörden bereits seit 2017 bekannt. Das bestätigt das Bezirksamt Mitte auf MOPO-Anfrage. Am 16. Juni 2020 wurde ihm ein Tierhaltun­gsverbot auferlegt, dieses missachte er allerdings weiterhin. „Der illegale Welpenhand­el ist kein Phänomen von Corona“, so Bezirksamt­ssprecheri­n Sorina Weiland, „allerdings suchen mehr Leute während Corona über das Internet einen Hund, was das Ganze dann begünstigt.“

„Seit 2017 fingiert die HTV-Tierschutz­beratung ein Kaufintere­sse, um den Machenscha­ften dieses Händlers auf die Spur zu kommen und die Behörde einschalte­n zu können“, so der HTV. Auf diese Weise hätten unter anderem die drei Welpen Tony, Sky und Enno gerettet werden können, die teilweise ein neues Zuhause haben. Sky und Enno stehen noch zur Vermittlun­g bereit.

Die elf Welpen des letzten Einsatzes stünden zurzeit allerdings noch nicht zur Vermittlun­g, so der Hamburger Tierschutz­verein auf MOPONachfr­age. „Wir sind auch schon wieder an dem nächsten Fall dieses Händlers dran“, fährt der HTV fort, „denn obwohl er das Verkaufsve­rbot hat, scheint ihn das nicht zu interessie­ren.“Der Hamburger Tierschutz­verein appelliert eindringli­ch an alle Hamburger: „Bitte kaufen Sie keine Welpen oder andere Tiere online! Auch nicht aus Mitleid, da das die brutale und leidvolle Produktion­smaschiner­ie der Welpenmafi­a ankurbelt.“

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Diese drei Welpen konnten rechtzeiti­g aus den Fängen eines Welpenhänd­lers befreit werden.
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Auch Welpe Tony hatte Glück – und genießt mittlerwei­le ein sorgenfrei­es Leben.
Enno sucht ein neues, liebevolle­s Zuhause. Auch Welpe Tony hatte Glück – und genießt mittlerwei­le ein sorgenfrei­es Leben.

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