Hamburger Morgenpost

Von SIMONE PAULS

Das quälende Gezerre um die Filialen geht weiter. Die Gewerkscha­ft will kämpfen. Eine Mini-Hoffnung bleibt

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Der Schock war groß, als der Warenhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof das Aus für 62 seiner insgesamt 172 Filialen verkündete. Als die Nachricht kam, dass sechs Standorte erhalten bleiben, wuchs ein kleines bisschen Hoffnung, dass noch weitere Filialen von der Streichlis­te verschwind­en könnten. Diese Hoffnung hat einen Dämpfer bekommen, auch in Hamburg.

Vier der sieben Hamburger Häuser stehen vor dem Aus, am 31. Oktober soll

Schluss sein. Betroffen sind die Filialen in Bergedorf, im Alstertal-Einkaufsze­ntrum, in Wandsbek und am Kaufhof-Standort an der Mönckeberg­straße. Insgesamt sind 450 Jobs in Hamburg in Gefahr.

Am Donnerstag gab es für die Mitarbeite­r keine guten Nachrichte­n. Der Konzern hat die Betriebsrä­te darüber informiert, dass die Gespräche mit den Vermietern mit Bitte um ein Entgegenko­mmen ohne Ergebnis beendet seien. Für alle 56 Häuser sei der Schließung­sbeschluss gefasst worden.

„Das war schockiere­nd.

Erst war die Rede von Fokus-Filialen, jetzt sind wir Schließung­s-Filialen, das ist bitter“, sagt Mark-Oliver Thöne, Betriebsra­tsvorsitze­nder in Wandsbek. Kämpferisc­h sagt er: „Wir werden trotzdem nicht aufgeben und mit aller Kraft weitermach­en, die noch da ist.“In allen Hamburger Häusern gebe es untereinan­der einen großen Zusammenha­lt.

Der war auch gestern zu spüren. Wie so oft in den vergangene­n Tagen und Wochen haben Mitarbeite­r für den Erhalt der Filialen demonstrie­rt. Sie trafen sich um 12 Uhr vor dem

Kaufhof-Haus an der Mönckeberg­straße.

Aufgerufen zu dem Protest hatte die Gewerkscha­ft Verdi. Landesbezi­rksleiter Berthold Bode ist aufgebrach­t über die Pläne. „Es kann nicht sein, dass in Hamburg Häuser geschlosse­n werden sollen, die schwarze Zahlen schreiben und die für die Stadtteile und auch die Innenstadt von zentraler Bedeutung sind“, sagt er. Er kündigt an: „Wir werden weiter um jeden Arbeitspla­tz kämpfen.“

Ein kleines bisschen Hoffnung gibt es allerdings noch für alle Beschäftig­ten. Wie der „Spiegel“heute berichtet, könnten womöglich doch noch einige Standorte gerettet werden. Nach Aussagen von Sachwalter Frank Kebekus könnten weitere fünf bis sechs Filialen erhalten bleiben. „Wir reden noch mit einigen Vermietern, und ich hoffe, dass wir am Ende weniger als 50 Standorte schließen müssen“, so Kebekus zum „Spiegel“. Dem Nachrichte­nmagazin zufolge dürfte etwa das Karstadt-Haus auf der Frankfurte­r Einkaufsme­ile Zeil nun doch geöffnet bleiben. Ob auch Häuser in Hamburg dazugehöre­n werden, ist nicht bekannt.

Sonnabend, 11. Juli 2020 13

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