Hamburger Morgenpost

Von SINA RIEBE

Bei der Hamburger Hochbahn gibt es trotz Tarifvertr­ags erhebliche Unterschie­de beim Einkommen

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Mit einem Bollerwage­n voller Spielzeug fing vor mehr als 20 Jahren alles an – jetzt ist das „Jesus Center“am Schulterbl­att das Herz der offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlich­en aus der Schanze. Doch es geht nicht nur um die reine Beschäftig­ung, sondern darum, eine Schulter zum Anlehnen, sozusagen eine zweite Familie zu bieten.

Zwischen Graffiti und Dealern tobten schon vor 20 Jahren die Kinder auf den Grünfläche­n und Spielplätz­en des Flora-Parks umher. Das „Jesus Center“machte es sich schon damals zur Aufgabe, die Kinder im Viertel abzulenken, zu bespaßen und ihnen mit einem Bollerwage­n voller Spielzeug eine Anlaufstel­le zu bieten. „Das ist auch heute noch Teil unserer Arbeit“, sagt Pascal Heberlein, Pädagogisc­her Leiter der offenen Arbeit.

Doch dabei ist es längst nicht geblieben. Neben Nachhilfe und Lernförder­ung durch eine ausgebilde­te Lerntherap­eutin geht es hauptsächl­ich darum, die junge Generation auf ihrem Weg in ein zufriedene­s und möglichst sozial verträglic­hes Leben zu begleiten. Bedeutet, die Kinder und Jugendlich­en von kriminelle­n

Sonnabend, 11. Juli 2020 19

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UNGERECHTI­GKEIT sein?

„Solche Fälle sind äußerst selten und ergeben sich tatsächlic­h aus den mit der Gewerkscha­ft vereinbart­en Tarifvertr­ägen im Zuge von Änderungen des tarifliche­n Entgeltsys­tems“, sagt Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse zur MOPO.

Vor vielen Jahren seien Anpassunge­n im Entgeltsys­tem erforderli­ch gewesen, damit die Hochbahn wettbewerb­sfähig bleiben konnte. „Im Zuge solcher Änderungen wurden mit der Gewerkscha­ft unter anderem Vereinbaru­ngen getroffen, die einen Ausgleich für Mitarbeite­r vorsehen, bei denen die Systemverä­nderungen keine Verbesseru­ng nach sich zieht“, so Dinse.

Heißt: Bestimmte Angestellt­e hatten für ihre damalige Tätigkeit eine Zulage erhalten, weil sie bei den Tarifverha­ndlungen leer ausgegange­n sind. Das Problem: Bei einigen Mitarbeite­rn gab’s seitdem einen Jobwechsel, die Zulage wurde aber nicht gestrichen.

„Der Ausgleich muss tarifrecht­lich nämlich auch in diesem Fall weiterhin geleistet werden, unabhängig vom

Verdienst auf der neuen Position“, so Dinse. Solche Konstellat­ionen seien im Einzelfall ärgerlich, ließen sich bei komplexen tarifrecht­lichen Regularien aber nie ganz ausschließ­en.

Axel Roth ist damit nicht zufrieden. „Das verstößt gegen die Gleichbeha­ndlung“, sagt er – und beschwert sich bei der Gewerkscha­ft Verdi. Doch die teilt ihm mit, dass er bei einer rechtliche­n Auseinande­rsetzung keine Erfolgsaus­sichten hätte. „Es gilt nicht das allgemeine für einschlägi­g gehaltene Gleichbeha­ndlungsrec­ht. Dies existiert in diesem Falle nicht“, heißt es in einem Schreiben.

Möglicherw­eise wäre das Problem nicht entstanden, wenn die Zulage bei einem internen Jobwechsel automatisc­h entfallen wäre. Nun ist es dafür zu spät. „Entscheide­nd ist die Situation jetzt. Die Hochbahn kann ihren Mitarbeite­rn kein Geld wegnehmen – dann muss sie eben mehr zahlen, um Lohngerech­tigkeit herzustell­en“, sagt CDU-Arbeitsexp­erte Andreas Grutzeck. Das wäre ganz im Sinne von Axel Roth.

Der Wirbel um die Identität von HSV-Profi Bakery Jatta nimmt kein Ende. Nach der Debatte im vergangene­n Sommer hat es wegen neuer Vorwürfe vor rund einer Woche eine Hausdurchs­uchung bei dem 22-Jährigen gegeben. Die HSV-Fans stellen sich erneut in eindrucksv­oller Weise hinter Jatta.

Ihnen dränge sich „der Eindruck auf, dass die Allianz von BILD und Staatsanwa­ltschaft, getragen von alltagsras­sistischen Klischees, ihr angekratzt­es Ego aufpoliere­n möchte und daher zu solch drastische­n Maßnahmen greift“, schreibt die aktive Fan-Szene auf der Website der Fanhilfe „Nordtribün­e Hamburg“.

„Allzu verwunderl­ich“sei das nicht. Dennoch „drängt sich die Frage auf, warum die Polizei einem einzelnen Pressevert­reter der Zeitung, die diese eklige Kampagne überhaupt erst gestartet und dabei Menschen vorverurte­ilt und stigmatisi­ert hat, einen Exklusivbe­richt ermöglicht. [...] Von einer ausgewogen­en oder neutralen Berichters­tattung kann bei derartigen Vorgängen kaum die Rede sein“. So trete das Medium ein weiteres Mal zugleich als „selbstgere­chter Ankläger und Richter“in dieser Affäre auf.

Für die Anhänger spiele die Identität von Jatta „unabhängig von der hier komplett ignorierte­n Unschuldsv­ermutung“keine Rolle: „Ein Mensch, der durch die Sahara und über das Mittelmeer flüchtet, tut dies garantiert nicht aus der Absicht heraus, deutsche Behörden zu überlisten und Profifußba­ller zu werden. Tagtäglich ertrinken Menschen mit ähnlichen Schicksale­n wie dem von Bakery oder werden von Grenzbeamt­en misshandel­t und gefoltert. Das ist der wahre Skandal.“

Die Fans stellen daher klar: „Wir stehen weiterhin voll und ganz hinter unserem Spieler und Mitbürger Bakery Jatta und fordern die Stadt Hamburg dazu auf, das Gleiche zu tun. Bakery Jatta steht für uns mit seiner Prominenz

als Fußballpro­fi stellvertr­etend für alle Menschen, die in Hamburg Zuflucht und ein sicheres Leben suchen.“

Das Schreiben endet mit einem klaren Appell: „Wir fordern die unverzügli­che Rückgabe aller von der Staatsanwa­ltschaft beschlagna­hmten Geräte an Bakery Jatta, sowie eine sofortige Einstellun­g des Ermittlung­sverfahren­s. Zudem fordern wir den HSV auf, falls bestehend, jede Zusammenar­beit mit der BILD einzustell­en.“

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