Von SINA RIEBE
Bei der Hamburger Hochbahn gibt es trotz Tarifvertrags erhebliche Unterschiede beim Einkommen
Mit einem Bollerwagen voller Spielzeug fing vor mehr als 20 Jahren alles an – jetzt ist das „Jesus Center“am Schulterblatt das Herz der offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus der Schanze. Doch es geht nicht nur um die reine Beschäftigung, sondern darum, eine Schulter zum Anlehnen, sozusagen eine zweite Familie zu bieten.
Zwischen Graffiti und Dealern tobten schon vor 20 Jahren die Kinder auf den Grünflächen und Spielplätzen des Flora-Parks umher. Das „Jesus Center“machte es sich schon damals zur Aufgabe, die Kinder im Viertel abzulenken, zu bespaßen und ihnen mit einem Bollerwagen voller Spielzeug eine Anlaufstelle zu bieten. „Das ist auch heute noch Teil unserer Arbeit“, sagt Pascal Heberlein, Pädagogischer Leiter der offenen Arbeit.
Doch dabei ist es längst nicht geblieben. Neben Nachhilfe und Lernförderung durch eine ausgebildete Lerntherapeutin geht es hauptsächlich darum, die junge Generation auf ihrem Weg in ein zufriedenes und möglichst sozial verträgliches Leben zu begleiten. Bedeutet, die Kinder und Jugendlichen von kriminellen
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UNGERECHTIGKEIT sein?
„Solche Fälle sind äußerst selten und ergeben sich tatsächlich aus den mit der Gewerkschaft vereinbarten Tarifverträgen im Zuge von Änderungen des tariflichen Entgeltsystems“, sagt Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse zur MOPO.
Vor vielen Jahren seien Anpassungen im Entgeltsystem erforderlich gewesen, damit die Hochbahn wettbewerbsfähig bleiben konnte. „Im Zuge solcher Änderungen wurden mit der Gewerkschaft unter anderem Vereinbarungen getroffen, die einen Ausgleich für Mitarbeiter vorsehen, bei denen die Systemveränderungen keine Verbesserung nach sich zieht“, so Dinse.
Heißt: Bestimmte Angestellte hatten für ihre damalige Tätigkeit eine Zulage erhalten, weil sie bei den Tarifverhandlungen leer ausgegangen sind. Das Problem: Bei einigen Mitarbeitern gab’s seitdem einen Jobwechsel, die Zulage wurde aber nicht gestrichen.
„Der Ausgleich muss tarifrechtlich nämlich auch in diesem Fall weiterhin geleistet werden, unabhängig vom
Verdienst auf der neuen Position“, so Dinse. Solche Konstellationen seien im Einzelfall ärgerlich, ließen sich bei komplexen tarifrechtlichen Regularien aber nie ganz ausschließen.
Axel Roth ist damit nicht zufrieden. „Das verstößt gegen die Gleichbehandlung“, sagt er – und beschwert sich bei der Gewerkschaft Verdi. Doch die teilt ihm mit, dass er bei einer rechtlichen Auseinandersetzung keine Erfolgsaussichten hätte. „Es gilt nicht das allgemeine für einschlägig gehaltene Gleichbehandlungsrecht. Dies existiert in diesem Falle nicht“, heißt es in einem Schreiben.
Möglicherweise wäre das Problem nicht entstanden, wenn die Zulage bei einem internen Jobwechsel automatisch entfallen wäre. Nun ist es dafür zu spät. „Entscheidend ist die Situation jetzt. Die Hochbahn kann ihren Mitarbeitern kein Geld wegnehmen – dann muss sie eben mehr zahlen, um Lohngerechtigkeit herzustellen“, sagt CDU-Arbeitsexperte Andreas Grutzeck. Das wäre ganz im Sinne von Axel Roth.
Der Wirbel um die Identität von HSV-Profi Bakery Jatta nimmt kein Ende. Nach der Debatte im vergangenen Sommer hat es wegen neuer Vorwürfe vor rund einer Woche eine Hausdurchsuchung bei dem 22-Jährigen gegeben. Die HSV-Fans stellen sich erneut in eindrucksvoller Weise hinter Jatta.
Ihnen dränge sich „der Eindruck auf, dass die Allianz von BILD und Staatsanwaltschaft, getragen von alltagsrassistischen Klischees, ihr angekratztes Ego aufpolieren möchte und daher zu solch drastischen Maßnahmen greift“, schreibt die aktive Fan-Szene auf der Website der Fanhilfe „Nordtribüne Hamburg“.
„Allzu verwunderlich“sei das nicht. Dennoch „drängt sich die Frage auf, warum die Polizei einem einzelnen Pressevertreter der Zeitung, die diese eklige Kampagne überhaupt erst gestartet und dabei Menschen vorverurteilt und stigmatisiert hat, einen Exklusivbericht ermöglicht. [...] Von einer ausgewogenen oder neutralen Berichterstattung kann bei derartigen Vorgängen kaum die Rede sein“. So trete das Medium ein weiteres Mal zugleich als „selbstgerechter Ankläger und Richter“in dieser Affäre auf.
Für die Anhänger spiele die Identität von Jatta „unabhängig von der hier komplett ignorierten Unschuldsvermutung“keine Rolle: „Ein Mensch, der durch die Sahara und über das Mittelmeer flüchtet, tut dies garantiert nicht aus der Absicht heraus, deutsche Behörden zu überlisten und Profifußballer zu werden. Tagtäglich ertrinken Menschen mit ähnlichen Schicksalen wie dem von Bakery oder werden von Grenzbeamten misshandelt und gefoltert. Das ist der wahre Skandal.“
Die Fans stellen daher klar: „Wir stehen weiterhin voll und ganz hinter unserem Spieler und Mitbürger Bakery Jatta und fordern die Stadt Hamburg dazu auf, das Gleiche zu tun. Bakery Jatta steht für uns mit seiner Prominenz
als Fußballprofi stellvertretend für alle Menschen, die in Hamburg Zuflucht und ein sicheres Leben suchen.“
Das Schreiben endet mit einem klaren Appell: „Wir fordern die unverzügliche Rückgabe aller von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Geräte an Bakery Jatta, sowie eine sofortige Einstellung des Ermittlungsverfahrens. Zudem fordern wir den HSV auf, falls bestehend, jede Zusammenarbeit mit der BILD einzustellen.“