Jubiläum unterm Regenbogen: 25 Jahre Lesben- und Schwulenverband
BEWEGTE GESCHICHTE Das Vorstands-Team blickt zurück – und erklärt, wie trotz Corona gefeiert werden kann
Seit 25 Jahren setzt sich der Lesbenund Schwulenverband Hamburg (LSVD) für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) ein. 2020 feiert der ehrenamtliche Verband in der Hansestadt Jubiläum. Er blickt auf eine ereignisreiche Geschichte zurück.
Jedes Jahr am 17. Mai ist der Himmel in Hamburg kunterbunt. Denn an diesem Tag lässt der LSVD Hamburg seit 2009 jährlich Hunderte rote, gelbe, blaue und grüne Luftballons in die Höhe steigen. Damit soll ein Zeichen gegen Hass und Homophobie gesetzt werden.
Die Anfänge in der Hansestadt reichen zurück bis ins Jahr 1995. Am 11. Februar gründete sich der LSVD Hamburg, damals noch SVD-Hamburg (Schwulenverband in Deutschland). Erst vier Jahre später wird der SVD zum LSVD. Bis 2007 war der Verein dann mal mehr, mal weniger aktiv – die letzten drei Jahre sogar ohne Vorstand. 2008 übernahmen Barbara Mansberg und Wolfgang Preussner den Landesvorstand, mittlerweile im 13. Jahr.
Preussner und Mansberg begannen, sich als Landesverband Hamburg in politische Themen einzumischen – mit dem Ziel der Gleichstellung der LSBTI-Menschen. Dabei sind sie aber nicht alleine, sondern stellten zusammen mit der Community verschiedene Projekte auf die Beine, arbeiten mit der Aids-Hilfe und dem „Lesbenverein Intervention“zusammen.
„Die Hamburger Politik unterstützt den Verein und unsere Forderungen seit Jahren“, so Preussner. „Ein großer Schritt war für uns die Öffnung der Ehe 2017“, sagt Preussner, „das haben wir ganz groß gefeiert. Der Bundesverband arbeitet daran seit seiner Gründung. Aber auch das Jubiläum der zehn Jahre Lebenspartnerschaft im Jahr 2011 sind etwas, an das wir uns sehr gerne erinnern.“
Ein jährliches Highlight sei normalerweise der CSD, dieser kann in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nicht wie sonst stattfinden. „Hamburg Pride plant derzeit eine Fahrraddemo“, so Preussner, „das ist noch nicht beschlossen, aber ich sehe darin kein Problem, wenn die Menschen im Abstand eine Tour durch Hamburg fahren.“Der CSD sei ein wichtiges Event, um sichtbar zu sein. In Hamburg kommen dort sonst etwa 250 000 Menschen zusammen.
Besonders stolz ist Preussner auf das Menschenrechtsprojekt im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg – St. Petersburg im Bereich der Jugendarbeit. Jugendliche zwischen 18 und 26 Jahren können an dem jährlichen Austausch teilnehmen und die jeweiligen Projekte im anderen Land besuchen.
„Ich sage den Teilnehmern vorher, dass sie ihre Regenbogen-Klamotten zu Hause lassen sollen“, erklärt der 59-Jährige, „die Festivals finden meistens in großen Hotels oder Kinos statt. Dort sind sie etwas vor dem Gesetz geschützt.“Umso schöner findet er es, wenn die russischen Jugendlichen nach Hamburg zum CSD kommen. „Wenn sie am Bahnhof die bunten Flaggen sehen, sind sie meistens schon total überwältigt.“
Die Toleranz in Hamburg sieht er als relativ hoch an – im Gegensatz zur Hauptstadt. „In Berlin werden jeden Tag ein bis zwei Menschen wegen ihrer Homosexualität denunziert, geschlagen oder überfallen“, sagt er. Das sei in der Hansestadt nicht so, trotzdem gebe es Pöbeleien und Gegenden, in denen Männer nicht Händchen haltend spazieren gehen können.
Es bleibt also auch nach 25 Jahren noch viel zu tun. Ein großes Anliegen ist dem LSVD die Änderung der Abstammungsregeln. Laut dieser ist nur Mutter eines Kindes, die dieses tatsächlich auch geboren hat. Für Kinder, die in eine Ehe hineingeboren werden, bestimmt das Gesetz, dass der Ehemann der zweite rechtliche Elternteil des Kindes ist – gleichgültig ob er tatsächlich der biologische Vater des Kindes ist oder nicht.
Aber diese Vorschrift sei nicht um „die Ehefrau der Mutter“erweitert worden. „Die Ehefrau der Mutter kann deshalb weiterhin nur im Wege der Stiefkindadoption der zweite rechtliche Elternteil des Kindes werden“, erklärt Preussner. „Und das wollen wir ändern.“
Ein großer Schritt war für uns die Öffnung der Ehe. Das haben wir ganz groß gefeiert. Wolfgang Preussner