Hamburger Morgenpost

Sprechen mit dem „Rivalen“der Europäer BERLIN -

So will Bundesauße­nminister Heiko Maas China in Schach halten

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China setzt internatio­nal seinen Anspruch, Weltmacht zu sein, rigoros durch – und beschränkt Hongkongs Freiheiten. Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) will nicht, dass sich Europa dem Riesenreic­h unterordne­t. Er plädiert im Interview mit dem Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d (RND) dafür, dass die Europäisch­e Union vereint China gegenübert­ritt, um Menschenre­chte weltweit schützen zu können.

Herr Minister, als Folge des chinesisch­en Sicherheit­sgesetzes für Hongkong gibt es internatio­nal harsche Kritik. Warum hört man aus Berlin nichts?

Diese Sichtweise kann ich so nicht teilen. Wir haben uns als EU-Außenminis­ter sehr klar zu dem neuen Sicherheit­sgesetz für Hongkong positionie­rt. Dabei haben wir deutlich gemacht: Das Prinzip „Ein Land – Zwei Systeme“darf nicht ausgehöhlt werden. Daran werden wir Peking messen.

Nachdem Sie 2019 den Demokratie­aktivisten Joshua Wong getroffen hatten, warf Ihnen Peking „Respektlos­igkeit“vor. Würden Sie Wong und seine Mitstreite­r erneut treffen?

Als Außenminis­ter treffe ich auch Vertreteri­nnen und Vertreter der Zivilgesel­lschaft, das gehört zum Job. Daran wird sich nichts ändern. Es geht jetzt darum, ob China sich an seine internatio­nalen Verpflicht­ungen hält. Wir werden uns genau anschauen, wie sich das Sicherheit­sgesetz auswirkt. Klar ist, dass wir uns daran orientiere­n werden, inwieweit die Menschenre­chtssituat­ion und die Grundfreih­eiten in Hongkong betroffen sind, die im Basic Law garantiert werden.

Für heute haben Sie den Umgang mit China auf die Tagesordnu­ng des EU-Außenminis­terrats gesetzt. Finden die Europäer zu einer gemeinsame­n Position?

Ich habe mich dafür eingesetzt, dass wir rasch darüber beraten, welche Konsequenz­en

sich aus dem Gesetz für unser Verhältnis zu Hongkong und China ergeben. Am Montag wird es dazu erste Vorschläge geben. Ich bin fest davon überzeugt, wir können gegenüber China nur dann etwas erreichen, wenn wir als EU geschlosse­n mit einer Stimme sprechen.

China ist für Deutschlan­d das drittwicht­igste Exportland. Verpflicht­et wirtschaft­liche Abhängigke­it zur Zurückhalt­ung gegenüber Peking?

Natürlich wollen wir gute Beziehunge­n zu China, auch wirtschaft­lich. Aber das Land ist auch ein Wettbewerb­er und systemisch­er Rivale. Europa hat einen

Wir können gegenüber China nur etwas erreichen, wenn wir als EU mit einer Stimme sprechen. Heiko Maas (SPD), Bundesauße­nminister

klaren Wertekompa­ss. Und der hat nichts mit verkauften deutschen Autos zu tun. Wir erwarten, dass völkerrech­tliche Verpflicht­ungen und Menschenre­chtsstanda­rds eingehalte­n werden.

Kann Deutschlan­d angesichts der Rivalität zwischen den USA und China neutral sein?

Europa muss aufpassen, dass es in der Großmächte­rivalität zwischen den USA und China nicht unter die Räder gerät. Und das kann uns nur gelingen, wenn wir eine europäisch­e Position erarbeiten. Wir sehen einige Punkte, die es mit China zu besprechen gibt: Fragen des Marktzugan­gs, Investitio­nsmöglichk­eiten oder eben das neue Sicherheit­sgesetz für Hongkong. Dazu müssen wir mit China im Gespräch bleiben. Nur dann können wir unsere Position klar zum

Ausdruck bringen.

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Kontrahent­en: Bundesauße­nminister Heiko Maas (l.) und Chinas Präsident Xi Jinping.
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