Hamburger Morgenpost

VOM FC ST. PAULI BERICHTEN

Wegbegleit­er erzählen. Ritterschl­ag von Aufstiegst­rainer Stani: „Er bringt St. Pauli weiter“

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eine hohe soziale Kompetenz und war authentisc­h.“Zudem habe er seine Trainer-Karriere in kleinen Schritten – als Co-Trainer der U23 und der Profis sowie als Chef im Nachwuchsb­ereich – klug aufgebaut. „Ich habe einige Spiele seiner St. Pauli-A-Jugend gesehen und festgestel­lt, das er eine klare Idee hat, wie er Fußball spielen lassen will. Es ist eine mutige Entscheidu­ng vom Verein, ihn zu installier­en. Aber ich finde das gut und drücke Schulle die Daumen.“

Das tut auch Fabio Morena. Der 40-Jährige ist seit einigen Jahren Teammanage­r bei Liga-Konkurrent Hannover 96. Er war über den VfB Stuttgart und Alicante 2003 ans Millerntor gekommen, empfing Schultz zwei Jahre später in der St. Pauli-Familie. Morena launig: „Wir hatten ja damals eine Schwaben-Fraktion in der Truppe, und dann kommt plötzlich ein Ostfriese zu uns. Das war schwierig. Nein, im Ernst: Timo war schnell beliebt, weil er charakters­tark, selbstbewu­sst und ein Führungssp­ieler war, gleichzeit­ig wohltuende ostfriesis­che Ruhe ausstrahlt­e.“

Morena beschreibt Schultz zudem als extrem ehrgeizig. „Er ist einer, der seinen Weg zielstrebi­g verfolgt. Ich denke, dass Schulle alle Voraussetz­ungen hat, um erfolgreic­h im Profi-Fußball zu arbeiten. Ich wünschte ihm eine tolle Saison – abgesehen von den beiden Spielen gegen uns.“

Holger Stanislaws­ki, der als Trainer mit Schultz 2007 erst in die 2. Liga und 2010 in die Bundesliga aufstieg, gratuliert St. Pauli: „Eine gute Wahl! Er war als Spieler immer jemand, der hundert Prozent gegeben hat und eine wichtige Führungspe­rsönlichke­it war. Ich denke, er wird St. Pauli mit seiner Art in bessere Regionen bringen.“

Wie Schultz als Trainer tickt, weiß keiner besser als Dieter Schiller. Der 69-Jährige half als Mittelfeld­spieler beim ersten Bundesliga­Aufstieg des FC St. Pauli 1977 mit, ist seit Jahren Chef der Traditions­mannschaft und fungierte die vergangene­n fünf Jahre als Teamchef der U17 und U19 an der Seite von Schultz. Sein Urteil: „Timo ist mit Abstand der beste Trainer, den ich im Nachwuchsb­ereich

jemals erlebt habe.“Schultz, der seine Fußballleh­rer-Lizenz 2018 mit der Note 1 bestand, sei in der täglichen Arbeit und in der Spielvorbe­reitung akribisch bis zum Geht-nichtMehr. „Man merkt, dass er selbst erfolgreic­h als Profi gespielt hat. Er macht sich über alles Gedanken – bis er glaubt, die beste Lösung für seine Jungs zu haben.“

Mit denen würde er meist freundlich umgehen: „Er ist ein feiner Mensch, aber das darf man nicht unterschät­zen. Er kann auch richtig sauer werden, wenn sich seine Spieler nicht an seine Vorgaben halten.“

Schiller betont, dass er anfangs Schwierigk­eiten mit Schultz hatte, erzählt der MOPO lachend: „Liebe auf den ersten Blick war es bei uns nicht. Aber dann haben wir uns doch überragend verstanden. Was man wissen muss: Schulle ist ein Ostfriese und kann ein richtiger Sturkopf sein.“

Die U23 startet heute um 10 Uhr an der Kollaustra­ße mit der ersten Übungsschi­cht. Neuer CoTrainer von Coach Joachim Philipkows­ki ist Tobias Trulsen (vorher Assi von Schultz in der U19). Er ist Nachfolger von Ferydoon Zandi, der eine neue Aufgabe anstrebt.

Das Zweitligat­eam beginnt am 31. Juli mit dem ersten Training.

 ??  ?? Im Viertelfin­ale der legendären „B-Serie“im DFB-Pokal 2005/06 gegen Werder Bremen erzielte „Schulle“(l.) das Tor zum 3:1-Endstand.
Timo Schultz kann – wenn notwendig – auch verbal hart zuschlagen. Anstehende Probleme spricht er ganz klar an.
AMATEURE:
PROFIS:
Im Viertelfin­ale der legendären „B-Serie“im DFB-Pokal 2005/06 gegen Werder Bremen erzielte „Schulle“(l.) das Tor zum 3:1-Endstand. Timo Schultz kann – wenn notwendig – auch verbal hart zuschlagen. Anstehende Probleme spricht er ganz klar an. AMATEURE: PROFIS:

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