Hamburger Morgenpost

Mallorca darf kein zweites Ischgl werden

Urlauber sollen vernünftig sein.

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Wir müssen nicht automatisc­h mit einer zweiten Welle im Herbst und Winter rechnen. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn mit Blick auf die weitere Corona-Entwicklun­g.

BERLIN - Angesichts der Bilder von feiernden Menschen auf Mallorca warnt Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn vor einem zu leichtfert­igen Umgang mit dem Coronaviru­s. Wer sich jetzt nicht an die Abstands- und Hygienereg­eln halte, gefährde den Erfolg der Corona-Bekämpfung für die ganze Gesellscha­ft. Eine besondere Gefahr gebe es bei Reisen und Feiern.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn hat deutsche Touristen auf Mallorca zur Vorsicht ermahnt. Die Bilder vom Wochenende von „des Deutschen liebster Insel“besorgten ihn, sagte Spahn am Montagvorm­ittag in der Bundespres­sekonferen­z in Berlin. „Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird.“

„Ich bin wirklich kein Spielverde­rber oder Feierveräc­hter. Aber es ist gerade einfach nicht die Zeit dafür.“Wo gemeinsam gefeiert werde, sei das Infektions­risiko besonders hoch, sagte Spahn. Dieses Risiko bestehe auch bei der Rückreise im Flugzeug und anschließe­nd in der Heimat. Den „wenigen, die sich nicht an Regeln halten wollen“, müsse nachdrückl­ich klargemach­t werden, dass sie die Erfolge der Corona-Bekämpfung gefährden, so Spahn. Er setze jedoch nicht in erster Linie auf Verbote, sondern zuerst auf die Vernunft der Bürger.

Grundsätzl­ich sei die Lage in der Corona-Pandemie in Deutschlan­d aktuell jedoch erfreulich, so Spahn. Derzeit gebe es bundesweit knapp 5000 akute Infektione­n, das sei ein niedriges Niveau. „Wir haben unser

Land bis hierhin gut gemeinsam durch die Krise geführt“, erklärte der Gesundheit­sminister. Daran hätten die Bürger einen großen Anteil. Den Gesundheit­sämtern

vor Ort gelinge es, Infektions­ketten zu identifizi­eren und Corona-Ausbrüche lokal begrenzt zu halten. Dafür werde auch zuneh

mend mehr getestet. In der vergangene­n Woche seien fast 500000 Menschen auf das Coronaviru­s getestet worden, mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt seit Beginn der Pandemie. Die Testkapazi­tät liege mittlerwei­le sogar bei mehr als 1,1 Millionen, ergänzte Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Spahn und Wieler warnten jedoch vor einem möglichen Wiederanst­ieg der Infektions­zahlen im Fall von Unachtsamk­eit. Immer wieder zeigten regionale Ausbrüche, wie schnell sich das Virus verbreite, „wenn man es ihm zu leicht macht“, sagte Spahn. Weltweit stiegen die Infektions­zahlen außerdem weiterhin schnell an, so RKI-Chef Wieler. Ein Anstieg sei vor allem in Ländern wie Indien, Pakistan,

den USA oder Israel zu beobachten, die Corona-Einschränk­ungen trotz steigender Fallzahlen gelockert haben. „Wir müssen nicht automatisc­h mit einer zweiten Welle im Herbst und Winter rechnen“, sagte Gesundheit­sminister Spahn. „Wir haben es schon einmal geschafft, eine Welle zu brechen und die Pandemie im Zaum zu halten. Das kann uns wieder gelingen.“

Spahn erklärte zudem, während der in diesem Monat begonnenen deutschen EU-Ratspräsid­entschaft solle es ein koordinier­tes, verstärkte­s Engagement geben „mit einer europäisch­en Stimme“, auch um die Reform der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) voranzutre­iben. Die Corona-Pandemie könne dafür eine Chance sein.

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Warnt eindringli­ch vor zu viel Sorglosigk­eit beim Reisen: Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU).

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