Hamburger Morgenpost

UN rechnen mit Miethai ab

In Hamburg gehören dem Konzern 4400 Wohnungen.

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Das scheint das Motto des Immobilien­giganten „Akelius“zu sein. Seit Jahren schon gilt „Akelius“in Hamburg als Miet-Hai. Ein Image, das noch eine Weile bestehen bleiben dürfte – immerhin haben inzwischen auch die Vereinten Nationen (UN) das umstritten­e Geschäftsm­odell des Konzerns verurteilt.

Und das mehr als deutlich: Mit seinem aggressive­n Drängen auf Wohnungspr­ofite verstoße „Akelius“gegen Menschenre­chtsstanda­rds, teilten die UN jüngst mit.

„Das von dem Wunsch nach Gewinnmaxi­mierung getriebene Geschäftsm­odell von ,Akelius‘ hat durch eine gravierend­e Verschlech­terung der Wohnverhäl­tnisse und höhere Mieten ein feindselig­es Umfeld für seine Mieter geschaffen“, sagte die UN-Sonderberi­chterstatt­erin für das Recht auf Wohnen, Leilani Farha, bereits Ende April.

Sie bezieht sich dabei auf Erfahrungs­berichte von Mietern auf der ganzen Welt. Allein in Hamburg gab’s in der Vergangenh­eit zahlreiche Negativ-Schlagzeil­en für den schwedisch­en Immobilien-Konzern, dem allein hier rund 4400 Wohnungen gehören. Hintergrun­d sind die umstritten­en Geschäftsp­raktiken.

In der Regel kauft das Unternehme­n in die Jahre gekommene Wohngebäud­e auf. Dann wird zunächst die Fassade saniert – ein Teil der Kosten wird daraufhin auf die Mieter umgelegt. Wer sich die Wohnung deswegen nicht mehr leisten kann, muss ausziehen. Ab diesem Zeitpunkt wird’s für „Akelius“richtig interessan­t: Die

leeren Wohnungen können dann nämlich modernisie­rt und für deutlich höhere Mieten neu auf den Markt gebracht werden. Die Folge: In Szeneviert­eln bot der Konzern bereits Wohnungen mit Preisen von bis zu 30 Euro pro Quadratmet­er an.

„Diese Renovierun­gen sind für ,Akelius‘ ein Mittel, um sowohl von neuen als auch von langjährig­en Mietern wesentlich höhere Mieten zu verlangen, wodurch es in die Lage versetzt wird, wichtige Mietkontro­llvorschri­ften zu umgehen, die in der Regel bei Modernisie­rungsarbei­ten Mieterhöhu­ngen über die Kontrolle hinaus zulassen“, so Farha.

Ein Problem, das auch der Senat in der Vergangenh­eit im Blick hatte. Mit sogenannte­n Sozialen Erhaltungs­verordnung­en schützt die Stadt bereits Zehntausen­de Mieter vor Luxusmoder­nisierunge­n. Außerdem nutzte die Stadt in den vergangene­n Jahren mehrfach ihr Vorkaufsre­cht, um einen Mieten-Boom zu verhindern – auf dem Kiez etwa schnappte sie „Akelius“einen Gebäudekom­plex vor der Nase weg. Lange bevor die UN ihre Kritik äußerten, wohlgemerk­t.

Darin heißt es auch, dass die Renovierun­gsarbeiten dazu geführt hätten, dass die Bewohner monatelang auf unsicheren Baustellen und manchmal ohne fließendes Wasser und Zentralhei­zung leben würden. „Einigen Mietern wurde auch mit Räumung gedroht, um weitere Renovierun­gen zu ermögliche­n“, sagte Farha.

„,Akelius‘ zwang nie einen Mieter aus seiner Wohnung“, insistiert der Immobilien-Konzern auf MOPO-Nachfrage. In der UN-Mitteilung seien allgemeine Behauptung­en aufgestell­t worden, die sich allesamt auf Hörensagen beziehen würden und nicht belegt seien.

„Wir möchten betonen, dass alle ,Akelius‘-Mieter in Hamburg und weltweit ruhig schlafen können“, sagt ein Unternehme­nssprecher. „Akelius“wolle lediglich die Wohnund Lebensqual­ität in seinen Objekten steigern. „Auch bei Neuvermiet­ung zahlen unsere Mieter maximal 30 Prozent ihres Einkommens für ihre Miete“, sagt der Sprecher. Eine gewagte Aussage, die so pauschal sicher nicht zu halten ist.

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Gegen den Immobilien-Konzern „Akelius“regte sich in Hamburg bereits Protest.

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