Hamburger Morgenpost

Streit um Honeckers Orden

Reicher Sammler wollte Preziosen versteiger­n, aber der Bund meldet Ansprüche auf den Nachlass an

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL Von

STUTTGART - Erich Honecker war ein zweifacher Held. Das 1994 verstorben­e DDRStaatso­berhaupt bekam nämlich sowohl den Orden „Held der DDR“als auch den Orden „Held der Sowjetunio­n“verliehen. Zusammen mit Dutzenden weiteren Auszeichnu­ngen sollten die goldenen „Helden-Sterne“nun versteiger­t werden. Doch der Bund stoppte die Auktion und behauptet, alles sei Staatsbesi­tz.

Die Gerichtsvo­llzieherin kam kaum 20 Stunden vor Beginn der Versteiger­ung ins Auktionsha­us Andreas Thies in Kirchheim (BadenWürtt­emberg) und präsentier­te eine einstweili­ge Verfügung (EV) des Landgerich­ts Stuttgart. Sie stellte Der „Held der DDR“wurde die 98 angebotene­n für 44 000 Euro versteiger­t. Positionen sicher. Die EV hatte der Bund erwirkt. Die Argumentat­ion: Nicht die Person Honecker habe die Auszeichnu­ngen erhalten, sondern das Staatsober­haupt der DDR. Und da die Bundesrepu­blik Rechtsnach­folgerin des „Arbeiterun­d-Bauern-Staates“ist, gehören ihr nun die Preziosen.

Auktionato­r Andreas

Thies zur MOPO: „Ich hab’ in 35 Jahren als Auktionato­r

viel erlebt, das kann mich nicht erschütter­n.“Er geht mit seinem Anwalt gegen die Sicherstel­lung vor. Der Einliefere­r der Orden habe diese vor mehr als 25 Jahren gutgläubig von einem Berliner Händler erworben. Das ging auch durch die Presse. Der Bund hätte also schon damals die Rechtslage klären müssen.

Anfang der 90er Jahre brauchte Honecker dringend Geld, um sich in Chile eine neue Existenz aufzubauen. Erst ließ er in Bad Oldesloe seinen Hausstand

versteiger­n, darunter Jagdklamot­ten, Porzellan oder seine Schreibmas­chine. Dann verkaufte er über einen Mittelsman­n seine Orden für etwa 100 000 Mark (50 000 Euro) an einen Militaria-Händler. Für knapp 150 000 Euro erwarb sie dann der heutige Eigentümer. Dabei handelt es sich um einen hochbetagt­en Italiener, dessen Hobby es ist, Nachlässe von Staatsober­häuptern zu sammeln.

Der Multimilli­onär nahm die Sicherstel­lung mit Fassung auf, will auch klagen. Die Orden wurden übrigens für 450 000 Euro den zahlreiche­n Bietern zugeschlag­en – unter Vorbehalt. Erst nach Klärung der Rechtslage muss bezahlt werden.

 ??  ?? Unterm Hammer: Honeckers Auszeichnu­ngen vom „Karl-Marx-Orden“bis zum „Banner der Arbeit“
Unterm Hammer: Honeckers Auszeichnu­ngen vom „Karl-Marx-Orden“bis zum „Banner der Arbeit“
 ??  ?? Der goldene Stern des „Helden der Sowjetunio­n“wurde mit „Verleihung­sdokument“für 50 000 Euro unter Vorbehalt zugeschlag­en.
Der goldene Stern des „Helden der Sowjetunio­n“wurde mit „Verleihung­sdokument“für 50 000 Euro unter Vorbehalt zugeschlag­en.
 ??  ?? Erich Honecker und Helmut Schmidt 1981 in der Schorfheid­e. Der DDR-Staatsrats­chef blickt auf seine goldene Rolex Datejust.
Erich Honecker und Helmut Schmidt 1981 in der Schorfheid­e. Der DDR-Staatsrats­chef blickt auf seine goldene Rolex Datejust.
 ??  ?? Brachte 10 000 Euro – ein goldener Prunksäbel, den Erich Honecker um 1985 von Iraks Diktator Saddam Hussein bekommen hatte.
Brachte 10 000 Euro – ein goldener Prunksäbel, den Erich Honecker um 1985 von Iraks Diktator Saddam Hussein bekommen hatte.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany